Themenüberblick

Von Canberra bis Brasilia

In Äquatorialguinea soll mitten im Dschungel eine neue Hauptstadt vom Reißbrett entstehen. Vorbilder für Retortenstädte gibt es international einige. Die Gründe für die Entscheidung, eine Stadt aus dem Nichts zu stampfen, sind vielfältig, doch nicht alle derartigen Projekte waren von Erfolg gekrönt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

In Australien war die erste Hauptstadt Melbourne, doch um keine Streitigkeiten mit anderen Städten (beispielsweise Sydney) zu schaffen, ließ man eine Planhauptstadt erbauen. Die Stadt Canberra wurde nach Plänen des US-amerikanischen Architekten Walter Burley Griffin im Jahr 1913 fertiggestellt. Sie liegt im Australian Capital Territory (weit vom Meer entfernt). Der Name kommt aus einer Aborigine-Sprache und bedeutet „Treffplatz“.

Luftaufnahme von Brasilia, 1960

AP

1960 wurde Brasiliens neue Hauptstadt Brasilia fertiggestellt

Die Architektenvision in Brasilien

Die brasilianische Hauptstadt Brasilia gilt als Prototyp einer Planstadt und hat den Grundriss eines Vogels, der seine Flügel in die Landschaft ausbreitet. Ziel des enormen Aufwands war es, die Bevölkerung besser im Land zu verteilen. Brasilia wurde 1960 fertiggestellt und löste Rio de Janeiro als Hauptstadt ab. Geplant von Oscar Niemeyer und Lucio Costa sollte Brasilia auch eine „Stadt für die Menschen“ mit höchster Lebensqualität sein und ein „egalitäres Zusammenleben von Arm und Reich“ ermöglichen.

Dazu wurden am Paranoa-See überschaubare Viertel mit viel Grün und großen Wohnblocks gebaut, die auch über Geschäfte, Kliniken und Schulen verfügen. Alle Straßen Brasilias gleichen Autobahnen - Staus sind rar, Fußgänger aber auch.

Luftaufnahme von Islamabad, 2011

Reuters/Adrees Latif

Islamabad wurde an einer klimatisch äußerst vorteilhaften Stelle am Rande des Pothohar-Plateaus auf einem schachbrettartigen Grundriss angelegt

Islamabad und Abuja

Ebenfalls in den 1960er Jahren entstand die Hauptstadt von Pakistan, Islamabad. Die Stadt sollte weiter im Inneren des Landes liegen als die frühere Hauptstadt Karatschi. Ähnlich wie in Brasilien und Pakistan sollte auch Nigeria Ende 1970 eine zentralere Hauptstadt bekommen. Die Planung der Stadt begann 1976 unter Leitung des Japaners Kenzo Tange. Wegen finanzieller Probleme wurde Abuja, so der Name der neuen Metropole, erst am 12. Dezember 1991 Hauptstadt von Nigeria und löste Lagos ab.

Erst 2005 hat auch Burma eine neue Hauptstadt bekommen: Das Regime von Generalissimus Than Shwe verließ Rangun im Oktober 2005 und installierte sich in Naypyidaw. Der Bau der neuen Hauptstadt zwischen Rangun und der zweitgrößten Stadt des Landes, der einstigen königlichen Residenzstadt Mandalay, wurde mit der zentralen Lage begründet. Inzwischen wohnen dort nach offiziellen Angaben bis zu eine Million Menschen. Die Verlegung des Regierungssitzes wurde in dem isolierten Land, das die Militärdiktatur in „Myanmar“ umbenannt hat, schon Jahre zuvor diskutiert, nachdem Junta-Mitglieder die Befürchtung geäußert hatten, dass die USA einen Angriff unternehmen könnten.

Link: