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Boeing muss Sicherheit nachweisen

Kein Ende der Negativschlagzeilen für Boeings Prestigeflugzeug 787 „Dreamliner“: Nachdem bereits am Mittwoch die japanischen Fluggesellschaften All Nippon Airways und Japan Airlines ihren insgesamt 24 „Dreamlinern“ aufgrund einer Pannenserie eine Zwangspause verordneten, gibt es nun weltweit ein Startverbot.

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Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) teilte am Donnerstag mit, der von der US-Luftfahrtbehörde FAA angeordnete Flugstopp für die Flugzeuge gelte weltweit. Das sei eine „seltene Entscheidung“, sagte ein EASA-Sprecher in Deutschland. Nur das Land, in dem ein Hersteller seinen Sitz hat, dürfe eine solche Entscheidung treffen. Laut Analysten ist es das erste Mal seit 1979, dass Sicherheitsbehörden so gegen einen US-Flugzeughersteller vorgehen. Begründet wurde die FAA-Entscheidung mit dem jüngsten Vorfall in Japan vom Mittwoch, als ein „Dreamliner“ wegen eines Batterieproblems notlanden musste. Die FAA wolle der Gefahr eines Brandes vorbeugen, hieß es weiter.

„Höchst ernsthaft“

Das japanische Transportministerium beschrieb den jüngsten Vorfall als „höchst ernsthaft“. Damit bezeichnen Sicherheitsbehörden eine Situation, die zu einem Unfall hätte führen können. Bisher hat Boeing 50 „Dreamliner“ ausgeliefert, die Hälfte davon ging nach Japan. In den USA sind bisher sechs Maschinen bei United Airlines im Einsatz. In Europa operiert bisher nur Polens LOT mit einem „Dreamliner“.

LOT zog unterdessen erste Konsequenzen aus der Pannenserie: Man werde nach einer Kostenanalyse Schadenersatz von Boeing fordern. „Wir analysieren den Vertrag mit Boeing mit Blick auf unsere Möglichkeiten, Kompensationen zu fordern“, sagte LOT-Vizechef Tomasz Balcerzak. Die Verträge will die Airline aber nach eigenen Angaben einhalten. LOT soll bis Ende März drei weitere „Dreamliner“ erhalten. Die Auslieferung neuer Maschinen will LOT aber davon abhängig machen, ob die technischen Mängel behoben wurden.

Suche nach Lösung für Batterieproblem

Die FAA kündigte an, mit Boeing und den Fluggesellschaften eng zusammenarbeiten zu wollen, um schnellstmöglich eine Lösung für das Batterieproblem zu finden. Das könnte aber nicht ganz einfach werden: Das hochmoderne Flugzeug ist mehr noch als ältere Modelle auf Strom angewiesen. Viele hydraulische Systeme wurden durch Computersteuerungen ersetzt. Bei den Batterien handelt es sich laut FAA-Angaben um Lithium-Ionen-Akkus.

Beim „Dreamliner“ würde den Gründen für die Brandgefahr bei den Batterien gerade nachgegangen, so die FAA. Sie hatte erst in der vergangenen Woche eine weitreichende Untersuchung vor allem der elektrischen und mechanischen Systeme gestartet, nachdem sich die Pannen gehäuft hatten. Die leichten Verbundwerkstoffe, aus denen der „Dreamliner“ besteht, machen dagegen bisher keine Probleme.

Boeing-Chef demonstrativ gelassen

Abseits der jüngsten Notlandung sorgte der „Dreamliner“ in den letzten Tagen bereits mit zwei Treibstofflecks, einem Batteriefeuer, einem Kabelproblem, einer Bremsstörung sowie einem zersprungenen Cockpit-Fenster für Schlagzeilen. Boeing-Chef Jim McNerney gab sich unterdessen zuversichtlich, dass das Flugzeug sicher ist. Man wolle so schnell wie möglich Antworten auf die Probleme finden.

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