Chemiestudent als Attentäter?
Die pakistanische Polizei hat im Fall des pakistanischen Mädchens Malala Yousufzai erste Ermittlungserfolge bekanntgegeben. Neun Personen wurden rund um das Schussattentat vor zwei Wochen verhaftet - der Hauptverdächtige, ein 23-jähriger Student, befindet sich aber auf der Flucht.
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Bei dem Hauptverdächtigen handelt es sich laut pakistanischer Polizei um den 23-jährigen Chemiestudenten Attaullah Khan, der wie Yousufzai aus dem Swat-Tal im Nordwesten des Landes stammt. Die Behörden halten sich über Kahn noch bedeckt. Bekannt ist nur, dass er zunächst den Bachelor in Physik am Jahanzeb College im Swat-Tal machte, wo er laut dem College-Direktor Alam Zeb jedoch drei oder vier verschiedene Angaben zu seinem Geburtsdatum gemacht haben soll. Zuletzt machte er seinen Abschluss in Chemie.
Mutter, Bruder und Freundin verhört
Neben sechs Männern nahm die Polizei auch Attaullah Khans Mutter, den Bruder und seine Verlobte fest. Die Familienangehörigen seien nicht verdächtig, jedoch erhoffe man sich Hinweise auf den Aufenthalt des 23-Jährigen, wie ein Polizeioffizier gegenüber dem US-Sender CNN bestätigte. Es wird vermutet, dass sich Attaullah Khan über die Grenze nach Afghanistan abgesetzt hat. Wie das indische Magazin „India Today“ berichtet, soll Khan 2009 im Zuge des Militäreinsatzes im Swat-Tal schon einmal verhaftet worden sein, damals wurde er jedoch aus Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt.

Reueters
Malala Yousufzai schreibt seit drei Jahren für die BBC
Insgesamt wird gegen 123 Verdächtige ermittelt, wie die pakistanische Nachrichtenwebsite Zama Swat berichtet. Unter den Verhafteten soll unter anderen der Fahrer des Vans sein, aus dem heraus Yousufzai und ihre Freundinnen Shazia und Kainat angegriffen wurden, ein Schulmitarbeiter und eine Krankenschwester. Die Provinzregierung setzte zudem eine Prämie von zehn Millionen Rupien (rund 80.000 Euro) für Informationen aus, die zur Ergreifung der Täter führen.
Von Kugeln in Kopf und Schulter getroffen
Vor zwei Wochen wurde die 15-jährige Bloggerin und Aktivistin für Frauenrechte auf ihrem Schulweg im Swat-Tal von zwei Taliban-Kämpfern angegriffen. Sie wurde von Kugeln im Kopf und in der linken Schulter getroffen. Einige Tage schwebte das Mädchen in Lebensgefahr, mittlerweile befindet sie sich in einem Krankenhaus in Birmingham in Großbritannien auf dem Weg der Besserung.
Die Schülerin hatte 2009 schon als Elfjährige gegen die Taliban protestiert, die Mädchen und Frauen den Zugang zu Bildung verweigern. In einem Dokumentarfilm beschrieb sie ihren Wunsch, Ärztin zu werden - entgegen den Vorschriften der Taliban. Damals hatte sich die pakistanische Regierung mit den Taliban im Swat-Tal auf eine Waffenruhe geeinigt und damit faktisch die Kontrolle der Islamisten anerkannt. Diese setzten daraufhin islamische Gerichte ein, töteten Andersdenkende und schlossen Schulen für Mädchen, darunter jene von Yousufzai.
Taliban rühmt sich mit Tat
Nach dem Überfall bekannten sich die pakistanischen Taliban nicht ohne Stolz zu der Tat. Sie begründeten den Mordversuch damit, dass Yousufzai eine Spionin des Westens sei. Man habe sie ins Visier genommen, „weil sie sich gegen die Taliban aussprach, während sie mit schamlosen Fremden saß und den größten Feind des Islam, (US-Präsident) Barack Obama, verherrlichte“. Sie drohten zudem, Malala erneut anzugreifen, sollte sie überleben.
In der Bevölkerung sorgte der Angriff auf ein wehrloses, 15-jähriges Mädchen für Empörung und Wut. Nach dem Anschlag gingen die Menschen zu Tausenden auf die Straße, um gegen den Schrecken der Taliban zu protestieren und für das Mädchen zu beten. Auf vielen Plakaten standen Sprüche wie „Du bist Hoffnung und Inspiration für uns alle“.
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