Schavan: Affäre belastet auch Familie
Die wegen Plagiatsvorwürfen unter Druck stehende Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) findet in ihrer Doktorarbeit gefundene „Flüchtigkeitsfehler“ nicht so schlimm. „Flüchtigkeitsfehler sind mir nicht peinlich“, sagte Schavan dem „Zeit-Magazin“ laut einer Vorabmeldung vom Mittwoch.
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Zugleich wies sie Vorwürfe des Plagiats oder der Täuschung erneut zurück: „Ich kann in Anspruch nehmen, nicht plagiiert oder gar getäuscht zu haben.“ Zur „grundsätzlichen Diskussion“ gehöre, „nicht andauernd den Eindruck zu erwecken, dass Plagiate und Fehler auf der gleichen Ebene liegen“, sagte sie.
Der Ministerin wird vorgeworfen, in ihrer Doktorarbeit zum Thema „Person und Gewissen“ aus dem Jahr 1980 falsch zitiert und Quellen nicht genannt zu haben. Die Universität Düsseldorf hatte kürzlich ein Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels eingeleitet, das aber nicht mit dem Titelentzug enden muss. Am nächsten Dienstag wird der zuständige Rat der Philosophischen Fakultät über die Fortsetzung des Verfahrens beraten.
„Aus der Unterstützung schöpfe ich meine Kraft“
Schavan äußerte sich dem Magazin gegenüber auch zu den Auswirkungen der Plagiatsvorwürfe auf ihre 84-jährige Mutter. „Meine Mutter ist nach meinen vielen Jahren in der Politik daran gewöhnt, dass über mich gesprochen wird, mal positiv, mal negativ“, sagte die CDU-Politikerin. „Aber diese Wucht ist neu für sie. Sie hört von den Vorwürfen, die ihr zusetzen, andererseits bekommt sie auch Zuspruch, der ihr guttut.“ Ihr selbst gehe es genauso: „Aus der Unterstützung schöpfe ich meine Kraft.“
Deutsche laut Umfrage gegen Sonderweg
In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zur Affäre forderten nun 80 Prozent der Befragten gleiches Recht für alle und sind gegen einen Sonderweg für Schavan. Elf Prozent sind für eine strengere Prüfung als sonst üblich, weil aus ihrer Sicht für eine Bildungsministerin höhere Maßstäbe gelten. Fünf Prozent sind der Meinung, dass die Universität Düsseldorf die Verdienste der Ministerin berücksichtigen und weniger streng entscheiden sollte, vier Prozent machten dazu kein Angabe.
Laut Umfrage plädieren 85 Prozent der Befragten für bundesweit einheitliche Regeln zur Aberkennung von Doktortitel. 69 Prozent der Befragten halten eine zentrale Stelle zur Prüfung von Plagiatsfällen für sinnvoll. 79 Prozent meinen, dass das Promotionsstudium besser strukturiert werden sollte, um Plagiatsfälle künftig zu vermeiden. Der These, dass die vorhandenen Gesetze und Regelungen ausreichen, stimmten lediglich 23,2 Prozent der Befragten zu. 54,3 Prozent stimmen nicht zu, 22,4 Prozent haben dazu keine Meinung.
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