Appell, Lösegeld zu zahlen
Ein Video, das den im Jemen verschleppten Österreicher zeigt, ist bereits am Donnerstag auf dem Videoportal YouTube im Internet aufgetaucht. Entsprechende Medienberichte bestätigten das finnische und das österreichische Außenministerium der APA am Telefon am Samstag.
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Dominik N. appellierte in dem Video an die Regierungen Österreichs, des Jemen und der „anderen betroffenen Staaten“, Lösegeldforderungen des jemenitischen Stamms, der ihn entführt habe, zu erfüllen. „Andernfalls werden sie mich sieben Tage nach Veröffentlichung dieses Videos töten.“

APA/Robert Jäger
Dominik N. wird auf dem Video mit einer Waffe bedroht
In einer Botschaft an seine Familie sagte er: „Bis jetzt bin ich in guter Gesundheit.“ Während der Aufnahme war ein Gewehr auf N. gerichtet, der während des Videos sichtlich unter großer Anspannung stand. Das Video wurde offenbar am Donnerstag dem 21. Februar online gestellt.
Video wird genau untersucht
Das Video sei authentisch, bestätigte der Leiter der Presseabteilung des Außenministeriums in Wien, Martin Weiss, am Samstagabend gegenüber der APA. Es handle sich um den „ersten Beweis“, dass N. „am Leben und gesund ist“. Der Krisenstab des Außenministeriums befasst sich mit der aktuellen Situation. Das Video werde genau untersucht, so Weiss. Die österreichische Regierung stimme sich eng mit den Regierungen Finnlands und des Jemen ab. Weitere Informationen wolle man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht geben, sagte Weiss.
Finnen möglicherweise in Hand anderer Gruppe
Über das Schicksal des gemeinsam mit dem Österreicher entführten finnischen Paares gibt es indes keine Hinweise. Die finnische Jemen-Expertin Susanne Dahlgren vermutet, dass sich das gleichzeitig mit N. entführte finnische Paar in den Händen einer anderen Entführergruppe befindet. Darauf deute unter anderem hin, dass der Österreicher seine Schicksalsgenossen in dem Video nicht erwähnt.
Außerdem sei es „ungewöhnlich“ für jemenitische Stämme, dass Geiseln via Videobotschaft mit dem Tod bedroht werden, um einer Lösegeldforderung Nachdruck zu verleihen, sagte Dahlgren laut finnischer Nachrichtenagentur STT. Das finnische Außenministerium hält es für möglich, dass ein ähnliches Video mit den finnischen Geiseln auftauchen könnte.
Der 26-jährige österreichische Student war am 21. Dezember 2012 gemeinsam mit einem finnischen Paar in der Hauptstadt Sanaa verschleppt worden. Demnach seien die drei Entführungsopfer in einem Elektronikgeschäft bedroht und zum Mitkommen gezwungen worden.
Wer sind die Entführer?
Entführungen von ausländischen Staatsbürgern durch Stammesgruppen sind im Jemen keine ungewöhnlichen Ereignisse, in den vergangenen 15 Jahren sind mehr als 200 Menschen davon betroffen gewesen. Meistens werden diese als Druckmittel gegen die Regierung verwendet, um beispielsweise einen Infrastrukturausbau oder die Freilassung von eigenen Stammesmitgliedern zu erwirken. In der Regel kamen die Entführungsopfer am Ende wieder unversehrt frei.
Weitaus gefährlicher ist dagegen der religiös motivierte Terrorismus, der auch im Jemen zunimmt. In Zusammenhang mit US-amerikanischen Drohnenangriffen ist oft auch von Aktivitäten von Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AKAP) die Rede. In den Jahren 2007 und 2008 kam es zu Anschlägen auf Touristen in den östlichen Provinzen von Hadramaut und Marib.
Für Bestürzung sorgte 2009 die Entführung von neun Mitgliedern einer Baptistengruppe, die laut „Spiegel“ in der nördlichen Provinz Saada als christliche Missionare unterwegs waren. Die Leichen von zwei deutschen Frauen und einer Südkoreanerin wurden kurze Zeit später gefunden, von den weiteren sechs Entführungsopfern fehlt immer noch jede Spur.
Experte: Al-Kaida-Einfluss oft überschätzt
Der Jemen-Experte Johann Heiss vom Institut für Sozialanthropologie der Universität Wien warnt davor, im Zusammenhang mit den jemenitischen Stammesgebieten voreilig von „Al Kaida“ zu sprechen, deren Einfluss werde vor allem im Nordjemen oft überschätzt. „Die Regierung erhält leichter Geld vom Westen, wenn sie vom Kampf gegen ‚Al Kaida‘ spricht,“ sagt Heiss.
In den meisten Fällen handle es sich um Auseinandersetzungen mit aufsässigen Stämmen, die Hintergründe seien vorwiegend wirtschaftlicher Natur. Auch die Drohnenangriffe der USA treffen oft lokale Stammesführer und ihre Leibgarden, obwohl sie in keinem Kontakt zur AKAP stehen.
Schwierige Verhandlungen
Die jemenitische Regierung habe bei jüngeren Entführungsfällen ein härteres Vorgehen gezeigt. Dabei hatte man Verhandlungsdelegationen der Stämme einfach festgenommen und damit die Herausgabe der Geiseln erzwungen. Die Verhandlungen zwischen Entführern und der Regierung seien deshalb schwieriger geworden. „Es liegt jetzt hauptsächlich in den Händen der österreichischen und finnischen Diplomaten, die drei Geiseln wieder freizubekommen,“ sagt Heiss abschließend.
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