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Video soll Soldaten abschrecken

Der Boom der Droge „Badesalz“ macht auch vor der US-Armee nicht halt. In einem drastischen Video warnt die US-Navy ihre Soldaten vor den Folgen der Droge: Ein junger Marine-Soldat schnüffelt darin das Pulver, übergibt sich zunächst, schlägt von Halluzinationen geplagt seine Freundin und sieht einen Kameraden dann als zombiehaften Dämon, ehe er von Ärzten versorgt wird.

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Danach erläutert der Psychiater George Loeffler vom Naval Medical Center in San Diego die Gefährlichkeit der Droge. Nach Einnahme sei man gewalttätig und unberechenbar. Die Halluzinationen hielten auch nach der Vergiftung noch an, die paranoiden Zustände könnten auch noch über Wochen wiederkehren. Zudem könne man nie wissen, was in der gekauften Packungen sei, weder die Zusammensetzung noch die Konzentration der Substanzen sei klar.

Enorme Folgen

Seit 2010 haben sich die „Badesalze“ - mit herkömmlichen Badezusätzen haben die Drogen freilich kaum etwas gemein - in den USA immer stärker ausgebreitet. Die Drogen in Pulver- und Kristallform enthalten zumeist die synthetischen Substanzen Mephedron und Methylenedioxypyrovaleron (MDPV). Sie sind mittlerweile in Hunderten Varianten und mit schillernden Namen wie „Ivory Wave“, „Bliss“ oder „Vanilla Sky“ erhältlich und werden meistens geschnupft, aber auch geraucht oder gespritzt.

Ihre möglichen Folgen sind Schmerzen in der Brust, hoher Blutdruck, Halluzinationen sowie extreme Erregungs- und Angstzustände. „Wenn man die schlimmsten Eigenschaften von Meth, Kokain, PCP, LSD und Ecstasy zusammenzählt, ist es genau das, was wir manchmal sehen“, warnte Mark Ryan, Chef des Giftkontrollzentrums in Louisiana gegenüber der „New York Times“ bereits 2011.

Schwieriger Kampf gegen Droge

Der Kampf gegen die „Badesalze“ wird dadurch erschwert, dass die Hersteller nach dem Verbot einer Substanz einfach die chemische Formel abändern und ein neues, wiederum legales Produkt auf den Markt werfen. Bei der US-Army kämpfte man zudem mit dem Problem, dass „Badesalz“ mit den herkömmlichen Drogentests nicht nachweisbar ist, sagte Loeffler bereits im August.

90 Navy-Soldaten seien im Vorjahr wegen des Konsums von synthetischen Drogen gefeuert worden, heißt es in einem Bericht des TV-Senders ABC: Erst im November wurden elf Besatzungsmitglieder der „USS Wasp“ mit „Spice“, das die Wirkung von Cannabis imitiert, erwischt und entlassen worden.

US-Armee mit großem Drogenproblem

Auch internen Berichten zufolge kämpft die US-Armee mit immer größer werdenden Drogenproblemen: Allein 2009 starben 74 US-Soldaten an einer Überdosis, hieß es im 2010 vorgestellten Bericht mit dem Titel „Gesundheitsvorsorge, Risikoverringerung und Selbstmordprävention“. Gleichzeitig gab es rund 17.000 Verstöße wegen Alkohol- und Drogenmissbrauchs. 30 Prozent aller Selbstmorde und 45 Prozent aller Selbstmordversuche seien unter Einfluss von Drogen oder Alkohol begangen worden, heißt es dort.

Von 2001 bis 2009 wurden demnach knapp 60.000 US-Soldaten, das entspricht 3,5 Prozent, positiv auf Drogen getestet - und weitere 20.000 könnten durch die Stichprobentests durchgerutscht sein. Und auch der Missbrauch von verschriebenen Medikamenten werde zu einem immer größer werdenden Problem der Army.

Zu plakative Horrorgeschichten?

Die Folgen der Einnahme von „Badesalz“ haben im vergangenen Jahr in den US-Medien für einige Horrorgeschichten gesorgt, Konsumenten der Droge würden sich in kannibalistische Zombies verwandeln, hieß es. Allen voran sorgte eine grausige Attacke für Schlagzeilen. Im Mai 2012 hatte die Polizei in Miami einen Mann erschossen, der nackt am Rande einer Schnellstraße das Gesicht eines Obdachlosen zerfleischte. Die Behörden in Florida warnten nach einem weiteren Fall vor der Designerdroge „Cloud Nine“, die zu den „Badesalzen“ gehört. Später wurde allerdings festgestellt, dass der Täter von Miami keine solchen Substanzen im Körper hatte.

Kritiker werfen der US-Navy nun vor, mit dem Video den allzu plakativen Zombie-Mythos weiter zu bedienen. Auch die Hintergrundmusik für den Spot wird eher belächelt: Synthetische Drogen würden also dazu führen, dass man Dubstep hört, wird in US-Berichten und vor allem in Userforen gewitzelt.

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