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Erste Verhaftung im Fall Savile

Erst 2008 ist der britische Glam-Rock-Star Gary Glitter nach seinem Gefängnisaufenthalt in Vietnam wieder nach London zurückgekehrt. Nun klickten erneut die Handschellen. Im Zuge der Ermittlungen wegen des verstorbenen BBC-Fernsehstars Sir Jimmy Savile sind schwere Vorwürfe gegen den Sänger bekanntgeworden. Gemeinsam sollen sie Minderjährige missbraucht haben.

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Die Vorwürfe gegen den 68-jährigen Glitter, der bürgerlich Paul Gadd heißt, wiegen schwer. In einer Dokumentation über das Leben des 2011 verstorbenen Savile erzählt Karin Ward, was sie als 14-Jährige hinter den Kulissen der BBC-Show von Savile erlebt hat. Sie und zwei weitere Mädchen, alle Schülerinnen des Duncroft-Heims für traumatisierte Mädchen, waren von Savile nach London zu den Aufnahmen eingeladen worden.

Gary Glitter bei einem Auftritt im Jahre 1997

APA/EPA/Barry Batchelor

20 Mio. Alben verkauft

Gary Glitter trat in den 70er Jahren als Glam-Rocker in extravaganten Outfits auf und verkaufte mehr als 20 Millionen Alben. Zu seinen größten Hits zählen Lieder wie „I’m The Leader Of The Gang (I Am)“ und „Rock and Roll (Parts 1 and 2)“.

Weiterer BBC-Entertainer schwer belastet

Stargast der Sendung war der in den 70er Jahren der sehr populäre britische Sänger Gary Glitter. In der Garderobe wurde Ward Zeugin, wie Glitter mit einem vermutlich 13 Jahre alten Mädchen Sex hatte. Im selben Raum war auch Savile, der ein Mädchen auf dem Schoß hatte und ihr unter den Rock griff. Sie selbst sei von einem dritten, noch heute bei BBC tätigen Entertainer bedrängt worden. „Er hat mich zu Tode erschreckt“, schilderte Ward ihre Erlebnisse in der Dokumentation des Senders ITV. Um wen es sich dabei handelte, wurde in der Dokumentation nicht enthüllt. Er selbst soll alle Anschuldigungen zurückgewiesen haben.

Glitter wurde bereits 1999 in Großbritannien wegen Besitzes von Kinderpornografie verurteilt. 2006 fasste er in Vietnam drei Jahre Haft wegen Missbrauchs von zwei elf- und zwölfjährigen Mädchen aus. Nach zwei Jahren und neun Monaten wurde er wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Glitter wies die Vorwürfe stets zurück. Unterstützung erhielt er dabei auch von Savile. Zuletzt verteidigte Savile 2009 seinen alten Weggefährten.

„Was hat Gary Glitter denn falsch gemacht? Eigentlich nichts. Er saß nur zu Hause und sah sich fragwürdige Filme an“, sagte Savile damals der britischen Zeitung „The Sun“. Zurück in London musste sich Glitter 2008 in ein Register von Sexualstraftätern eintragen und die Polizei über seine Aufenthaltsorte informieren.

300 Opfer haben sich gemeldet

Am Sonntag wurde Glitter erneut verhaftet. Die Polizei bestätigte, dass sie einen Mann um die 60 festgenommen habe. Britische Medien, darunter auch BBC, zeigten Bilder, wie Glitter in den frühen Morgenstunden in Begleitung von Scotland-Yard-Beamten seine Wohnung im Zentrum Londons verließ. Am Abend wurde Glitter auf Kaution bis Dezember wieder auf freien Fuss gesetzt. Glitter ist bisher die einzige Person, die im laufenden Kindesmissbrauchskandal um Savile in Haft genommen wurde.

Ehemaliger BBC-Moderator Jimmy Savile

APA/EPA/Myung Jung Kim

Blonde Mähne und eine Zigarre waren das Markenzeichen von Sir Jimmy Savile

Scotland Yard bezeichnete den Fall Savile als „Missbrauch in noch nie dagewesenem Ausmaß“. Demnach gibt es Hinweise, dass Savile rund 40 Jahre lang Kinder bedrängt und sexuell genötigt hat. Nach der Veröffentlichung der Dokumentation meldeten sich mittlerweile über 300 Frauen, die von dem Moderator der beliebten Kindersendung „Jim’ll fix it“ missbraucht wurden - elf davon in Saviles Garderobe.

BBC-Chef unter Druck

Nach Angaben britischer Medien sollen auch Ärzte in den Fall verstrickt sein, in deren Krankenhäusern Savile Wohltätigkeitsveranstaltungen besucht und seine minderjährigen Opfer kennengelernt habe. Der Moderator, als dessen Markenzeichen seine wilde Frisur und eine dicke Zigarre galten, war in der Bevölkerung sehr beliebt, bis der Skandal im vergangenen Jahr nach seinem Tod ans Licht kam.

Bereits im Jahr 2009 hatte die Polizei vier Klagen gegen Savile wegen sexuellen Missbrauchs untersucht, doch die Staatsanwaltschaft entschied sich damals gegen eine Anklage. Im vergangenen Jahr stoppte BBC die Ausstrahlung der Dokumentation des Senders ITV. Dafür mussten mittlerweile auch der BBC-Chef George Entwistle vor dem britischen Parlament Rede und Antwort stehen.

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