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„Für technischen Schutz entschieden“

Nach dem spektakulären Kunstdiebstahl aus der Rotterdamer Kunsthalle werden nun Zweifel am Sicherheitssystem des Museums laut. Die kostbaren Gemälde waren nur mit Kameras und Alarmsystem gesichert. Die Direktorin der Kunsthalle, Emily Ansenk, wies die Kritik zurück. „In Absprache mit den Versicherungen hat man sich für technischen Schutz entschieden.“

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Die niederländische Kunsthalle ist in der Nacht menschenleer. Die millionenschweren Ausstellungsstücke sind nur durch Überwachungskameras und eine Alarmanlage gesichert. Sicherheitsexperten erklärten im niederländischen Fernsehen den Schutz für unzureichend.

Ein Mann betrachtet die leere Stelle an der Wand, an der ein gestohlenes Gemälde gehangen hat

AP/Peter Dejong

Leere Stellen, wo vor kurzem noch Meisterwerke hingen

Täter kamen in der Nacht

Die Diebe drangen in der Nacht zwischen 3.00 und 4.00 Uhr in das Museum ein. Zwar ging der Alarm wie vorgesehen los, doch als die Polizei nach eigenen Angaben nach nur wenigen Minuten eintraf, waren die Täter mit ihrer Beute bereits über alle Berge. Ebenfalls verschwunden waren sieben Bilder unter anderen von Pablo Picasso, Henri Matisse, Claude Monet und Paul Gauguin im Wert von 50 bis 100 Millionen Euro.

"Harlequin Head" von Pablo Picasso

AP/Polizei Rotterdam

Die gestohlenen Werke

  • Pablo Picasso: „Tete d’Arlequin“ (1971)
  • Henri Matisse: „La Liseuse en Blanc et Jaune“ (1919)
  • Claude Monet: „Waterloo Bridge, London“ (1901)
  • Claude Monet: „Charing Cross Bridge, London“ (1901)
  • Paul Gauguin: „Femme devant une fenetre ouverte, dite la Fiancee"’ (1988)
  • Meyer de Haan: "Autoportrait“ (etwa 1889 bis 1891)
  • Lucian Freud: „Woman with Eyes Closed“ (2002)

Die Polizei geht von einer Profibande aus und sprach von „einer gut geplanten Aktion“. Wie die Täter in das Gebäude gelangten, werde noch untersucht, sagte eine Sprecherin. Dazu würden mögliche Zeugen befragt und Video-Aufzeichnungen ausgewertet. Eine Sondereinheit von 20 Kriminalbeamten ermittelt. Dennoch will die Direktorin der Kunsthalle, Emily Ansenk, das Museum am Mittwoch wieder öffnen. Auch die betroffene Ausstellung werde wieder zu besichtigen sein. „Wir lassen uns nicht unterkriegen.“

„Lösegeld sehr wahrscheinlich“

Nach Schätzungen von Kunstkennern haben die Gemälde einen Gesamtwert von 50 bis 100 Millionen Euro. Direktorin Ansenk wollte sich dazu nicht äußern. „Die Gemälde sind international registriert und kaum zu verkaufen.“ Das bestätigte auch der Direktor des Auktionshauses Christie’s in Amsterdam, Jop Ubbens, der Nachrichtenagentur ANP. „Am wahrscheinlichsten ist, dass sie gestohlen wurden, um Lösegeld zu bekommen.“

Die Gemälde gehörten zu der Triton-Sammlung für moderne Kunst. Aus dieser niederländischen Privatsammlung zeigt die Kunsthalle derzeit rund 150 Werke. Die Jubiläumsausstellung zum 20-jährigen Bestehen des Museums war erst am 7. Oktober eröffnet worden.

Der letzte große Diebstahl datiert aus dem Jahr 2010. Damals wurden aus dem Pariser Musee National d’Art Moderne, einem städtischen Museum im 16. Arrondissement, fünf wertvolle Kunstwerke von Picasso, Matisse, Braque, Modigliani und Leger gestohlen. Die Schätzungen zum Gesamtwert schwankten zwischen 100 und 500 Millionen Euro. Die angeblichen Täter wurden heuer zwar dingfest gemacht, die Werke blieben aber bis heute verschwunden.

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