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Insolvenz nach mehr als 160 Jahren

Dem Textilunternehmen Backhausen ist der Faden gerissen. Einst stattete der Familienbetrieb Wiener Repräsentationsbauten wie die Staatsoper, das Parlament und das Kaiserhaus aus, woraufhin ihm 1888 der Titel „k. u. k. Hoflieferant“ verliehen wurde. Nun muss eine Investorengruppe die Textilfirma übernehmen, um ihr Überleben zu sichern.

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Die Weltwirtschaftskrise setzte der in der sechsten und siebenten Generation geführten Textilfirma gehörig zu, zahlreiche neue Projekte mussten storniert oder auf Eis gelegt werden. Die Konkurrenz aus Asien verschärfte den Druck. Im Jahr 2010 fuhr das Unternehmen bei einem Umsatz von 11,98 Mio. Euro (nach 12,23 Mio. Euro) unter dem Strich einen Verlust von rund 647.000 Euro ein. Das Betriebsergebnis war mit 546.000 Euro negativ, nachdem es im Jahr davor noch 182.000 Euro ausgemacht hatte.

Möbel- und Dekorstoffe für Hotels und Schlösser

Die Firma Karl Backhausen & Co. wurde 1849 gegründet. In der 1870 errichteten Fabrik in Hoheneich im Waldviertel werden nach wie vor Möbel- und Dekorstoffe produziert. Die Verkaufszentrale befindet sich heute in der Schwarzenbergstraße im 1. Wiener Bezirk. Backhausen stattet Hotels, Schlösser, Theater- sowie Konzerthäuser aus und beliefert den Fachhandel. Exportiert wird in 40 Länder. 2010 beschäftigte die Stoffproduzentenfamilie 107 Mitarbeiter.

Finanzprobleme seit langem bekannt

2011 musste Backhausen die Notbremse ziehen und arbeitete ein Kostensenkungsprogramm aus. Im Mai 2011 wurde es den Banken präsentiert. „Gemeinsam mit den Finanzpartnern wurde ein Finanzierungskonzept erstellt, welches auch unter der Annahme eines Worst-Case-Szenarios sicherstellt, dass ausreichend Finanzmittel verfügbar sind, um die Liquidität des Unternehmens für das Geschäftsjahr 2011 und darüber hinaus jedenfalls bis Ende September 2012 sicherzustellen“, hieß es im Geschäftsbericht für das Jahr 2010.

Im Laufe des Jahres 2011 seien weitere Finanzierungsrahmen von der Hausbank zur Verfügung gestellt worden. Außerdem sei erneut ein langfristiges Versicherungsdarlehen mit einer fixen Verzinsung aufgenommen worden.

Al Jaber zahlte nicht

Im August dieses Jahres hatte es dann kurz danach ausgesehen, als könnte das Ruder noch einmal herumgerissen werden: Der umtriebige austro-saudische Investor Mohamed Al Jaber kündigte an, sich an dem Traditionsunternehmen beteiligen zu wollen. Geld kam von Al Jaber jedoch nie. Ein entsprechendes Bankenultimatum ließ der potenzielle Investor verstreichen - ein Sanierungsverfahren musste eingeleitet werden. Am Mittwoch schließlich wurde bekannt, dass das Verfahren gescheitert war.

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