Streit in der heilen Schlagerwelt
Ein Streit zwischen den Kastelruther Spatzen, einer der erfolgreichsten Gruppen der volkstümlichen Musik, und ihrem Produzenten Walter Widemair bringt jede Menge Konfliktstoff in die sonst so heile Schlagerwelt. Widemair behauptet, die Gruppe spiele auf ihren CDs nicht selbst die Instrumente. „Nur die Stimme von Sänger Norbert Rier ist echt. Sonst nichts“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
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Rier bestätigte der „Bild“ (Dienstag-Ausgabe), dass die Gruppe im Studio mit anderen Musikern arbeitet. „Das mit den Studiomusikern machen wir, um Kosten zu sparen. Außerdem wollen wir immer eine perfekte Produktion abliefern, und das geht nun mal nicht anders“, sagte der 52-Jährige.
„Weltweit üblich“
„Das ist weltweit und über alle musikalischen Genres üblich und rechtfertigt auch den Beruf des Studiomusikers. Die mitwirkenden Musiker wurden immer im CD-Booklet veröffentlicht und sind dort nachzulesen“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Facebook-Site der Gruppe. Aus der Facebook-Stellungnahme geht nicht hervor, ob das teilweise oder immer Praxis war. Zumindest die Fans halten den „Spatzen“ die Stange. „Wir stehen hinter euch, macht weiter so, ihr seid die Besten“, heißt es etwa in den Kommentaren auf Facebook.
Live „unsägliche Schrammelei“
Laut Widemair, der „Bild“ zufolge in diesem Monat ein Buch über die Volksmusikgruppe veröffentlicht, kamen bei den CD-Produktionen etwa ein Gitarrist von Howard Carpendale und der Schlagzeuger der Söhne Mannheims zum Einsatz. Bei ihren Livekonzerten spielen die Südtiroler Musiker dem Produzenten zufolge aber selbst. „Da hört man genau, dass die Spatzen nur durchschnittlich spielen“, sagte Widemair. Er habe sich "oft für die unsägliche Schrammelei geschämt“. Zudem sei ein in Berlin aufgenommenes Livealbum so schlecht gewesen, dass neben der Stimme nur das Originalschlagzeug verwendet werden konnte, heißt es in der „Bild“.
Gruppe „persönlich enttäuscht“
Rier sieht Geltungssucht und finanzielle Interessen hinter den Angriffen: Widemair habe enorm vom Erfolg der Kastelruther Spatzen profitiert, da auf den CDs immer mehrere Kompositionen von ihm veröffentlicht worden seien. „Dass er jetzt sein Vertrauensverhältnis missbraucht und eine werbewirksame Schlagzeile für sein Buch nutzt, ist beschämend“, heißt es in dem Statement auf Facebook. Für die Gruppe sei das „eine große persönliche Enttäuschung“.
Die Kastelruther Spatzen wurden 1983 gegründet und haben seitdem 35 Alben veröffentlicht. Sie holten 61-mal mit ihren CDs Goldstatus und 18-mal Platin, außerdem gewannen sie 13-mal den bedeutendsten deutschen Musikpreis Echo. Damit haben sie mit Abstand die meisten Echos abgeräumt.
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