„Kein Plan B“ für Ostern
Papst Benedikt XVI. hat in seine am Montag bekanntgegebene Entscheidung, noch im Februar zurücktreten zu wollen, offenbar nur wenige engste Vertraute einbezogen. Selbst Vatikan-Sprecher Frederico Lombardi gestand ein, von der überraschenden Ankündigung regelrecht überrumpelt worden zu sein.
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„Er hat uns überrascht“, so Lombardi, der gleichzeitig betonte, dass sich der Papst ohne Druck von außen aus freien Stücken zu dem Schritt entschlossen habe. Anlass seien dem Vatikan-Sprecher zufolge zwar gesundheitliche Gründe gewesen, aber keine akute Erkrankung.
Sehr wohl haben seine Kräfte in den letzten Monaten nachgelassen, so Lombardi weiter: Möglicherweise habe Benedikt XVI. die Anstrengungen zu den Osterfeierlichkeiten vermeiden wollen. Im Gegensatz zum Vatikan-Sprecher gestand etwa der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, ein, bereits seit Monaten von den Rücktrittsplänen gewusst zu haben.

APA/EPA/Alessandro di Meo
Vatikan-Sprecher Lombardi: „Er hat uns überrascht“
Auch nach Angaben der Vatikan-Zeitung „L’Osservatore Romano“ habe der Papst schon vor „vielen Monaten“ seinen Rücktrittsbeschluss ergriffen. Seine Entscheidung habe er nach den Reisen in Mexiko und Kuba im März 2012 gefasst, schrieb der Chefredakteur von „L’Osservatore Romano“, Gian Maria Vian.
„Sollten Ostern einen neuen Papst haben“
Lombardi gab indes einen ersten Einblick auf das weitere Procedere. Benedikt XVI. werde - wie von diesem selbst angekündigt - am 28. Februar um 20.00 Uhr sein Amt aufgeben und sich unmittelbar darauf in die vatikanische Sommerresidenz nach Castel Gandolfo zurückziehen. Künftiger Alterswohnsitz des Papstes soll schließlich ein ehemaliges Klausurkloster im Vatikan werden.
Das Konklave für die Wahl des neuen Papstes werde 15 bis 20 Tage nach dem Rücktritt und somit noch im März stattfinden. Lombardi hofft auf eine schnelle Einigung für einen Nachfolger: „Wir sollten zu Ostern einen neuen Papst haben.“ Der Ostersonntag fällt in diesem Jahr auf den 31. März. Für das Osterprogramm gebe es keinen „Plan B“, betonte Lombardi in diesem Zusammenhang. Im Ernstfall könnte aber auch Kardinalsdekan Angelo Sodano bzw. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone die Osterfeierlichkeiten übernehmen.
TV-hinweise
Anlässlich der Rücktrittserklärung von Papst Benedikt XVI. ändert der ORF am Montag sein Programm. Um 20.15 Uhr zeigt ORF2 Christian Rathners Dokumentation „Der Denker auf dem Thron – Rückblick, Bilanz und Analyse des Pontifikats Benedikts XVI.“, danach folgt ein „Runder Tisch“.
Studium und Meditation
Der zurückgetretene Papst werde Lombardi zufolge im Konklave keine aktive Rolle mehr spielen. Auch in der Zeit, während welcher der Stuhl Petri vakant sein werde, werde Benedikt XVI. keine Funktion mehr innehaben: „Die apostolische Verfassung sieht keine Rolle für einen Papst vor, der zurücktritt.“
Vielmehr werde sich Benedikt XVI. nach dem Ende seines Pontifikats seinen Theologiestudien und dem Gebet widmen. Auch seine schriftstellerische Tätigkeit werde der Papst sehr wahrscheinlich fortsetzen. „Der Papst hatte öfters gesagt, dass er seine älteren Jahre dem Gebet, den Studien sowie der Meditation widmen wolle“, betonte Lombardi.
Nur noch kleines Programm für Benedikt XVI.
Bis zu seinem Rücktritt wird Papst Benedikt nur noch ein kleines Programm, das ganz auf die Fastenzeit vor Ostern ausgerichtet ist, absolvieren. So wird Benedikt auf dem römischen Hügel Aventin die Aschermittwochsliturgie feiern. Dazu kommen die traditionellen Angelus-Gebete am Sonntag und die Generalaudienzen am Mittwoch.
Während der Sedisvakanz - die Zeit zwischen zwei Päpsten - leitet dann das Kardinalskollegium die Kirche. Seine Befugnisse sind aber auf Aufgaben und Entscheidungen beschränkt, die nicht aufgeschoben werden können. Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen in dieser Zeit nicht korrigiert oder abgeändert werden. Die zwischenzeitliche Verwaltung der Kirche übernimmt der Kardinalkämmerer mit drei Kardinalassistenten. Das Kardinalskollegium bereitet vor allem die Wahl des neuen Papstes vor.
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