Themenüberblick

Der Dokumentarfilmer Ken Burns

Renommierte Historiker ziehen ihren Hut vor Ken Burns, dem wohl einflussreichsten US-amerikanischen Dokumentarfilmer der Gegenwart. Er sei maßgeblich für das Wissen der Amerikaner über die Geschichte ihres Landes verantwortlich, wird immer wieder gescherzt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Gleich mit seiner ersten Dokumentation „Brooklyn Bridge“ gelang dem heute 59-Jährigen 1981 der Durchbruch. Die Dokumentation basiert auf dem 1972 erschienenen Buch „The Great Bridge“ von David McCullough und wurde für den Oscar nominiert. Der Film beschreibt die Geschichte der Brooklyn Bridge in New York, deren Bau 1869 begann und erst 1883 mit der Freigabe endete.

Die nächste Oscar-Nominierung folgte schon 1985 für „The Statue of Liberty“, einem Dokumentarfilm mit dem sich Burns auf ähnliche Weise wie zuvor der Brooklyn Bridge der Freiheitsstatue näherte. Zu diesem Zeitpunkt entwickelte der Regisseur auch seinen bis heute typischen Stil: eine fließende Abfolge von Fotografien, aufgelockert durch Filmaufnahmen aus dem Archiv, eingestreute Kommentare von Historikern und Zeitzeugen sowie Voice-over-Texte, die von Topschauspielern eingesprochen werden.

Filmische Aufarbeitung amerikanischer Geschichte

Neben den Oscar-Nominierungen wurden sechs seiner Arbeiten für einen oder mehrere Emmy Awards nominiert. Er gewann insgesamt drei Emmy Awards für „The Civil War“, „Baseball“ und „Unforgivable Blackness“. Das „Real Screen Magazine“ nennt Ken Burns neben Robert Flaherty „den einflussreichsten Dokumentarfilmer aller Zeiten“. Dem amerikanischen TV-Sender PBS (Public Broadcasting Service) blieb Burns im Laufe seiner Karriere ebenso treu wie dem Themenkreis amerikanische Geschichte. So arbeitete er unter anderem zum Bürgerkrieg, zum Kongress, zur Prohibition, zu verschiedenen Persönlichkeiten wie Thomas Jefferson und zuletzt zu den großen Staubstürmen der 1930er Jahre.

Aber auch Sport („Baseball“ und „The Tenth Inning“) und amerikanische Kultur spielen eine nicht unwesentliche Rolle in Burns Dokumentarfilm-Oeuvre. Seine Miniserie „Jazz“ (2001) erzählt in zehn Folgen die Geschichte des Jazz von seinen Anfängen in den 1920er Jahren. Die Dokumentation wurde für einen Emmy nominiert, erntete jedoch nicht nur Zustimmung: Kritik musste der Regisseur von Jazz-Kritikern vor allem deshalb einstecken, weil die Serie zahlreichen wichtigen Künstlern - etwa Ella Fitzgerald und George Gershwin - nur wenig bis gar keinen Raum eingeräumt habe.

„Ken-Burns-Effekt“ macht Schule

Seine Methode, Bilder mittels langsamer Schwenk- und Zoomeffekte zu überblenden hat Schule gemacht - der nach ihm benannte „Ken-Burns-Effekt“ ist mittlerweile als Standardeffekt in zahlreichen Diashow- und Filmschnittprogrammen fix eingebaut. Zur Anwendung bringt der Regisseur diese Methode vor allem dann, wenn ihm kaum Bewegtbilder zur Verfügung stehen. So zoomt er etwa von einem Gruppenbild auf eine bestimmte Person oder schwenkt über eine Landschaftsaufnahme bis zu einem besonders markanten oder relevanten Bildausschnitt.

Links: