Themenüberblick

Hollande: „So lange wie nötig“

Mali hat militärische Unterstützung aus dem Ausland erhalten: Truppen aus Frankreich, Nigeria und dem Senegal seien gemeinsam mit Soldaten der Regierung im Einsatz, um die islamistischen Rebellen zu bekämpfen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag in der Hauptstadt Bamako vor Medienvertretern.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der französische Präsident Francois Hollande bestätigte diese Angaben Freitagabend in Paris: „Die französische Armee hat heute Nachmittag Unterstützung für die malischen Truppen geleistet, um gegen diese terroristischen Elemente zu kämpfen.“ Die Truppen würden „so lange wie nötig“ im Land bleiben, so Hollande.

Die französischen Truppen unterstützen demnach den Kampf gegen islamistische Einheiten. Extremisten versuchen seit Tagen, weiter nach Süden vorzudringen und die strategisch wichtige Stadt Mopti zu erobern. Auch die französische Luftwaffe ist laut Außenminister Laurent Fabius im Einsatz.

Armee erobert Konna zurück

Die Rebellen hatten zuvor die ebenfalls strategisch wichtige Stadt Konna im Norden eingenommen. Laut Angaben von Einwohnern gingen der Eroberung der rund 600 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bamako gelegenen Stadt die schwersten Kämpfe seit Beginn des Aufstandes vor neun Monaten voraus.

Am Abend vermeldete das malische Verteidigungsministerium, dass die Armee Konna von den Rebellen zurückerobert habe. Bewohner der etwa 60 Kilometer südlich von Konna gelegenen Garnisonsstadt Sevare berichteten über die Ankunft von Militärhubschraubern und Verstärkungstruppen, die sich an der Gegenoffensive beteiligten.

Karte von Mali

APA/ORF.at

Die Islamisten kontrollieren bereits mehr als die Hälfte des Landes

Malis Übergangspräsident, Traore Dioncounda, verkündete unterdessen den Ausnahmezustand. Gleichzeitig forderte er in seiner Fernsehansprache in Bamako von der Bevölkerung Geschlossenheit im Kampf um die Rückeroberung der von islamistischen Rebellen besetzten Landesteile. „Jeder Malier muss jetzt als Soldat der Heimat betrachtet werden und sich selbst als solchen sehen“, sagte Dioncounda.

Panik in der Bevölkerung

Ein Sprecher einer Rebellengruppe erklärte, in den kommenden Tagen wollten die Rebellen auf Sevare und die nahe gelegene Stadt Mopti vorstoßen. In Sevare brach nach dem zwischenzeitlichen Fall Konnas Panik aus, Hilfsorganisationen zogen ihre Mitarbeiter aus der Stadt ab. Anwohner berichteten über die Ankunft ausländischer Soldaten auf dem Flughafen von Sevare. Die fremden Truppen hätten geholfen, die Menschen zu beruhigen.

„Aggression von terroristischen Elementen“

Zur Begründung für das französische Eingreifen sagte Hollande, es gehe um die Existenz dieses „befreundeten Staates, um die Sicherheit seiner Bevölkerung und die unserer Landsleute, es sind 6.000 dort“. Mali sei einer „Aggression von terroristischen Elementen aus dem Norden“ des Landes ausgesetzt, deren „Brutalität und Fanatismus“ bekannt seien.

Frankreichs Präsident Francois Hollande verkündet im Elysee-Palast eine militärische Intervention in Mali

Reuters/Philippe Wojazer

Hollande unterrichtet die Öffentlichkeit über die Truppenentsendung

Frankreich handele im Rahmen der Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (UNO) und des Völkerrechts, sagte Hollande. Die Intervention gehe auf eine Bitte Malis zurück. Zuvor hatte Frankreich lediglich eine Ausbildung malischer Soldaten unterstützen wollen, eine direkte Entsendung von Soldaten nach Mali sollte afrikanischen Ländern überlassen bleiben. Angesichts des Vormarsches der Islamisten ist die Regierung in Paris aber der Ansicht, dass sich die Lage nun geändert habe.

Unterstützung aus Washington?

Nach Frankreich werden sich möglicherweise auch die US-Streitkräfte in den Kampf gegen die Islamisten in Mali einschalten. Erwägt werde, die französischen Truppen mit Geheimdienstinformationen und logistischem Beistand zu unterstützen, sagte ein US-Regierungsvertreter am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Demnach könnten auch Aufklärungsdrohnen zum Einsatz kommen.

Appell von Malis Präsident

Vor Beginn des französischen Kampfeinsatzes hatte Übergangspräsident Traore in einem Brief an Hollande und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon um Hilfe gebeten. Der UNO-Sicherheitsrat in New York hatte daraufhin die schnelle Entsendung einer afrikanisch geführten Militärmission gefordert.

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) beschloss am Freitag angesichts des jüngsten Vormarsches der Islamisten die sofortige Entsendung von Truppen in das Land - geplant war zuletzt die Entsendung von 3.500 Mann. Mali hatte zuvor mitgeteilt, es seien Truppen aus Frankreich, Nigeria und dem Senegal zur Unterstützung seiner Armee im Einsatz. Der Senegal dementierte das jedoch.

UNO: Einheit des Landes in Gefahr

Der UNO-Sicherheitsrat bezeichnete die Entwicklung nach einer Dringlichkeitssitzung als ernsthafte Verschlechterung der Sicherheitslage, die die Einheit des Landes bedrohe. Das Gremium war auf Antrag Frankreichs zusammengekommen, das noch aus der Kolonialzeit enge Verbindungen zu Afrika unterhält und dort wirtschaftliche Interessen verfolgt.

Der Norden Malis wird seit April von Islamisten beherrscht. Der Aufstand ging von Tuareg-Rebellen aus, die aber von besser ausgerüsteten Islamisten und Al-Kaida-Kämpfern verdrängt wurden. Befürchtet wird, dass sich Mali zu einer Hochburg des internationalen Terrorismus entwickeln könnte.

Links: