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Fehlerhafte Namen, wellige Bilder

Mit der Version 6 des Betriebssystems iOS hat Apple im September auch sein eigenes neues Kartensystem vorgestellt. Doch rasch häuften sich Fehler, und statt Begeisterungsstürmen erntete das erfolgsverwöhnte Unternehmen Spott und Häme. Im Apple-Store gibt es mittlerweile einen eigenen Bereich für alternative Navigationsprogramme. Doch viele Nutzer wünschen sich das verdrängte Google Maps zurück.

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Seit der Veröffentlichung von iOS 6 im September musste sich Apples Karten-App dem Test durch Millionen Nutzer stellen - und bekommt dabei keine guten Noten. In Blogs häuften sich Bilder von fehlerhaften Darstellungen, zuletzt warnt sogar die australische Polizei vor einer Verwendung, da sich bereits mehrere iPhone-Nutzer im australischen Busch verirrt hatten.

Wellige Brooklyn Bridge, deplatziertes Museum

Zu den ganz offensichtlichen Fehlern gehörten gewellte 3-D-Ansichten, falsch platzierte Ortschaften, Bahnstationen und Restaurants sowie Fehler in Städtenamen. So wurde etwa das Technische Museum in Wien mit zwei Standorten angegeben. Den Justizpalast in Wien hatte Apple dafür in Justizpalast Nürnberg umbenannt. Die neuen 3-D-Ansichten für Apples Karten-App waren ebenfalls sehr fehleranfällig, die Brooklyn Bridge in New York kam zum Start sehr wellig daher, während die Stadt Salzburg und das Umland zum Teil mit und ohne Schnee angezeigt wurde.

Justizpalast am falschen Ort

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Justizpalast Nürnberg in Wien

Google Maps in der Testphase?

Seit dem Start des iPhone 2007 war bis zu iOS 6 immer Google Maps auf Apples iOS-Geräten installiert. Mit dem neuen Betriebssystem wurde Google als App gelöscht und kann nur im Browser genutzt werden - mit eingeschränkter Funktionalität. Im App-Store wurde zwar bereits ein ganzer Bereich für alternative Navigationsprogramme bereit gestellt, auf Google Maps warten die iPhone-Nutzer jedoch bisher vergeblich. Laut Gerüchten soll jedoch schon eine Version in der Testphase vorliegen.

Der Flughafen Litauens liegt auf Hügeligem Terrain

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Flughafen in Vilnius mit buckligen Start-Lande-Pisten

Apple entschuldigt sich

Apple selbst bat die Nutzer um Nachsicht. Die Karten seien ein großes Projekt, bei dem man erst am Anfang stehe, so Sprecherin Trudy Muller. „Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, denen unsere User ausgesetzt waren, und wir tun unser Bestes, um Maps besser zu machen“, versicherte Apple-Chef Tim Cook. Auch intern wurden harte Maßnahmen gesetzt. So feuerte Cook im November mit Richard Williamson den verantwortlichen Manager.

Auch der iOS-Verantwortliche Scott Forstall, der lange als ein möglicher Nachfolger für Steve Jobs galt, wurde ebenfalls geschasst. Nun versucht Apple-Topmanager Eddy Cue, der von Forstall die Kartenverantwortung übernahm, mit Hilfe von externen Experten und dem Navigationsspezialisten TomTom den Fehlern auf die Spur zu kommen.

Konkurrenz schläft nicht

Apple arbeitete Jahre an dem Kartendienst und hat dazu auch ein paar Firmen übernommen. Doch mit Google Maps gab es einen starken, ebenfalls kostenlosen Konkurrenten. Auch für Google ist Google Maps ein Prestigeprojekt, in das viel Geld investiert wird, sei es für die bodennahen Straßenaufnahmen (Street View), sei es für das auf Android-Handys verfügbare Navigationsfunktion mit Sprachausgabe. Hier wollte Apple sichtlich nachziehen, denn das gab es bei Google Maps für iOS bisher nicht.

Stadft Salzburg liegt halb im Schnee, halb im grünen

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Umland von Salzburg halb im Schnee

Während Apple noch mit Problemen kämpft, stellte Nokia im November seine neue Karten-App „Here“ in den App Store und bietet die Geo-Plattform damit auch für iPhones und iPads an. Mit Sprachsteuerung, Verkehrsnachrichten sowie Routenplaner für den öffentlichen Nahverkehr will der einstige Handyweltmarktführer nun zum führenden Anbieter von Kartendiensten aufsteigen. Anders als Apple, der auf das Knowhow von TomTom setzt, bedient sich Nokia des Materials des vor einigen Jahren für rund acht Milliarden Dollar übernommenen Kartenherstellers Navteq.

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