Hochrangiges Treffen in Kairo
Während die militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas unvermindert weitergeht, versucht Ägypten offenbar hinter den Kulissen, einen Waffenstillstand auszuhandeln. Man versuche, „binnen 24 bis 48 Stunden“ eine Feuerpause zu erreichen, berichtete die israelische Tageszeitung „Haaretz“ in ihrer Onlineausgabe unter Berufung auf ägyptische Offizielle.
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Die Nachrichtenagentur Reuters wiederum berichtete, der ägyptische Präsident verhandle in Kairo über die Gaza-Krise. Dazu befinden sich der türkische Regierungschef Reccep Tayyip Erdogan und der Emir von Katar, Hamad bin Chalifa al-Thani in Kairo. Nach Hamas-Angaben war auch deren im Ausland lebender Chef Khaled Maschaal in Kairo.
Mursi schürt Hoffnungen
Laut Mursi gibt es „Anzeichen für eine Feuerpause“. Konkreter äußerte er sich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Erdogan am Samstagabend in Kairo nicht. Ein israelischer Unterhändler sei in Kairo, um den Entwurf einer Vereinbarung zu prüfen, hieß es. Eine offizielle Bestätigung gab es am Abend allerdings nicht. Der als gut vernetzt geltende israelische Journalist Amit Segal schrieb allerdings via Twitter, ein israelischer Beamter habe die Gespräche bestätigt.
Doch Kämpfe gehen weiter
Im Gazastreifen gab es allerdings zunächst keine Hinweise auf den Beginn eines möglichen Waffenstillstandes. Die israelische Luftwaffe setzte ihre heftigen Angriffe auch am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) fort, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Gaza-Stadt berichtete. Militante Palästinenser schossen zugleich weiter Raketen Richtung Israel. Damit zerschlugen sich Hoffnungen auf den Beginn einer Waffenruhe ab Mitternacht (Ortszeit, Samstag 23.00 MEZ).

Reuters/Ronen Zvulun
Israelische Panzerfahrzeuge nahe der Grenze zum Gazastreifen
Ägypten hatte bereits zuvor einen informellen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas ausverhandelt, der aber nicht umgesetzt wurde. Erdogan gilt seit Jahren als besonders scharfer Kritiker Israels, Hamad bin Chalifa al-Thani wiederum hatte erst kürzlich dem Gazastreifen einen offiziellen Besuch abgestattet und damit die internationale Isolierung der Hamas durchbrochen.
Erdogan prangert Doppelmoral an
Nach Angaben von Mursis Sprecher, Yasser Ali, betonte der Präsident bei dem Gespräch mit Erdogan in Kairo, er werde seine Bemühungen fortsetzen, um „die israelische Attacken auf Gaza“ zu stoppen. Bei einer anschließenden Rede in der Kairoer Universität forderte Erdogan erneut eine Reform des Weltsicherheitsrates und kritisierte die Haltung der Vereinten Nationen zu den Konflikten in Syrien und im Nahen Osten scharf. „Wenn es zu den Ungerechtigkeiten in Syrien und Palästina kommt, bleiben jene Länder still, die ansonsten oft über die Unantastbarkeit der Menschenrechte sprechen.“ Diese Doppelmoral müsse aufhören, fügte er hinzu.
Iran gießt Öl ins Feuer
Der iranische Verteidigungsminister Ahmed Wahidi forderte angesichts der Luftangriffe Israels auf den Gazastreifen eine gemeinsame Vergeltungsaktion der islamischen Länder. Die „Verbrechen der zionistischen Regierung“ könnten nur durch „eine revolutionäre Vergeltungsmaßnahme der muslimischen Welt“ beendet werden, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur IRNA am Samstag. Wahidi warf Israel vor, das palästinensische Volk „abzuschlachten“. Der Iran ist einer der Hauptgeldgeber und Waffenlieferanten der Hamas, die der Gewalt nicht abschwören will und Israel das Existenzrecht abspricht.

APA/EPA/Mohammed Saber
Rauchsäulen nach den Einschlägen israelischer Raketen in Gaza-Stadt
Tunesien fordert Stopp der Luftangriffe
Der tunesische Außenminister Rafik Abdel Salam forderte bei einem Solidaritätsbesuch im Gazastreifen unterdessen einen sofortigen Stopp der israelischen Angriffe. „Was in der Vergangenheit erlaubt war, ist jetzt wegen der Entwicklung in der arabischen Welt verboten“, sagte er am Samstag in Gaza-Stadt.
„Was sich hier im Gazastreifen abspielt, ist nicht hinnehmbar, ungerechtfertigt und eine Verletzung des internationalen Rechts“, fügte er hinzu. Israel bombardiert seit Mittwoch pausenlos vor allem Einrichtungen der herrschenden radikalislamischen Hamas. Israel will seine Offensive erst beenden, wenn die Hamas den Raketenbeschuss auf Israel unterbindet.
Botschafter: USA gaben Israel freie Hand
Unterdessen erklärte Israels Botschafter in Washington, die USA hätten Israel grünes Licht für einen Angriff auf Gaza gegeben. „Die USA haben uns volle Rückendeckung dafür gegeben, alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Staatsbürger vor dem Terror der Hamas zu schützen“, sagte Botschafter Michael Oren nach einem Bericht der Zeitung „New York Daily News“.

APA/EPA/Jim Hollander
Bombenalarm in der südlichen israelischen Stadt Aschdod - die Menschen flüchten in nahe gelegene Schutzräume
„Israel hat von den Vereinigten Staaten überragende und unmissverständliche Unterstützung bekommen“, sagte Oren dem Bericht zufolge. Das betreffe das Weiße Haus ebenso wie den Kongress, in dem Israel Zustimmung von allen Parteien erfahren habe.
Obama in Telefondiplomatie
US-Präsident Barack Obama setzte sich in erneuten Telefonaten mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Ägyptens Präsident Mohamed Mursi für eine Deeskalation in der Gaza-Krise ein. Dabei betonte Obama das Selbstverteidigungsrecht Israels.
Warnung vor weiterer Eskalation
Sowohl Israels früherer Botschafter in Deutschland, Avi Primor, als auch die frühere israelische Außenministerin Zipi Livni warnten vor einer Eskalation des Konflikts. Man müsse bei solchen Einsätzen klare Ziele haben und wissen, wie man wieder herauskomme, sagte die der oppositionellen Kadima-Partei angehörende Livni dem Münchner Nachrichtenmagazin „Focus“. „Wenn die Ziele nicht präzise definiert sind, gibt es einen Hang zur Zerstörung, der das Beenden der Aktion schwierig macht.“
Primor wiederum macht nicht die Hamas für den Ausbruch der Gewalt verantwortlich - der israelischen Militäraktion war ein mehrtägiger Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen vorangegangen -, sondern „extremste fundamentalistische Gruppierungen“, die innerhalb des Gazastreifens um die Macht kämpften.
Für Israel gehe es darum, dass die Hamas diese Gruppierungen unter Kontrolle bringe. Damit wäre für den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu auch ein glaubwürdiges Einlenken möglich, sagte Primor. Israel habe kein Interesse an einer Eskalation, weil die Bevölkerung Raketenbeschuss fürchte. Auch die Hamas und Ägypten hätten kein Interesse an einem Krieg.
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