Wahre Eigentümer verschleiert
Die Rolle der zypriotischen Firma Draap Trading Limited wird im europäischen Pferdefleischskandal immer dubioser. Das Unternehmen hatte das Fleisch in Rumänien gekauft und nach Frankreich verkauft. Wann es zur Falschetikettierung als Rind kam, ist nach wie vor umstritten. Beachtlich sind allerdings die Firmenstruktur von Draap und die Verbindungen zu anderen Unternehmen.
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Die britischen Zeitungen „Guardian“ und „Observer“ (Sonntag-Ausgabe) haben gemeinsam mit OCCRP (Organised Crime and Corruption Reporting Project), einem Zusammenschluss für investigativen Journalismus in Osteuropa, ein Firmennetzwerk aufgedeckt, das hinter Draap steht. Das kaum zu durchschauende Konstrukt besteht aus Dutzenden vor allem in Steueroasen niedergelassenen Firmen mit teilweise höchst zweifelhaften Geschäftsinhalten.
Zypern, Belgien, Niederlande
Chef von Draap ist der Niederländer Jan Fasen. Er bestätigte, an die französische Firma Spanghero Fleisch geliefert zu haben, allerdings eindeutig als Pferd deklariert. Über Zypern liefen die Geschäfte wohl nur formal, Fasen arbeitet von Antwerpen in Belgien aus, das Fleisch wurde in einem Kühlhaus im niederländischen Breda zwischengelagert.
Fasen war bereits im Jänner 2012 in den Niederlanden zu einer Haftstrafe von einem Jahr, davon drei Monate auf Bewährung, wegen betrügerischer Etikettierung von Pferdefleisch verurteilt worden. Damals hatte er Pferdefleisch als Halal-Rindfleisch - also geschlachtet nach islamischen Regeln - verkauft. Der Firmenname „Draap“ ist die Umkehrung von „Paard“ - auf Niederländisch „Pferd“.
Dutzende Firmen in Netzwerk
Draap gehört dem Unternehmen Hermes Guardian Ltd, das auf den British Virgin Islands, einer klassischen Steueroase, angesiedelt ist und wiederum mit 20 weiteren Firmen verflochten ist. Diese befinden sich unter anderen auf Zypern, in Panama und in Russland. Als Leitung des Unternehmens ist in den zypriotischen Unterlagen wieder ein anderes Unternehmen angegeben, Guardstand. Dieses wurde 1996 in Limassol auf Zypern gegründet und hat ebenfalls Dutzende Beteiligungen bei anderen Unternehmen.
Mit Waffenschieberfirma verbunden
Eines von ihnen ist Ilex Ventures - und das tauchte in einem ganz anderen Zusammenhang auf, berichtet der „Observer“. In der Anklageschrift in New York gegen einen der meistgesuchten Waffenhändler der Welt, Viktor Bout, hieß es, dieser hätte mit einem Partner rund 750.000 Dollar an Ilex transferiert. Bezahlt sollten damit demnach Waffenlieferungen in afrikanische Krisenregionen werden - trotz internationalen Embargos.
Die Staatsanwaltschaft in New York behauptete, Bout habe Ilex geleitet. Der als „Händler des Todes“ bekannte früheren Sowjetoffizier wurde im Vorjahr wegen Verschwörung zum Verkauf eines umfangreichen Waffenarsenals an US-feindliche Guerillas in Kolumbien zu einer Strafe von 25 Jahren Haft verurteilt.
Trident Trust als „Krake“ im Hintergrund
Hinter all diesen Unternehmen steht Trident Trust, laut dessen Homepage eine seit 30 Jahren bestehende Firma mit Niederlassungen in 25 verschiedenen „Rechtssystemen“. Die Formulierung ist wohl nicht zufällig gewählt, betreibt man doch Büros in praktisch allen bekannten Steueroasen. Man verwalte 325 Fonds mit Einlagen von insgesamt 20 Milliarden Dollar, heißt es weiter.
Wie komplex die Firmenkonstruktionen sind, zeigen auch schematische Darstellungen der Aufdecker des rumänischen Rise Project, die versuchten, die Verflechtungen und Beteiligungen des Netzwerks zu illustrieren.
Reiche Russen als Zielgruppe
Sowohl bei Draap als auch bei Guardstand ist der Trident Trust als Sekretariatsadresse angegeben. Stellung nehmen zum Pferdefleischskandal wollte dort aber niemand. Die zypriotische Niederlassung des Trident Trust richtet sich vor allem an russische und ukrainische Investoren. Zypern gilt als eines der Finanzzentren von Oligarchen, wenn es darum geht, hohe Beträge „steuerschonend“ anzulegen. Trident Trust und seine Tochterfirmen hatten in der Vergangenheit öfter auch bei spektakulären Deals mitgemischt, etwa 2010 bei der Übernahme des mittlerweile wieder verkauften Stahlwerks DEMZ in Donezk.
Die Aufdeckungen würden illustrieren, wieso verdeckte Eigentümerschaften so ein Problem sind, sagte Rosie Sharpe von der NGO Global Witness dem „Observer“. Egal, ob es darum geht Pferdefleisch als Rind zu verschieben, Waffen an Kriegsparteien zu liefern oder das Geld von korrupten Diktatoren in Sicherheit zu bringen - das alles ginge damit viel zu einfach. Und zypriotische Firmen würden bei Ermittlungen immer wieder im Rampenlicht stehen.
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