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Teil islamistischer Salafisten-Bewegung

In Tunesien sind offenbar der mutmaßliche Mörder des Oppositionspolitikers Chokri Belaid und sein Komplize festgenommen worden. Die beiden Männer seien am Montag in Gewahrsam genommen worden, sagten zwei Vertreter der Polizei. Diese gehören demnach der islamistischen Salafisten-Bewegung an. Belaids Ermordung Anfang Februar hatte Tunesien tief in die Krise gestürzt.

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Die beiden Mitglieder der islamistischen Salafisten-Bewegung seien am Montag in Gewahrsam genommen worden, sagten zwei Vertreter der Polizei der Nachrichtenagentur AFP. Vom tunesischen Innenministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Augenzeugin identifizierte Verdächtige

Bei dem mutmaßlichen Mörder handle es sich um einen 31-jährigen Handwerker, der auf die Herstellung von Aluminiummöbeln spezialisiert sei, sagten die beiden mit den Ermittlungen vertrauten Vertreter. Er wurde demnach in Karthago, einem Vorort von Tunis, festgenommen. Sein Komplize soll das Motorrad gefahren haben, mit dem der 31-Jährige nach der Tat geflüchtet war. Zu Identifizierung der beiden Verdächtigen trug demnach die Aussage einer Augenzeugin des Mordes bei. Sie sei unter Polizeischutz gestellt worden. Nach Angaben eines der beiden Polizeivertreter war der mutmaßliche Mörder in einer islamistischen Miliz aktiv, die die Opposition immer wieder für Angriffe und Einschüchterungsversuche verantwortlich macht.

Medien berichten bereits von Geständnis

Auch mehrere tunesische Medien berichteten im Internet von der Festnahme zweier militanter Salafisten. Nach Informationen des Radiosenders Mosaique FM soll der mutmaßliche Mörder seine Verwicklung in die Tat bereits zugegeben haben. Er habe erklärt, er sei einer Fatwa gefolgt, einem islamischen Rechtsgutachten, das zum Tod des renommierten Oppositionspolitikers aufgerufen habe.

Belaid war am Morgen des 6. Februar vor seinem Wohnhaus erschossen worden. Seine Ermordung stürzte Tunesien in eine tiefe Krise. Die Opposition machte die islamistische Regierungspartei Ennahda und ihren Vorsitzenden Rached Ghannouchi für die Tat verantwortlich, es kam zu heftigen Protesten. Ghannouchi und Ennahda weisen jede Verantwortung zurück.

Premier trat zurück

Als Ausweg aus der Krise wollte der bisherige Regierungschef Hamadi Jebali eine Expertenregierung bilden, er scheiterte aber am Widerstand seiner Ennahda-Partei und trat daraufhin zurück. Ennahda benannte inzwischen Innenminister Ali Larayedh als ihren neuen Kandidaten für das Amt. Er wurde am Freitag mit der Regierungsbildung beauftragt.

In Tunesien setzte Anfang 2011 der „arabische Frühling“ ein, der in mehreren arabischen Staaten zu einem politischen Umbruch führte. Neben der aktuellen Krise um den Mord an Belaid kämpft Tunesien weiterhin mit sozialer Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die regelmäßig in Gewalt umschlägt. Die Arbeitslosigkeit und Armut hatten maßgeblich die Revolution ausgelöst, die zum Sturz Ben Alis führte.

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