Insgesamt 55 Tote
Mit einem weiteren Blutbad ist das Geiseldrama in der algerischen Wüste zu Ende gegangen. Einheiten der Armee stürmten am Samstag die Gasanlage bei In Amenas im Osten des Landes. Bei der Erstürmung der Gasanlage wurden nach einem Bericht der algerische Nachrichtenagentur APS alle verbliebenen elf Terroristen getötet.
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Zuvor sollen die Islamisten sieben ausländische Geiseln getötet haben. Einzelheiten blieben am Samstag unklar. Die Geiselnehmer hatten unter anderem ein Ende des französischen Militäreinsatzes im Norden Malis gefordert, wo Islamisten die Kontrolle übernommen haben. Das algerische Innenministerium gab am Abend aber bekannt, dass insgesamt 32 Extremisten und 23 ihrer Gefangenen getötet worden sind. Dies seien die endgültigen Totenzahlen, teilte das Innenministerium mit. Außerdem gab es bekannt, dass 107 ausländische und 685 algerische Geiseln freigekommen seien.
Der Sturmangriff algerischer Soldaten vom Samstag habe dem Drama ein Ende gesetzt und „einen weiteren Verlust an Menschenleben“ zur Folge gehabt, sagte der britische Verteidigungsminister Philip Hammond bei einer Pressekonferenz mit seinem US-Kollegen Leon Panetta. Dass es Todesopfer gegeben habe, sei „entsetzlich und unannehmbar“, liege aber in der „alleinigen Verantwortung der Terroristen“. London drängt die algerische Regierung laut Hammond aber, „Details zur genauen Lage“ zu veröffentlichen.
Entführer sollen Geiseln getötet haben
Die schwer bewaffneten Angreifer hatten die Anlage am Mittwoch besetzt. Am Donnerstag griff das Militär die Islamisten an. Nach Informationen der algerischen Zeitung „El Watan“ sollen die Entführer am Samstag begonnen haben, die Geiseln zu töten. Für die sieben Ausländer - drei Belgier, zwei US-Amerikaner, ein Brite und ein Japaner - kam der Armee-Einsatz zu spät.
Laut algerischem Radio hatten die Entführer versucht, einen Teil der Anlage in Brand zu setzen. Die Anlage soll nun nach Minen abgesucht werden. Zuvor hieß es in Algerien, Spezialkräfte hätten in der von Islamisten überfallenen Erdgasanlage 15 verkohlte Leichen gefunden. Man bemühe sich gegenwärtig um die Identifizierung der Toten - Video dazu in iptv.ORF.at.
Zahlreiche Tote bei erstem Angriff
Bereits beim ersten Angriff auf die Geiselnehmer wurden laut Regierung in Algier zwölf algerische und ausländische Geiseln getötet. Zugleich seien 650 Geiseln befreit worden. Von den zunächst auf 32 bezifferten Geiselnehmern wurden dabei 18 nach algerischen Angaben „außer Gefecht gesetzt“.
Dem französischen Außenminister Laurent Fabius zufolge war unter den getöteten Geiseln auch ein Franzose. Der britische Premierminister William Hague bereitete seine Landsleute auf „schlechte Nachrichten“ vor. Der rumänische Regierungschef Victor Ponta teilte mit, unter den getöteten Geiseln sei ein Rumäne.
Österreicher bald wieder daheim
Jener 36-jährige Niederösterreicher, der das Geiseldrama unbeschadet überstanden hat, dürfte wohl bald zurück in die Heimat gelangen. Dem 36-Jährigen, der sich während der Geiselnahme versteckt hatte, geht es laut Zwettls Vizebürgermeister Johannes Prinz soweit gut. Er war für den britischen Öl-Multi BP in Algerien tätig.
„Entscheidung der Terroristen“
Die algerische Armee verteidigte ihr umstrittenes Vorgehen. „Der Einsatz ist die Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten“, zitierte die Tageszeitung „El-Khabar“ einen Armeesprecher.
Frankreichs Präsident Francois Hollande sieht sich durch das blutige Geiseldrama im Kampf gegen den Terrorismus bestärkt. Er verurteilte den Tod der Geiseln am Samstag als feigen Mord.
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