Peinlicher Patzer des Internetriesen
Da bringt auch die Öffnung der Serverkammern nichts: Der erfolgsverwöhnte Internetkonzern Google scheint am Donnerstag einen ausnehmend schlechten Tag gehabt zu haben. Zuerst kommen die Geschäftszahlen um Stunden zu früh noch während des laufenden Börsenhandels in New York heraus, und dann fallen sie auch noch schlechter aus als erwartet. Die Börsianer waren schockiert.
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Die Aktie sauste um neun Prozent in die Tiefe, Milliarden an Börsenwert wurden vernichtet. Zwischenzeitlich wurde der Handel auf Wunsch von Google sogar gestoppt. Firmensprecherin Rachel Whetstone schob die Schuld für den Fehler auf die Dienstleistungsfirma RR Donnelly, die eine unfertige Mitteilung ohne Genehmigung veröffentlicht habe. RR Donnelly erklärte, der Sache nachzugehen. Auch die Aktie dieser Firma fiel.
Handel unterbrochen
Die Panne passierte um kurz nach Mittag. Um 15.20 Uhr New Yorker Zeit (21.20 MESZ) wurde der Handel wiederaufgenommen. Google hatte in der Zwischenzeit die Mitteilung um fehlende Zitate von Konzernchef Larry Page ergänzt. „Wir hatten ein starkes Quartal“, erklärte Page. Die Anleger kauften ihm die Botschaft nicht ab: Auch nach der Wiederaufnahme des Handels lag das Papier deutlich im Minus.
Üblich ist, dass die Zwischenbilanz nach dem Ende des regulären Handels an der New Yorker Technologiebörse NASDAQ um 22.00 Uhr MEZ mitgeteilt wird, damit jeder Anleger die Zeit hat, sich in das umfängliche Zahlenwerk zu vertiefen. Nun kamen die Geschäftszahlen aber vier Stunden zu früh heraus in einer Pflichtmitteilung an die Börsenaufsicht SEC.
Analystenschätzungen verfehlt
Demnach stieg der Umsatz im dritten Quartal um 45 Prozent auf 14,1 Milliarden Dollar (10,8 Mrd Euro). Rund 2,6 Milliarden Dollar rührten dabei alleine von der Einbeziehung Motorolas her. Google hatte das Handyurgestein für 12,5 Milliarden Dollar geschluckt, um seinen Vorstoß ins mobile Geschäft abzusichern. Der Gewinn büßte dagegen um 20 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar ein. Auch hier wirkte sich Motorola aus, vor allem durch hohe Entwicklungskosten für neue Android-Smartphones.
Mit den Zahlen verfehlte Google die Schätzungen der Analysten. Vor allem ein Wert stieß bitter auf: Google bekam im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 15 Prozent weniger Geld von seinen Werbekunden für jeden Klick, den ein Nutzer machte. Werbung ist die wichtigste Einnahmequelle von Google - allen voran die hervorgehobenen Links der Suchmaschine, aber immer mehr auch grafische Werbeanzeigen, die überall im Web auftauchen.
Motorola als Verlustbringer
Motorola erwies sich einmal mehr als Verlustbringer. Die Tochter verlor operativ 527 Millionen Dollar. Bereits als eigenständiges Unternehmen hatte der Handyhersteller zuletzt fast durchgängig rote Zahlen geschrieben angesichts der starken Konkurrenz durch Apples iPhone und die Android-Handys von Samsung. Für Google war Motorola aber wegen der zahlreichen Patente des Branchenurgesteins wertvoll. Apple hatte einen regelrechten Patentkrieg vom Zaun gebrochen und wirft zahlreichen Smartphone-Herstellern vor, Ideen abgekupfert zu haben.
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