Katalysator für Entwicklung Manhattans
Der Grand Central Terminal schickt nicht nur einfach Reisende von A nach B, sondern ist eine majestätische Pilgerstätte für Touristen. Der denkmalgeschützte Bahnhof ist ein architektonisches Glanzstück. Doch nicht nur als Bahnhof, denn die Bauidee dahinter: Die Menschen sollten sich fühlen wie in einer Kathedrale. Und genau dieses Gefühl stellt sich bei den Besuchern bis heute ein.
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Neben seiner Funktion als Bahnhof dient der Grand Central Terminal seit jeher als Katalysator für die Entwicklung Manhattans. So sind in der Vergangenheit zahlreiche Hotels und Büros in der Nähe entstanden, die über unterirdische Passagen mit dem Grand Central Terminal verbunden sind.
Dadurch entstand eine Art Stadt in der Stadt, deren einziges Ziel quasi die Verbindung mit dem Bahnhof ist. Während die Nachbarschaft wuchs, ließ man sich auch in den Hallen des Grand Central Terminals immer wieder Neues einfallen: eine Galerie, eine Kunstschule, ein Zugmuseum sowie unzählige Ausstellungen.
Kein Fernverkehr seit 1991
Mit seinen 44 Bahnsteigen und 67 Gleisen, auf denen die Züge fast nahtlos aneinander vorbeirauschen, ist der Grand Central Terminal der größte und wohl bekannteste Personenbahnhof der Welt. Trotz der vielen Bahngleise kann man allerdings kein Zugticket kaufen, das einen weiter bringt als in die Vororte New Yorks. Der Fernverkehr wurde 1991 komplett eingestellt - den übernahm eine neu errichtete Strecke zur New Yorker Penn Station.

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Am 1. Februar 1913 exakt zu Mitternacht schlug seine Geburtsstunde
Fixpunkt für Millionen Touristen
Neben der Größe begeistern seine spektakuläre Optik mit Böden und Wänden aus Marmor, das berühmte kobaltblaue Sternzeichengemälde auf dem Plafond, die goldene Uhr sowie Skulpturen aus der griechischen und römischen Mythologie.
Hunderttausende Menschen strömen hier täglich durch die Hallen, in denen sich auch schon bekannte Konzerne wie Apple mit einem Store niedergelassen und Prominente wie Basketballikone Michael Jordan ein Restaurant eröffnet haben. Pro Jahr statten auch 21,6 Millionen Touristen dem Bahnhof einen Besuch ab, so die Berechnungen eines Fachmagazins. Nicht einmal die Hälfte kann der Königspalast Louvre in Paris für sich verbuchen.

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Viel mehr als nur ein Bahnhof: Für die Touristen New Yorks ein Muss
Auch in zahlreichen Hollywood-Produktionen wurde der prachtvolle Bahnhof als Filmkulisse genutzt. In den ersten Jahrzehnten ließen sich außerdem namhafte Politiker und Filmstars dazu hinreißen, bei Reisen nach New York den Zug zu nehmen, um im Glanz des Prachtbaus von Fotografen abgelichtet zu werden. So hat die Nobelresidenz Waldorf Astoria einen eigenen - geheimen - Bahngleis, über den zum Beispiel US-Präsident Franklin Roosevelt unbemerkt aus dem Zug entschwinden konnte, heißt es in einem Artikel der Onlinenachrichtenseite The Star.
Abriss 1967 konnte verhindert werden
Unaufhörlich wurde und wird an dem historischen Bahnhof getüftelt. So wurde 1937 im Bahnhofsinneren sogar ein Kino errichtet, das nach 30 Jahren unzähligen Geschäften weichen musste. Im Jahre 1967 hatte Grand Central viel von ihrem Glanz abgebüßt und sollte abgerissen werden. Dem Einsatz der Bürger sowie der Präsidentenwitwe Jackie Kennedy hat es der Bahnhof zu verdanken, dass er nicht durch einen modernen und von Charme befreiten Klotz ersetzt wurde.
Dieses Schicksal ereilte zuvor den New Yorker Bahnhof Penn Station, der heute für viele Bewohner der Stadt als optischer Schandfleck gilt. Für den Grand Central Terminal hieß es stattdessen ausharren. Das Warten hat sich für das Kronjuwel der Stadt gelohnt. Der Bahnhof wurde vor der Abrissbirne bewahrt, und ein Gericht entschied 1976, ihn unter Denkmalschutz zu stellen. Im Jahr 1990 sah man ein, dass dem totalen Verfall des Gebäudes entgegengewirkt werden muss. Es folgten acht Jahre mühevoller Sanierung in der Höhe von 600 Millionen Dollar (umgerechnet 442 Mio. Euro).
Neuer Bahnhof unter dem Bahnhof wird 2016 eröffnet
Während der Grand Central sein Hundertjähriges zelebriert, brodelt unter ihm bereits ein neues Projekt zur urbanen Personenbeförderung. Das Bauvorhaben für den Bahnhof und die Bahnstrecke der Long Island Rail Road (LIRR) nimmt langsam Gestalt an. Die neue Bahnhofshalle wird etwa 91.000 Quadratmeter Fläche bieten und soll Ende 2016 fertiggestellt sein.
Neben zahlreichen Geschäften wird eine Verbindung zum Grand Central Terminal und zur U-Bahn entstehen. Die LIRR soll den Andrang bei der Penn Station reduzieren und gleichzeitig den Arbeitsweg für die 180.000 Pendler täglich um 40 Minuten verkürzen, so die Angaben der New Yorker Verkehrsgesellschaft Metropolitan Transportation Authority (MTA).
Zehn Kilometer langer Tunnel
Unter der Park Avenue, auf der sich der Grand Central Terminal befindet, wird derzeit ein zehn Kilometer langer Schacht für den Tunnel der LIRR ausgehoben. Zwei Drittel der Grabungsarbeiten sind laut Angaben der MTA bereits fertiggestellt. Der neue Bahnhof entsteht im Rahmen des Infrastrukturprojekts East Side Access, das den Grand Central Terminal mit dem Schienennetz der LIRR verbinden soll.

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Die Bauarbeiten für die LIRR-Zugstrecke sind in vollem Gange
Der Kostenpunkt für das Projekt liegt bei acht Milliarden Dollar (umgerechnet 5,9 Mrd. Euro). Die Bauarbeiten für den Bahnhof, die bereits 2009 aufgenommen wurden, sollen in etwa vier Jahren abgeschlossen sein. Es ist eines der größten öffentlichen Bauvorhaben seit 100 Jahren in den USA. Das Projekt erhielt die bisher größte Bundesmittelförderung der Geschichte. Im Vergleich dazu kostete der 1913 fertiggestellte Grand Central Terminal 80 Millionen Dollar (umgerechnet 60 Mio. Euro).
Grand Central „Station“ sagen nur Touristen
Der im deutschsprachigen Raum geläufigere Ausdruck „Grand Central Station“ führt übrigens in die Irre. Wer einen Trip in den Big Apple und die Besichtigung des schönen Bahnhofs nicht auslassen möchte, sollte eines bedenken: Bei den New Yorkern outet man sich sofort als Tourist, wenn man den Bahnhof als Grand Central „Station“ bezeichnet. Die New Yorker sagen ausschließlich - wie auch über dem Eingang zu lesen ist - Grand Central „Terminal“.
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