Die Rache des Ex-Mannes
Tory und Chris Burch sind erfolgreiche Unternehmer, Fixbestandteil der New Yorker Society - und seit ihrer Scheidung 2006 alles andere als gut aufeinander zu sprechen. Der Rosenkrieg eskalierte, in den letzten Monaten versuchen die beiden, einander geschäftlich die Hölle heiß zu machen - vor allem in einem Stellvertreterkrieg ihrer Modelabels.
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Er, seit 1976 in der Modebranche tätiger Selfmade-Milliardär, und sie, Erfinderin des erst acht Jahre alten, äußerst erfolgreichen US-Designlabels Tory Burch, deckten einander in den vergangenen zwei Monaten mit Klagen ein. Tory Burch ging unter anderem mit einer Plagiatsklage vor Gericht, weil sie meint, die von ihrem Mann gegründete Einzelhandelslinie C. Wonder ähnle zu stark ihrer eigenen. Chris Burch klagte seine Ex-Frau, weil sie ihm dazwischenzufunken versuche, wegen Geschäftsschädigung und auf Schadenersatz, berichtet das US-Magazin „Vanity Fair“ in seiner Dezember-Ausgabe.
C. Wonder als billigerer Klon?
Zur Vorgeschichte: Tory Burch hatte ihr Label 2004 unter dem Namen „TRB by Tory Burch“ gegründet - mit seinem Geld, wie Chris Burch seit der Scheidung im Jahr 2006 nicht müde werde zu betonen, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) am Freitag. Die Ehe der Burchs dauerte von 1997 bis 2006. Irgendwann danach kam Chris Burch auf die Idee, C. Wonder - eine Linie mit so gut wie allem zwischen Damenmode und Wohnaccessoires - ins Leben zu rufen.
Diese funktioniert im Großen und Ganzen nach dem ähnlichen Muster wie Tory Burch: Mode günstig anzubieten, die irgendwie doch teuer aussieht. Tory Burch ist billiger als Givenchy, Chanel und Co., C. Wonder noch einmal billiger als Tory Burch. „Ein und dasselbe ästhetische Teebeutelchen in immer kälteres Wasser getunkt“, so die „SZ“, und beide „gelegentlich deutlich von High-End-Labels inspiriert.“
Angriff von innen
Überraschung und Ärger im Vorstand der Modefirma Tory Burch seien deshalb so groß gewesen, heißt es dazu in der „SZ“, weil Chris Burch „plötzlich seine neue Firma präsentierte, bei der es Sachen, die denen von Tory Burch nicht ganz unähnlich sind, noch einmal wesentlich günstiger gibt“.
Brisant daran ist, dass Chris Burch weiter im Vorstand des Unternehmens seiner Ex-Frau sitzt und gleichzeitig „seine ganze berufliche Leidenschaft“ daransetze, die Herstellerpreise für seine eigene Linie zu drücken. Je billiger Chris Burch seine Linie anbieten kann, desto mehr schadet es seiner Ex-Frau. Privat raufen sich die beiden offenbar wegen der sechs gemeinsamen Kinder noch zusammen, geschäftlich sieht „Vanity Fair“ allerdings den „Showdown“ heraufdämmern.
Erfolgreiches Label nicht nur in USA
Laut dem US-Magazin ist das Label Tory Burch inzwischen auf 82 Standorte weltweit gewachsen, die Modelinie wird außerdem in über 1.000 Filialen von Modeeinzelhändlern angeboten. Im nächsten Jahr seien 35 Neueröffnungen geplant, der Umsatz dürfte 2012 die Marke von 800 Mio. Dollar (fast 630 Mio. Euro) erreichen. Das Unternehmen dürfte deutlich über eine Mrd. Dollar (rund 780 Mio. Euro) wert sein. Der Stil des Labels wird oft als „preppy“ (englisch etwa für Kinder aus wohlhabendem Haus) beschrieben.
Nun müssten Gerichte entscheiden, ob Tory Burch ihren Herstellern etwa in Asien verbieten kann, auch für ihren Ex-Mann zu arbeiten. Chris Burch bestreitet, seiner Ex-Frau überhaupt Konkurrenz zu machen.
Vielleicht, so die „SZ“, würden die Gerichte auch entscheiden müssen, ob die ganze Causa auch „nur die irrationale Rache eines geschiedenen Ehemanns ist“. New Yorks Society hat jedenfalls ihr Thema.
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