Kontrolle der italienischen Polizei
Der Pferdefleischskandal hat nun auch den Lebensmittelriesen Nestle erreicht. Bei Tests sei Pferde-DNA in zwei Nudelprodukten nachgewiesen worden, für die ein deutsches Unternehmen Fleisch geliefert habe, teilte der Schweizer Konzern am Montag in einer Erklärung mit.
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Die in Italien und Spanien verkauften Sorten Buitoni-Rindfleisch-Ravioli und Rindfleisch-Tortellini seien daraufhin sofort freiwillig vom Markt genommen worden. Der Anteil von Pferdefleisch sei über einem Prozent gelegen, führte Nestle aus. Auch ein in Frankreich hergestelltes Tiefkühlfleischprodukt von Nestle soll demnach aus dem Verkehr gezogen werden. Es handelt sich den Angaben zufolge um eine Fertiglasagne, die für Gastronomiebetriebe hergestellt wird - Video dazu in iptv.ORF.at.
Die italienische Polizei überprüfte unterdessen am Dienstag mehrere Standorte des Unternehmens in Italien. Die Beamten der Einheit für Lebensmittelsicherheit kontrollierten unter anderem, ob die Vorgaben für interne Kontrollen eingehalten wurden, wie das italienische Gesundheitsministerium mitteilte. Betroffen waren ein Unternehmenssitz in Mailand und eine Fabrik in Modena.
Konzern entschuldigt sich
Der Konzern entschuldigte sich bei seinen Kunden und kündigte an, als Konsequenz höhere Standards einzuführen und die Rückverfolgbarkeit der Zutaten zu verbessern. Eine Gesundheitsgefährdung gehe von den falsch deklarierten Produkten nicht aus.

APA/EPA/Laurent Gillieron
Nestle-Chef Paul Bulcke, hier bei einer Pressekonferenz vor rund zwei Jahren, verspricht nun verbesserte Informationen für Konsumenten über die Produkte
In Österreich und zahlreichen anderen europäischen Ländern waren jüngst Spuren von Pferdefleisch in Millionen Fertiggerichten entdeckt worden. Betroffen ist hierzulande bisher die Supermarktkette Lidl mit Tortelloni - die Untersuchung von zuletzt in Supermärkten entnommenen Proben ist aber erst angelaufen. In Deutschland waren bisher große Supermarktketten wie Edeka, Aldi Süd, Kaiser’s Tengelmann, Lidl und das Tiefkühlheimlieferservice Eismann jeweils mit Eigenmarkenprodukten betroffen.
Rohware für Lidl-Tortelloni aus deutscher Firma
Bereits zuvor war bekanntgeworden, dass vermutlich eine weitere Spur im europaweiten Pferdefleischskandal nach Deutschland führt. Der Liechtensteiner Partner der Supermarktkette Lidl, die Firma Hilcona, hatte am Montag erklärt, die Rohware für das Produkt „Combino Tortelloni Rindfleisch“, das auch in Österreich verkauft wurde, sei vom deutschen Fleischlieferanten Vossko gekommen. Es enthalte undeklariertes Pferdefleisch.
Die Firma Hilcona berief sich auf umfassende Untersuchungen in Schweizer Labors. „Die Analysen haben ergeben, dass der Lieferant Vossko aus Deutschland die falsch deklarierte Ware geliefert hat“, so das liechtensteinische Unternehmen. Hingegen sei von der zuvor ähnlich wie Vossko verdächtigten Schweizer Firma Suttero nur reines Rindfleisch an Hilcona geliefert worden.
„Combino Penne Bolognese“ mit Pferdefleisch
Zudem erhärtete sich der Verdacht, dass sich auch in dem vom Markt genommenen Produkt „Combino Penne Bolognese 750 Gramm“ des Herstellers Copack/Frosta Anteile von Pferdefleisch befinden. Das sagte ein Sprecher von Lidl zur APA. Das Produkt war erst am Montag als Angebot in die Regale des Marktes gekommen, aber gleich wieder vorsorglich aus dem Angebot genommen worden.
Eine Eigenuntersuchung habe nun den Verdacht auf Pferdefleisch bestätigt, sagte der Sprecher. Wie groß der Pferdefleischanteil ist, konnte der Lidl-Sprecher nicht sagen. Er betonte, dass wegen der kurzen Spanne, in der die Penne erhältlich waren, nicht allzu viele Packungen verkauft worden sein können.
Vossko untersucht Vorwürfe
Ein Sprecher der Firma Vossko aus Ostbevern in Nordrhein-Westfalen bestätigte, dass Hilcona die Zusammenarbeit mit Vossko aufgekündigt habe. „Wir lassen gerade durch zwei Labore Proben unserer vier Lieferanten von Rindfleisch aus den vergangenen neun Monaten untersuchen. Frühestens Dienstagabend werden wir erste Ergebnisse haben“, sagte ein Vossko-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. Bei den Lieferanten handle es sich um drei deutsche Partner und einen aus dem europäischen Ausland. Näheres wollte der Sprecher nicht sagen.
Über die exakte Herkunft des Fleisches sagt das aber auch noch nichts aus, denn laut dem Sprecher ist das Unternehmen ein „reiner Verarbeitungsbetrieb“. Vossko kaufe das Fleisch, zerkleinere und brate es und liefere es dann an Handel und Industrie eingefroren als Zutat für verschiedene Gerichte. Bei Hilcona im liechtensteinischen Schaan war für Lidl das Nudelgericht „Combino Tortelloni Rindfleisch“ unter dem Markennamen Gusto hergestellt worden. Darin hatten die österreichischen Gesundheitsbehörden Spuren von Pferdefleisch entdeckt.
Weitere Tortelloni-Charge mit Pferdefleisch
Das Wiener Marktamt wies auch in einer zweiten Lebensmittelprobe nicht deklariertes Pferdefleisch nach. Rund 20 Proben seien genommen worden, bei der zweiten beanstandeten Probe handelt es sich um eine andere Charge des bereits beanstandeten Produkts Tortelloni - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
AGES prüft 37 Fertiggerichte
Insgesamt 37 Proben von Fertiggerichten gingen bis Sonntag bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien ein. Sie werden auf Pferde-DNA untersucht. Erste Ergebnisse sollen im Laufe der Woche vorliegen, so die AGES. Die Proben werden im Rahmen der vom Gesundheitsministerium angeordneten Schwerpunktaktion „Fertiggerichte mit Rindfleisch – Untersuchung auf nicht deklarierten Pferdefleischanteil“ untersucht.
In Deutschland wurde unterdessen auch Pferde- und Schweinefleisch in Döner-Kebab nachgewiesen. In Österreich werden bisher jedoch nur Fertiggerichte überprüft. Das Gesundheitsministerium in Wien will diese Woche entscheiden, ob die Untersuchungen ausgeweitet werden.
Dauerhafte DNA-Tests für Fleisch möglich
Der für Gesundheit zuständige EU-Kommissar Tonio Borg schloss unterdessen eine dauerhafte Einführung von DNA-Tests für Fleisch auf EU-Ebene nicht mehr aus. Wenn dies nötig sei, um die Gesundheit der Verbraucher zu schützen, „müssen wir über dauerhafte Pflichttests nachdenken“, sagte Borg.
Als Reaktion auf den Skandal hatte Brüssel am Freitag einen Aktionsplan verabschiedet. EU-weit sollen demnach 2.250 Proben einem DNA-Test unterzogen werden, etwa zehn bis 150 pro Mitgliedsland. Die Ergebnisse sollen der EU-Kommission bis Mitte April übermittelt werden.
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