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Proteste gegen Arbeitsbedingungen

Nach dem Großbrand in einer Textilfabrik in Bangladesch hat die Regierung den Dienstag zum Trauertag ausgerufen. Tausende Arbeiter gingen in Trauer- und Protestmärschen auf die Straße, um gegen schlechte Produktionsbedingungen zu protestiert. Die Regierung versuchte, die Stimmung zu besänftigen.

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Durch das Industriegebiet Ashulia in der Nähe der Hauptstadt Dhaka, wo am Samstagabend mehr als 100 Menschen bei einem Feuer in einer Textilfabrik gestorben waren, zogen mehrere tausend Arbeiter nach Polizeiangaben in Trauerumzügen durch die Straßen. Die Regierung schickte ein Großaufgebot an Polizisten in das Industriegebiet, um Unruhen zu verhindern.

Menschen protestieren in Bangladesch

AP

Tausende Arbeiter protestierten in Ashulia gegen die schlechten Arbeitsbedingungen

Wütende Arbeiter fordern mehr Schutz

Schon am Vortag hatten Demonstranten Barrikaden um die betroffene Fabrik errichtet und mehr Arbeitssicherheit gefordert. Viele Fabriken in Ashulia blieben geschlossen. Ein weiteres Feuer in einer großen Bekleidungsfabrik am Rande der Hauptstadt verlief am Montag glimpflich, es gab keine Opfer.

Überlebende des Brandes in der Fabrik der Tazreen Fashion Limited, in der auch für C&A und andere europäische und US-amerikanische Firmen produzierte worden war, verlangten die Bestrafung des Fabriksbesitzers Delwar Hossain. Er habe nicht für ausreichend Brandschutz gesorgt. Hossain war am Dienstag immer noch flüchtig.

Die Textilarbeiter appellierten zudem an die Behörden, die exakte Zahl der Toten zu ermitteln. Sie vermissten nach wie vor viele ihrer Kollegen. Die Feuerwehr hatte die Zahl der gefundenen Leichen zuletzt mit 112 angegeben. Etwa 200 Menschen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer. 48 Leichen wurden laut Behördenangaben bereits an die Angehörigen übergeben. Doch viele Tote konnten noch nicht identifiziert werden.

Regierung geht von Brandstiftung aus

Die Brandursache ist noch unklar. Während Überlebende von einem Kurzschluss berichteten, der das Feuer ausgelöst haben könnte, geht die Regierung von Brandstiftung aus. Premierministerin Sheikh Hasina sagte am Montag im Parlament: „Es war kein Zufall. Es war im Voraus geplant.“ Sie habe Bilder von Überwachungskameras gesehen. Zwei Männer seien festgenommen worden, als sie am Sonntag versucht hätten, ein weiteres Feuer in einer Textilfabrik in der Nähe zu legen.

Die Regierung will zudem künftig alle Fabriken mit keinem oder nur einem einzigen Notausgang schließen. „Das ist nicht hinnehmbar“, sagte Arbeitsminister Rajiuddin Ahmed über ungenügende Ausgänge. Wenn es bei dem Brand funktionierende Notausgänge gegeben hätte, hätten nicht so viele Menschen sterben müssen.

948 Euro Entschädigung

Der Verband der Textilhersteller und -exporteure in Bangladesch versprach, neben einer Entschädigung für die Angehörigen der Toten auch die Kosten für die medizinische Behandlung der Verwundeten zu übernehmen. Jede Familie, die einen Toten zu beklagen hat, solle 1.230 Dollar (948 Euro) erhalten.

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