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Euro zieht an

Die Welle an Hiobsbotschaften aus Griechenland wurde Dienstagabend zumindest kurzfristig von einer guten Nachricht unterbrochen: Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hob die Bewertung der griechischen Anleihen von teilweisem Zahlungsausfall gleich um sechs Stufen an.

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Die Besserstellung begründete S&P mit dem geglückten Anleiherückkaufprogramm, mit dem der Schuldenberg zumindest minimal gesenkt wurde. Zum letzten Mal hatte es im Mai dieses Jahres - vorausgegangen war eine jahrelange Abwärtsbewegung - eine Anhebung der Ratings gegeben. Auch damals gab es aus Sicht der Ratingagenturen einen klaren Anlass: den erfolgreich umgesetzten Schuldenschnitt mit Privatgläubigern.

Auch wenn unklar ist, ob die Erholung - die Zinsaufschläge für zehnjährige griechischen Anleihen fielen am Mittwoch auf den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren - längerfristig sein wird, so ist es doch ein wichtiges Signal. Insbesondere die Begründung der US-Ratingagentur dürfte die Euro-Finanzminister freuen, nämlich das starke Bestreben der Euro-Partner, das Land in der gemeinsamen Währungszone zu halten. Auf den Finanzmärkten wurde die Strategie, die freilich mit Risiken behaftet und deren Ausgang offen ist, am Mittwoch ebenfalls honoriert: Der Euro kletterte im Verlauf des Tages kurzzeitig erstmals seit Anfang April über 1,33 Dollar.

500 Mio. Dollar Gewinn für Hedgefonds

Zudem könnten auch Privatanleger wieder häufiger zu den derzeit extrem günstigen Griechenland-Bonds greifen - zumindest dann, wenn sie sich den US-Hedgefonds Third Point zum Vorbild nehmen. Dieser machte laut „Financial Times“ („FT“) mit seinen riskanten Wetten auf Griechenland-Bonds allein heuer rund 500 Mio. Dollar (376 Mio. Euro) Gewinn.

Anders als der Großteil der Branche, ging Third Point davon aus, dass Griechenland heuer nicht aus der Euro-Zone fliegen wird. Third Point kaufte massenhaft griechische Anleihen von Investoren auf, die sie um fast jeden Preis abstoßen wollten: So zahlte der Hedgefonds bei den Anleihen für einen Dollar nur 17 US-Cent. Hedgefonds-Chef Dan Loeb ist laut „FT“ überzeugt, dass die Rally auch nächstes Jahr anhalten wird.

EZB akzeptiert Anleihen wieder

Dazu kommt, dass die EZB - allerdings nicht wegen des S&P-Ratings, sondern unter Berufung auf den jüngsten Bericht der Troika - am Mittwoch ankündigte, dass griechische Banken ab Freitag wieder direkt Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) leihen können. Die EZB teilte mit, dass sie ab 21. Dezember wieder griechische Staatsanleihen als Sicherheiten bei geldpolitischen Operationen mit Geschäftsbanken akzeptieren will. Die EZB hatte seit Juli keine griechischen Bonds mehr als Sicherheiten angenommen. Die Banken des Landes hatten sich seitdem nur noch über eine Sonderkreditlinie ihrer nationale Notenbank refinanzieren können.

„Spekulative Anlage“

Athen hatte zuletzt Anleihen im Volumen von mehr als 30 Mrd. Euro auf dem Markt aufgekauft. Erst vergangene Woche hatten die Euro-Finanzminister nach monatelanger Hängepartie 49,1 Milliarden Euro an Notkrediten endgültig freigegeben. S&P hob die Kreditwürdigkeit Griechenlands nach dem erfolgreichen Anleiherückkauf um sechs Stufen an. Die Bewertung erhöhe sich von einem teilweisen Zahlungsausfall („SD“) auf „B-“, teilte die Agentur am Dienstagabend mit. Das entspricht einer spekulativen Anlage. Der Ausblick sei stabil.

S&P hatte Griechenland wegen des Schuldenrückkaufs Anfang Dezember herabgestuft, weil es dieses Vorgehen als Teilzahlungsausfall bewertete. Die Note für die Kreditwürdigkeit des Landes wurde seinerzeit von „CCC“ auf „SD“ gesenkt. Damals hatte die Agentur aber angekündigt, die Bewertung für den Fall eines geglückten Rückkaufs wieder zu erhöhen.

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