Große Trauer in der Bevölkerung
Die Trauerfeiern für den langjährigen kambodschanischen König Norodom Sihanouk gehen am Montag mit der Einäscherung der Leiche zu Ende. An der Zeremonie in der Hauptstadt Phnom Penh nehmen auch ausländische Gäste wie der französische Premierminister Jean-Marc Ayrault und Japans Prinz Akishino teil.
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Der beliebte Ex-König war im Oktober im Alter von 89 Jahren in Peking an einem Herzinfarkt gestorben. Am Ort der Feierlichkeiten bildeten sich lange Schlangen von Menschen, um der Verbrennung seines Leichnams beizuwohnen. Seine Witwe und sein Sohn sollten die ersten Holzscheite anzünden.
Die Zeremonie begann am Freitag mit einer Prozession, an der sich Hunderttausende Kambodschaner beteiligten. Nach der Einäscherung sollen die sterblichen Überreste auf Wunsch des Verstorbenen in einer goldenen Urne im Königspalast in Phnom Penh aufgestellt werden.

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Auch in der Nacht beteten unzählige Menschen für den verstorbenen Ex-König
Mehrstündige Prozession durch Phnom Penh
Auf einer vergoldeten und mit weißen Tüchern geschützten Trage wurde der Sarg aus dem Königspalast gebracht. Der Trauerzug bewegte sich zunächst zum Fluss Tonle Sap. Nach 101 Kanonenschüssen startete die Prozession dann ihren mehrere Stunden dauernden Weg durch die Stadt zum Krematorium, das eigens in einem Park errichtet wurde.
Angeführt wurde die Prozession von buddhistischen Geistlichen. Sihanouks Witwe Monique ging mit ihrem Sohn, König Norodom Sihamoni, hinter dem Sarg her und trocknete sich immer wieder die Tränen mit einem Taschentuch. Außerdem nahmen ranghohe Politiker, darunter Ministerpräsident Hun Sen, und Armeevertreter an dem Trauerzug teil.
Drei Monate im Königspalast aufgebahrt
Sihanouk war am 15. Oktober in Peking einem Herzinfarkt erlegen. In den vergangenen drei Monaten war sein einbalsamierter Leichnam im Königspalast aufgebahrt gewesen. Vor der Einäscherung am Montag wurde er nun nochmals aufgebahrt, in der Zeit werden mehrere Gebete gesprochen.
Zu der Zeremonie am Montag werden mehrere Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter der Premierminister der früheren Kolonialmacht Frankreich, Jean-Marc Ayrault. Nach der Einäscherung soll die Urne auf Wunsch des Verstorbenen in einer goldfarbenen Urne im Palast aufgestellt werden.

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Am Sonntag standen Hunderttausende stundenlang an, um sich vom aufgebahrten Ex-König zu verabschieden
Zwar kamen am Freitag weniger Menschen als zu den Trauerfeierlichkeiten im Oktober. Doch bis zum späten Vormittag hatten sich nach einer Schätzung von AFP-Journalisten bereits Hunderttausende auf den Bürgersteigen der Hauptstadt versammelt. Die Männer trugen weiße Hemden und schwarze Krawatten, die Frauen weiße Gewänder. Außerhalb der Stadt wurde die Prozession auf Großleinwänden übertragen.
„Er hat großartige Dinge für das Land getan“
Der frühere König genoss bis zuletzt große Beliebtheit in der Bevölkerung. „Er hat großartige Dinge für das Land getan“, sagte der 70-jährige Suon Toch, der mit seiner gesamten Familie in der Nähe des Palastes wartete und ein Bild Sihanouks in der Hand hielt. „Ich bin sehr traurig, dass wir ihn verloren haben.“
Erstmals zum König ernannt wurde Sihanouk 1941 von den französischen Kolonialherren. Zwölf Jahre später setzte er die Unabhängigkeit seines Landes durch, dankte zugunsten seines Vaters Norodom Suramarit ab und wurde Ministerpräsident. Über die Jahre hinweg stand er ein halbes Dutzend Mal an der Spitze der Regierung. 1960 folgte er seinem Vater nach dessen Tode erneut auf den Thron.
Politisches Chamäleon
1970 setzte einer seiner Generäle den König mit Hilfe der USA ab. In den folgenden Jahren unterstützte er die Roten Khmer und wurde das erste Staatsoberhaupt des Schreckensregimes, das in fast vier Jahren Herrschaft bis 1979 fast ein Viertel der Bevölkerung ausrottete - darunter mindestens fünf von Sihanouks Enkeln. Die Roten Khmer stellten ihn bald unter Hausarrest, er flüchtete und verbrachte Jahre in Vietnam, China und Nordkorea. 1991 half er nach langem Bürgerkrieg beim Friedensschluss in seiner Heimat und bestieg 1993 erneut den Thron. 2004 dankte er zugunsten seines Sohnes Norodom Sihamoni ab.

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Obwohl in der Zeit seiner Regentschaft eher ein Fähnchen im Wind war Sihanouk in der Bevölkerung sehr beliebt
Privat war Sihanouk ein Lebemann. Mindestens fünf Ehen sind bekannt und mehr als ein Dutzend Kinder. Seit 1955 war er mit Monique, der Tochter eines französisch-italienischen Bankers verheiratet. Dem Volk präsentierte er sich bis zum Schluss als Bonvivant. Auf seiner stets aktuellen Website gibt es Kostproben seiner Gehversuche als Regisseur und seiner Sangeskunst: Mit samtener Stimme gibt er selbstkomponierte Liebesschnulzen auf Französisch und Englisch zum Besten.
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