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Verhandlungen sollen laufen

Die drei im Jemen entführten Europäer, unter denen sich auch der 26-jährige Österreicher Dominik N. befindet, sind offensichtlich an die Terrororganisation Al-Kaida verkauft worden. Die Nachrichtenagentur Reuters verweist dabei auf jemenitische Regierungsquellen.

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Das finnische Paar und der österreichische Arabistikstudent seien von jenen Stämmen, die sie am 21. Dezember in der Hauptstadt Sanaa entführt hatten, an Mitglieder des Terrornetzwerkes verkauft worden, so Reuters am Dienstag. Die Geiseln wurden demnach in die Provinz Baida im Süden des Landes überstellt, Lösegeldverhandlungen seien am Laufen.

Soldaten durchsuchen ein Auto

APA/EPA/Yahya Arhab

Die Sicherheitsvorkehrungen in Sanaa wurden am Tag nach der Entführung verstärkt

Bereits am Montag hatte die jemenitische Nachrichtenagentur Saba den jemenitischen Präsidenten Abd Rabbu Mansur Hadi nach einem Treffen mit dem österreichischen Botschafter Gregor Kössler mit den Worten zitiert, der Österreicher sei von „terroristischen Gruppen“ gekidnappt worden.

Außenministerium: Alle Szenarien möglich

Trotz der Angaben aus jemenitischen Regierungskreisen sind für das österreichischen Außenministerium weiterhin „alle Szenarien möglich“. Nach wie vor habe sich niemand zu der Tat bekannt, und es gebe auch keine Bestätigung zum Aufenthaltsort der Geiseln, sagte Außenministeriumssprecher Martin Weiss am Dienstag auf APA-Anfrage.

Aus österreichischer Sicht habe sich, auch nachdem Hadi die Entführer als „terroristischen Gruppen“ bezeichnet hatte, nichts geändert, so Weiss. Man wisse weiterhin nicht, in wessen Hand sich der 26-jährige Student und die beiden mit ihm entführten Finnen befänden. Darauf, wie lange der Entführungsfall noch andauern könnte, wollte sich Weiss nicht festlegen, die Erfahrung zeige jedoch, „dass es auch lange dauern kann“.

Mit Behörden in Kontakt

Wichtig ist für das Außenministerium vor allem, eine ständige Präsenz österreichischer Vertreter im Jemen sicherzustellen. Der im Jemen mit akkreditierte Botschafter in Saudi-Arabien, Gregor Kössler, pendle immer wieder in die jemenitische Hauptstadt Sanaa, ein Expertenteam aus Diplomaten und Vertretern der Sicherheitsbehörden halte den Kontakt zu den jemenitischen Behörden, dem finnischen Ermittlungsteam und der EU-Vertretung, so Weiss.

Von Klan der Bani Dhebian entführt

Anfang Jänner hatte es vonseiten der jemenitische Behörden geheißen, die Geiseln würden in der Region Chawlan nahe der Hauptstadt Sanaa festgehalten. Der Stamm wolle mit der Entführung eine finanzielle Entschädigung für ein von der Regierung enteignetes Grundstück erpressen, hieß es weiter. Für die Entführung ist laut Stammeskreisen der zum Chawlan-Stamm gehörende Klan der Bani Dhebian verantwortlich, berichtete AFP. Die Geiseln würden sich in einer trockenen und bergigen Region etwa 80 Kilometer von Sanaa entfernt aufhalten.

Aus Elektronikgeschäft entführt

Der österreichische Student und ein finnisches Paar waren am 21. Dezember von bewaffneten Männern aus einem Elektronikgeschäft in Sanaa entführt worden. Die beiden Männer hielten sich im Land auf, um Arabisch zu lernen, die Finnin war auf Besuch.

Entführungen im Jemen sind keine Seltenheit - die Sicherheitslage in dem 24-Millionen-Einwohner-Land ist extrem brüchig. In den vergangenen 15 Jahren wurden laut AFP mehr als 200 Menschen entführt, meist von Stämmen, die damit politische Forderungen an die Behörden durchsetzen wollten. 2005 waren ebenfalls zwei Österreicher im Jemen entführt worden. Nach wenigen Tagen kamen sie nach Verhandlungen zwischen Stammesführern und der Zentralregierung in Sanaa in der Nacht auf den Heiligen Abend unversehrt wieder frei.

Für den Jemen gilt aufgrund der „unvorhersehbaren Sicherheitslage“ schon seit längerem eine Reisewarnung des Außenministeriums. Zudem wurde allen im Land befindlichen Österreichern „dringend empfohlen“ auszureisen.

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