Seit Monaten Rücktrittsgerüchte
Mit 78 Jahren hat Joseph Ratzinger 2005 als einer der Ältesten in der Geschichte der Kirche das schwere Amt übernommen. Nun haben ihn seine Kräfte verlassen. Mit 28. Februar werde er sich auf seinen Alterssitz zurückziehen, teilte Benedikt XVI. am Montag überraschend mit und fachte damit Spekulationen über seinen wahren Gesundheitszustand an.
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„Zurücktreten kann man in einer friedlichen Minute oder wenn man einfach nicht mehr kann“, erklärte Benedikt in dem vor zwei Jahren erschienenen Interviewbuch „Licht der Welt“. Und mit knapp 86 Jahren konnte er nicht mehr. Seine Kräfte würden wegen seines hohen Alters nicht mehr ausreichen, erklärte er in seiner auf Latein gesprochenen Rücktrittserklärung.
„Einfach nur alt und müde“
Auch wenn der Vatikan-Sprecher Frederico Lombardi versicherte, es liege keine akute Erkrankung vor, waren die körperlichen Veränderungen des Papstes zuletzt deutlich sichtbar. Dunkle Ringe unter den Augen zeugten von der Anstrengung bei seinen kirchlichen Pflichten. Gehen konnte er schon länger nur noch am Stock. Zuletzt wurde er auf einer beweglichen Plattform zum Altar des Petersdoms gebracht, um ihm den Weg zu ersparen.

APA/EPA/Maurizio Brambatti; AP/Andrew Medichi (Montage)
Der Papst kurz nach seiner Wahl 2005 (l.) und vor wenigen Tagen
Über seinen Gesundheitszustand wurde immer wieder spekuliert. 1991 hatte Ratzinger mehrere Schlaganfälle, die für kurze Zeit seine Sehfähigkeit einschränkten, von denen er sich jedoch wieder völlig erholte. 2009 brach er sich bei einem Sturz das Handgelenk. Beobachter des Vatikans hatten zwar immer wieder versucht zu ergründen, wie es Benedikt geht, welche Medikamente er nimmt und ob er müde Augen hat. Aber Audienzbesucher berichteten auch immer wieder von einem hellwachen Papst, der interessiert an den Dingen dieser Welt sei.
Ein Arzt aus dem Umfeld des Papstes sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP am Montag, dass der Papst, wie viele Männer in seinem Alter, an Prostataproblemen litt, jedoch sonst keine schweren Erkrankungen habe. „Der Papst ist einfach alt und müde“, so der Arzt, der seinen Namen nicht nennen wollte.
Abschied schon vor Monaten geplant
Doch die Gerüchte über einen baldigen Abschied hielten sich schon länger. Der Papst habe nach Angaben des vatikanischen Blattes „L’Osservatore Romano“ schon nach den Reisen in Mexiko und Kuba im März 2012 seinen Rücktrittsentschluss gefasst, schrieb der Chefredakteur Gian Maria Vian. Auch der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, gestand ein, bereits seit Monaten von den Rücktrittsplänen gewusst zu haben.
Auch war den Vatikan-Experten aufgefallen, dass für das Jahr 2013 keinerlei Reisepläne des Pontifex bekannt wurden. Er war schon in den vergangenen Jahren weit weniger gereist als der „Eilige Vater“ Johannes Paul. Für 2013 war jedoch noch nicht einmal bestätigt, dass der Papst - wie üblich - im Juli am Weltjugendtag in Rio teilnehmen wollte.
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