Internationale Ketten können einsteigen
Die Revolution im indischen Einzelhandel kann kommen: Die aufstrebende Wirtschaftsmacht mit mehr als 1,2 Milliarden Konsumenten öffnet den Lebensmittelverkauf nach langer Kontroverse weitgehend für internationale Konzerne.
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Die Regierung hatte bereits im September beschlossen, dass sich ausländische Unternehmen mit 51 Prozent an Einzelhandelskonzernen beteiligen dürfen. Anfang Dezember stimmten auch die beiden Kammern des indischen Parlaments in Neu-Delhi der Regierungsinitiative symbolisch zu. Die Abstimmungen galten aber als entscheidend, da es eine breite Opposition gegen die Liberalisierung im Land gibt.
Kritiker sehen kleine Läden gefährdet
Die Regierung von Premierminister Manmohan Singh erhofft sich von den internationalen Handelskonzernen, dass sie die dringend benötigten Lagerräume für Lebensmittel schaffen und Kühlketten sicherstellen. Auch soll das Auslandskapital einen Wachstumsschub liefern. Bisher dominieren in Indien kleine Geschäfte und Märkte. Die Opposition befürchtet, dass durch die Liberalisierung Millionen Besitzer dieser Läden Umsatzeinbußen hinnehmen müssen oder ihren Job verlieren.
Langes Tauziehen
Die Regierung hatte bereits vor einem Jahr einen Reformversuch gestartet. Die Pläne waren damals allerdings wieder auf Eis gelegt worden, nachdem Besitzer kleiner Geschäfte, Zwischenhändler, die Opposition sowie Teile der Regierungskoalition heftig protestierten.
Im September verkündete die Regierung erneut ihren Beschluss für die Marktöffnung. Die Opposition fühlte sich übergangen und stellte die Mitarbeit im Parlament ein. Schließlich willigte die Regierung in eine nicht bindende Abstimmung ein. Die Regierungskoalition, die wegen der Liberalisierung Koalitionspartner verlor und im Parlament keine Mehrheit mehr hat, musste bis fast zum Schluss um einen Sieg vor allem im Oberhaus bangen.
Hoffnungsmarkt für Tesco und Co.
Internationale Einzelhandelsriesen wie Wal-Mart, Tesco und Carrefour haben seit langem Interesse, in dem Land mit seiner schnell wachsenden Mittelschicht zu investieren. Nach den Entscheidungen in Neu-Delhi müssen nun die Bundesstaaten die Reform implementieren.
Auch Ikea steigt ein
Auch der weltgrößte Möbelhersteller Ikea will groß in Indien einsteigen - und hat laut indischen Medieninformationen bereits die Bewilligung für 25 Filialen im Land. Ikea will nach Angaben des Handelsministeriums etwa 1,5 Mrd. Euro investieren. Vor fünf Wochen hatte das zuständige Kontrollgremium den Antrag des Unternehmens durchgewunken, dabei aber den Verkauf von etwa der Hälfte der Ikea-Produkte untersagt. Auch ein Restaurant sollte Ikea nicht betreiben dürfen, berichtete die indische „Economic Times“.
Sie zitiert einen Regierungssprecher damit, dass Einmarkenketten sich nicht wie ein Marktplatz aufführen und solch eine große Produktpalette anbieten dürften. Indien forderte bis vor kurzem von ausländischen Einzelhändlern, dass 30 Prozent des Warenangebots von heimischen Lieferanten bezogen werden sollten, hat diese Bestimmung aber inzwischen abgeschwächt.
Ikea habe sich mit einem Schreiben an die Regierung in Neu-Delhi gewandt, schreibt die Zeitung weiter. Nun habe Handelsminister Ananad Sharma doch grünes Licht gegeben. Es gebe keinen Grund, warum das globale Konzept von Ikea verändert werden sollte, sagte Sharma demnach auf einer Konferenz in Neu-Delhi.
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