Krise bei deutscher Piraten-Partei eskaliert
Als Reaktion auf die innerparteilichen Querelen haben zwei Vorstandsmitglieder der deutschen Piratenpartei das Handtuch geworfen. Julia Schramm und Matthias Schrade erklärten am Freitag ihren Rücktritt. In schriftlichen Erklärungen ließen sie Verbitterung über ihre Erfahrungen im Parteivorstand erkennen und kritisierten Stil und Umgangsformen in der Partei.
„Halte es nicht mehr aus“
„Ich halte es inzwischen schlicht nicht mehr aus“, erklärte Schrade in seinem Blog. Er erhob schwere Vorwürfe gegen den politischen Geschäftsführer Johannes Ponader. Dieser sei „absolut nicht teamfähig“ und behindere durch „Alleingänge“ die Vorstandsarbeit.
„Ich würde mir wünschen, dass Johannes seine Konsequenzen aus der regelmäßig von allen Kollegen vorgebrachten Kritik zieht“, fügte Schrade hinzu. Schrade kündigte seinen Rücktritt für die Zeit nach dem Parteitag Ende November in Bochum an, ließ sich aber eine Option zum Verbleib im Vorstand offen.
Piratin weicht „Shitstorm“
Julia Schramm kündigte an, ihren Vorstandsposten sofort niederzulegen und sich nach dem Parteitag ganz aus der Parteiarbeit zurückzuziehen. Schramm steht in der Kritik, weil sie ihr Buch mit dem Titel „Klick mich“ nicht frei verfügbar ins Netz stellte. Ihr Verlag hatte mit Schramms Zustimmung eine kostenlose Kopie des Buches im Internet sperren lassen. Für Kritiker war das ein Widerspruch zum Programm der Partei, da sich die Piraten für ein Recht auf kostenlose Kopien von Musik und Büchern einsetzen. Im Netz hatte dies einen „Shitstorm“ gegen Schramm ausgelöst.
Auf den Streit um das Buch ging Schramm in ihrer Rücktrittserklärung nicht ein. Im aktuellen ZDF-Politbarometer kommt die Partei, die seit Wochen mit Personalquerelen beschäftigt ist, nur noch auf vier Prozent.