FBI ermittelte seit dem Sommer
Der Skandal um den wegen einer außerehelichen Beziehung zurückgetretenen CIA-Chef David Petraeus hat möglicherweise ein politisches Nachspiel, da der US-Kongress über die seit Monaten laufenden Ermittlungen nie informiert wurde. Zugleich werden immer mehr Details bekannt: So dürfte die Eifersucht seiner Geliebten Petraeus zu Fall gebracht haben.
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Geheimdienstexperten des Kongresses fordern laut einem Bericht der „Washington Post“ von Sonntagabend Aufklärung darüber, warum das Weiße Haus erst am Mittwoch - dem Tag nach der Präsidentenwahl - über die vom FBI aufgedeckte Sexaffäre unterrichtet wurde. Der Zeitung zufolge hatten Untersuchungen, bei denen die außereheliche Beziehung mit der Petraeus-Biografin Paula Broadwell aufgedeckt wurde, bereits vor „mehreren Monaten“ begonnen.

dapd/AP/The Tampa Bay Times/Amu Scherzer
Petraeus auf einem Gruppenbild u. a. mit Jill Kelley (4. v. l.) und seiner Ehefrau Holly (ganz rechts)
Andere Frau wandte sich an FBI
Aufgeflogen war die Affäre nach Angaben der „Washington Post“, nachdem eine „Petraeus nahestehende“ Frau aus Florida E-Mails mit Drohungen von Broadwell erhalten hatte. Demnach hatte die als Jill Kelley identifizierte Frau, deren Beziehung zu Petraeus zunächst unklar blieb, so große Angst, dass sie sich an das FBI wandte und um Schutz bat. Im Zuge der Nachforschungen sei die Bundespolizei dann auf E-Mails zwischen Broadwell und Petraeus gestoßen, die auf eine Beziehung zwischen beiden hingewiesen hätten.
Bereits zuvor hatte die „New York Times“ berichtet, dass die Affäre zwischen der Biografin und Petraeus möglicherweise wegen eines Eifersuchtsdramas aufgeflogen war. Demnach sah Broadwell in Kelley offenbar eine Rivalin. Beide Frauen hätten anscheinend um die Gunst oder gar Zuneigung des pensionierten Viersternegenerals gewetteifert.

AP/U.S. Airforce/Justin Connaher
Petraeus’ Ehefrau Holly stammt aus einer Familie hochdekorierter US-Militärs, eine Familientradition, die bis in die Zeit des US-Bürgerkriegs zurückreicht
„Eindeutige Mails“ gefunden
Die „Washington Post“ berichtete, das FBI sei im Zuge der Ermittlungen auf „eindeutige E-Mails“ zwischen Petraeus und Broadwell gestoßen, die auch dessen Biografie geschrieben hatte. Die als äußerst ehrgeizig geltende Broadwell, Absolventin der renommierten US-Militärakademie Westpoint und der Eliteuniversität Harvard, dürfte Petraeus 2006 bei einem Vortrag in Harvard kennengelernt haben. Aus einem geplanten Interview für eine Dissertation über das Thema „Leadership“ wurden mehrere, aus dem Dissertationsthema ein Buchprojekt: Die Petraeus-Biografie mit dem Titel „All In“ wurde schließlich Anfang des Jahres vorgestellt.
Broadwell führte während dieser ganzen Zeit offenbar ein Doppelleben. Während sich ihr Mann, ein Röntgenfacharzt, daheim um die beiden Kinder kümmerte, war sie mit Petraeus in Afghanistan. Das Buch widmete sie ihm und ihren beiden Söhnen; explizit bedankt sie sich darin auch für die Mitarbeit bei Petraeus’ Ehefrau Holly. In Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Buches absolvierte sie zahlreiche öffentliche Auftritte - auch mit ihrem Ehemann, etwa in der „Daily Show“ von TV-Star Jon Stewart.
Gerüchteweise soll Broadwells Mann von der Affäre gewusst und schon im Sommer einen anonymen Leserbrief an die „New York Times“ geschrieben haben, in dem er unter dem Titel „Der Liebhaber meiner Ehefrau“ darüber klagt, dass seine Ehefrau eine Affäre mit einem Regierungsbeamten habe, der verantwortlich für ein „Projekt“ sei, das „weltweit als Demonstration amerikanischer Führungsqualität“ gesehen werde. Der Schreiber der Zeilen weiß nicht, ob er die Affäre auffliegen lassen soll, weil das Folgen für das ganze Land haben könne.
Bombe platzte vor geplanter Geburtstagsfeier
Ebenfalls laut Gerüchten soll die Affäre zwischen Petraeus und Broadwell schon seit längerer Zeit vorbei gewesen sein. Wie es in Medienberichten hieß, soll allerdings Petraeus nicht aufgegeben und ihr weiterhin zahlreiche E-Mails geschickt haben. Tatsache ist, dass das Auffliegen der außerehelichen Beziehung zumindest sie auf dem falschen Fuß erwischte. Just am Tag, nachdem der CIA-Chef seinen Rücktritt bekanntgab und die Affäre damit öffentlich machte, hatten die Broadwells Paulas 40. Geburtstag feiern wollen.
„Extrem schlechtes Urteilsvermögen“
Petraeus ist seit 37 Jahren verheiratet. Er hatte am Donnerstag sein Rücktrittsgesuch im Weißen Haus eingereicht, Präsident Barack Obama akzeptierte es einen Tag später. In einem Abschiedsschreiben an seine Mitarbeiter beim Geheimdienst CIA räumte Petraeus die außereheliche Affäre ein, die laut Medienberichten seit einigen Monaten vorbei ist. Er sprach von einem „extrem schlechten Urteilsvermögen“.
Laut „Washington Post“ gab es hinter den Kulissen ein heimliches Drama, während Obama in der Wahlnacht von Dienstag auf Mittwoch die Ergebnisse der Präsidentenwahl verfolgte. Kurz vor Schließung der Wahllokale habe das Justizministerium den nationalen Geheimdienstdirektor James Clapper, der die Arbeit aller 16 US-Geheimdienste koordiniert, über Petraeus’ Affäre informiert. Die Zeitung berief sich dabei auf einen hochrangigen Geheimdienstvertreter.
Empörung im Kongress
Clapper habe dann mit Petraeus gesprochen und ihm einen Rücktritt nahegelegt. Das Weiße Haus sei am Mittwoch unterrichtet worden. Vertreter der Geheimdienstausschüsse des Kongresses hätten im Voraus nichts erfahren - und seien empört, hieß es in Medienberichten.
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