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Potenzial für erneuerbare Energien enorm

Mit einem Wachstum von 4,1 Prozent steigt in Afrika laut einem Bericht des „Christian Science Monitor“ der Energieverbrauch pro Kopf schneller als anderswo. Das ist auch eine Folge verbesserter Infrastruktur, Investitionen aus dem Ausland und effizienter Maßnahmen im Kampf gegen die Korruption. Außerdem ist Afrikas Potenzial für erneuerbare Energien wie Sonnenenergie und Wasserkraft enorm.

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Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, müssen geeignete Maßnahmen gefunden und Rahmenbedingungen etwa für Photovoltaik geschaffen werden. Noch verhält es sich allerdings so, dass nicht einmal jeder sechste Afrikaner Zugang zum Stromnetz hat. Auch in den am meisten entwickelten Staaten des Kontinents schaut es karg aus: 84 Prozent der Kenianer, 81 Prozent der ugandischen und 65 Prozent der sudanesischen Bevölkerung leben abgekoppelt vom Versorgungsnetz.

Die schlechte Stromversorgung hat auch andere Probleme zur Folge. Offenbar verursacht die weit verbreitete Nutzung von Kerosin-betriebenen Laternen fatale gesundheitliche Schäden. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben etwa 1,4 Millionen Menschen frühzeitig an den Folgen schwerer Atemwegserkrankungen.

Investitionen in Generatoren schwächen Profit

Energieversorger versuchen mit den globalen Konkurrenten, die Afrika zunehmend als Hoffnungsmarkt erspähen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Das gestaltet sich vor allem aufgrund der hohen Investitionen für Generatoren als schwierig. Dass sich bei der Produktion erneuerbarer Energie langsam etwas tut, sei laut dem „CSMonitor“ in ganz Afrika zu spüren.

Zum Beispiel habe eine britische Firma angekündigt, noch im Jänner 2013 mit dem Bau der viertgrößten Solaranlage in Westghana zu beginnen. Sie soll bereits 2015 fertiggestellt werden und die Stromversorgung des Staates um sechs Prozent erhöhen.

Einige Anlaufschwierigkeiten

Die Bereitstellung von Infrastruktur und der Aufbau der Anlagen braucht aber noch Zeit. Laut Angaben des Weltenergierats könnte es bis zu 20 Jahre dauern, bis die Stromnetze zufriedenstellend funktionieren. In Anlagen mit Alternativenergien fehle es außerdem an ausgebildeten Fachkräften. Der größte Windpark Afrikas befindet sich im Norden Kenias. Allerdings seien Wind- und Solarkraft keine verlässlichen Energiequellen, und Wasserkraft sei vom Klimawandel abhängig.

Man müsse in den kommenden Jahren vor allem Strukturen bei der regionalen Regulierung in der Energieindustrie schaffen und das Interesse ausländischer Investoren wecken. Diese werden zwar zunehmend auf Geschäftsinvestitionen in Afrika aufmerksam, bisher waren sie aber häufig vom hohen Risiko abgeschreckt.

Große Ölvorkommen entdeckt

Und der Kontinent hat noch ein Ass im Ärmel: In den vergangenen fünf Jahren wurden Ressourcen für 64 größere potenzielle Vorkommen von fossilen Rohstoffen entdeckt – also hauptsächlich Erdöl und Gas. Davon wurden 13 alleine in den ersten acht Monaten 2012 gefunden.

„Man kann durchaus hoffen, dass diese natürlichen Ressourcen in Zukunft einen großen direkten Nutzen für die Bewohner Afrikas bringen werden“, sagte der Experte Subiro Mwapinga dem „CSMonitor“. Allerdings würde es vor allem zwei massive Probleme geben: Die Intransparenz von Verträgen und das Missverständnis unter der Bevölkerung darüber, was die entdeckten Ölvorkommen für sie bedeuten.

„Keine Stromengpässe in Zukunft“

„Das Potenzial ist gigantisch“, sagte Bob McBean, ehemaliger Direktor der Dubai Natural Gas Company, im Gespräch mit dem „Christian Science Monitor“. „Die Zeit ist sehr aufregend und erinnert mich an die Rohstofffunde am Persischen Golf vor etwa 20 Jahren. Angenommen, jeder ist auf derselben Wellenlänge von Finanzierung und Regulierung, sehe ich keinen Grund, dass es künftig irgendwelche Stromengpässe geben sollte“, fügte McBean weiter.

Verstärkter Kampf gegen Korruption

Der afrikanische Energiesektor, so Mwapinga, sei enorm anfällig für Korruption - und die Energiekonzerne sind dabei oft eher Teil des Problems. Einer aktuellen Studie zufolge habe Nigeria über 40 Milliarden Dollar in Reformen seiner Elektrizitätsnetze gesteckt, aber nur zehn Prozent zusätzliche Energie gewonnen. Noch ein Beispiel: Während Angola für Straßenbau, Flughäfen, Universitäten und Spitäler gelobt wurde, verschwanden in der Zeit von 2007 bis 2010 etwa 32 Milliarden Dollar.

Angesichts der verstärkten Korruptionsbekämpfung sollten ausländische Investoren nicht zögern, sagte Elias Pungong, Analyst für Ernst & Young in Johannesburg. Die Risiken würden in einigen afrikanischen Ländern zunehmend kleiner.

Konflikte mit Bürgerrechtlern

Ölkonzerne tragen mit der Erdölförderung und der daraus resultierenden Umweltverschmutzung auch zu massiven Konflikten in den betroffenen Regionen bei. Seit Jahrzehnten engagieren sich Bürgerrechtler zum Teil erfolgreich gegen entstandene Schäden und die kompromisslose Vorgangsweise der Konzerne. So stellte Shell nach einer Demonstration im Jahr 1993 seine Tätigkeiten im nigerianischen Ogoni-Gebiet ein, das durch die Umweltschäden stark bedroht war.

Aufgrund der Aktionen nahm das Militär die Region unter Kontrolle, in weiterer Folge wurden neun Aktivisten, allen voran der Schriftsteller Ken Saro-Wiwa, angeklagt und zum Tode verurteilt. Menschenrechtsorganisationen warfen Shell eine Mitschuld an der Hinrichtung der Bürgerrechtsaktivisten vor.

Proteste in Nigeria nach Shell-Ölkatastrophe 2011

Ein anderes Beispiel für die verheerenden Folgen der Ölindustrie für Afrika ist die Ölkatastrophe am Nigerdelta. Im Dezember 2011 hatte ein Leck in den Shell-Pipelines einen riesigen Ölteppich vor der Küste Nigerias verursacht.

Dabei wurden Landflächen, Trinkwasserbestände und Fischgründe großflächig ruiniert und die Lebensgrundlage der Menschen stark beeinträchtigt. Die Reaktion des Ölkonzerns auf die internationalen Proteste war verhalten.

Urteil nach Klage wird bald erwartet

Die Nigerianer warten immer noch darauf, dass das britisch-niederländische Unternehmen für die verursachten Schäden zur Verantwortung gezogen wird. Im Oktober 2012 hatte eine Gruppe von nigerianischen Bauern Shell auf eine Entschädigungszahlung verklagt. Käme es zu einer Verurteilung des Konzerns, könnten weitere internationale Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe folgen. Ein Urteil wird für Anfang 2013 erwartet.

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