Emotionaler Ausklang für Pontifikat
Unter dem großen Jubel von Zehntausenden Gläubigen hat der scheidende Papst Benedikt XVI. bei seinem letzten sonntäglichen Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom von den Gläubigen Abschied genommen. Mit seinem Rückzug aus dem Amt folge er dem Wunsch Gottes, erklärte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche dabei.
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Die Menschen feierten den Papst wie schon beim Angelusgebet in der Woche davor mit „Viva il papa“-Rufen und langem Applaus. Benedikts Stimme stockte während seiner Ansprache immer wieder, und er wurde von dem Jubel der Gläubigen unterbrochen. „Danke, im Gebet sind wir uns immer nahe“, rief Benedikt ihnen zu. Er bedankte sich bei den Pilgern für ihre Liebe und Anteilnahme in diesem „besonderen Moment für mich und für die Kirche“.
„Der Kirche weiterhin dienen“
Gott habe ihn gerufen, sich mehr der Meditation und dem Gebet zu widmen, das bedeute aber nicht, dass er die Kirche verlasse, sagte der 85-Jährige. „Im Gegenteil, wenn Gott mich ruft, geschieht das, weil ich der Kirche weiter dienen kann mit derselben Hingabe und Liebe wie bisher, aber in einer angemesseneren Weise für mein Alter und meine Kräfte“, sagte er in seiner Ansprache. Mit Blick auf das Tagesevangelium von der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor meinte der Papst, Gott habe ihn gerufen, um „auf den Berg zu steigen“.

AP/Alessandra Tarantino
Gläubige beim letzten sonntäglichen Angelusgebet von Benedikt XVI.
Das Interesse am geplanterweise vorletzten öffentlichen Auftritt des Papstes war enorm. Nach Angaben des Vatikan-Sprechers Federico Lombardi waren rund 100.000 Gläubige gekommen, um den päpstlichen Segen zu empfangen. Schon Stunden vorher warteten die ersten mit Transparenten auf dem Platz, wo das Gebet auf vier großen Leinwänden gezeigt wurde. Mehr als 1.000 Polizisten und 200 Freiwillige sorgten für Sicherheit. Mehrere Straßen rund um den Vatikan wurden für den Verkehr gesperrt, es gab zusätzliche Busverbindungen zum Vatikan.
Beten als Quelle der Kraft
Benedikt nützte das große Forum dazu, um die Bedeutung des Gebets zu unterstreichen. Beten bedeute nicht, sich von der Welt zu isolieren, sondern Kräfte zu schöpfen, um noch besser den Mitmenschen zu dienen, so Benedikt. „Das christliche Leben besteht darin, den Berg der Begegnung mit Gott immer wieder hinaufzusteigen, um dann, bereichert durch die Liebe und die Kraft, die sie uns schenkt, wieder hinabzusteigen und unseren Brüdern und Schwestern mit der gleichen Liebe Gottes zu dienen“, betonte der Papst.
Mit einem starken Pilgeransturm ist auch bei der letzten Generalaudienz des Papstes am Mittwoch zu rechnen. An diesem Tag werden Persönlichkeiten aus der ganzen Welt erwartet, die sich von Benedikt verabschieden wollen. Einen Tag später, am Donnerstag um exakt 20.00 Uhr, endet das Pontifikat von Benedikt XVI. Er hatte am 11. Februar überraschend seinen Rücktritt angekündigt und den Schritt mit gesundheitlichen Beschwerden begründet. Es ist das erste Mal seit über 600 Jahren, dass ein Papst zurücktritt.
Gerüchte über „Gift-Dossier“
Der Vatikan hat am Samstag inzwischen vor einer Beeinflussung des Konklaves, bei dem der nächste Papst gewählt wird, durch Falschmeldungen und Gerüchte gewarnt. Nach den Spekulationen um gestohlene Dokumente, Sex und Korruption kritisierte der Vatikan die Medien. Vermutungen, ein geheimes Dossier, in dem brisante Vorwürfe gegen hochrangige Kirchenvertreter enthalten seien, erhalten jedoch auch aus Kirchenkreisen Auftrieb. Der australische Kardinal George Pell forderte vom Vatikan am Wochenende Aufklärung über das Dossier ein.
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