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Ansturm auf Twitter

Am Sonntagabend (Ortszeit) konnten die Baltimore Ravens die Super Bowl gegen die San Francisco 49ers im Superdome von New Orleans für sich entscheiden. Doch neben dem Sport stand wie immer vor allem eines im Mittelpunkt: das Milliardengeschäft rund um das US-Megaereignis. Angeheizt wurde dieses durch einen Stromausfall kurz nach der Halbzeitpause.

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Die Werbezeit bei der Super Bowl ist bekanntermaßen die teuerste weltweit. Bis zu vier Millionen US-Dollar (2,9 Mio. Euro) kostete ein halbe Werbeminute in diesem Jahr. Doch die Investition lohnt sich. Nach Schätzungen des US-Marketingverbandes Retail Advertising Marketing Association (RAMA) verfolgen 180 Millionen Fernsehzuschauer das Sportereignis in den USA.

Jeder davon soll laut RAMA 69 US-Dollar im Durchschnitt rund um das Footballfinale für Snacks, Dekoartikel, Fernsehmöbel und -geräte sowie Fanbekleidung ausgeben. Insgesamt ist die Super Bowl demnach ein 12,3-Milliarden-Dollar-Geschäft.

1,3 Mrd. Dollar für Super Bowl in New Orleans

Auch New Orleans hat viel investiert. Insgesamt 1,3 Milliarden Dollar (950 Mio. Euro) sollen allein in die benötigte Infrastruktur für die Super Bowl geflossen sein. Ein enormer Aufwand für die vor siebeneinhalb Jahren durch einen Sturm verwüstete Stadt. Hurrikan „Katrina“ hatte Ende August 2005 weite Teile der Stadt unter Wasser gesetzt, insgesamt verloren 1.800 Menschen durch den Hurrikan ihr Leben.

Eine technische Panne könnte die Stadt jedoch die Imagepolitur beziehungsweise die Austragung künftiger Großereignisse kosten. Kurz nach der 13-minütigen Halbzeitshow mit Einlagen der Künstler Beyonce und Destiny’s Child brach das Stromnetz im 1975 erbauten und nach „Katrina“ aufwendig renovierten Superdome zusammen. Die Beleuchtung in der Riesenhalle fiel aus, die Partie wurde für mehr als eine halbe Stunde unterbrochen.

Anzeigentafel

Reuters/Marcio Sanchez

„Stromausfall? Kein Problem!“

Die Zuschauer vertrieben sich diese Zeit mit ihren Smartphones im Netz. Vor allem Twitter wurde regelrecht gestürmt. Nicht nur von den Sportbegeisterten, sondern auch von der Werbewirtschaft, die mit Botschaften wie „Wir haben Kerzen“ und „Stromausfall? Kein Problem!“ die Aufmerksamkeit der lukrativen Zielgruppe zu erlangen versuchte.

„Wir führen Kerzen“, verkündete etwa die US-Einzelhandelskette Walgreens via Twitter - „Und wir verkaufen auch Lampen“. Der Süßwarenhersteller Oreo konterte mit „Man kann unsere Kekse auch im Dunkeln tunken“ und einem Bild der bekannten „Autoreifen“-Kekse im Halbdunkel. Der Waschmittelhersteller Tide witzelte in Anspielung auf die englische Bezeichnung für Stromausfall (Blackout) „Wir kriegen zwar euer Schwarz nicht raus, aber wir kriegen eure Flecken raus.“

Und der Automobilproduzent Audi griff seinen Konkurrenten Mercedes Benz, dem Hauptsponsor und Namensgeber des Superdome in New Orleans, mit dem Hinweis an: „Wir schicken euch schnell ein paar LEDs“. Auch das New Meadowlands Stadium in New Jersey, Austragungsort der nächsten Super Bowl, ließ die Gelegenheit nicht aus, sich über New Orleans lustig zu machen: „Keine Sorge. Nächstes Jahr bei uns bleibt das Licht an!“

Spielfeld der Superbowls während des Stromausfalls

APA/EPA/Dan Anderson

Die Zuschauer im Superdome warteten im Dunkeln

24,1 Mio. Tweets während Super Bowl

„Das ist ein Beispiel für die neue Welt des Marketings, wo alles schnell geht und Marken in Echtzeit mit ihrer Umgebung interagieren,“ so der US-Wissenschaftler Tim Calkins von der Kellogg School of Management gegenüber dem Magzin „Forbes“. „Früher wurde ein Super-Bowl-Spot kreiert, und man war fertig. Heute wenden sich die Werber während des gesamten Spiels mit ständig neuen Botschaften an die Leute.“ Der Stromausfall war laut Calkins ein glücklicher Zufall für die Werbeindustrie: „Alle holten ihre Smartphones raus und begannen sofort, über das Spiel und über die bisher gezeigten Werbespots zu sprechen.“

Nach Angaben von Twitter dauerte es gerade einmal vier Minuten bis die ersten Unternehmen ihre „Sponsored Tweets“ platzierten. Zur Spitzenzeit wurden während des Stromausfalls 231.500 Tweets pro Minute von der Twitter-Community verfasst. Insgesamt waren es 24,1 Millionen Tweets während der gesamten Super Bowl.

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