Gemälde im Millionenwert
Bei einem nächtlichen Einbruch in die Kunsthalle im niederländischen Rotterdam sind nach Angaben der Polizei sieben Meisterwerke gestohlen worden. Es handle sich um Bilder von Pablo Picasso, Henri Matisse, Claude Monet, Lucian Freud, Meyer de Haan und Paul Gauguin, teilte die Polizei am Dienstag mit.
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Weder die Polizei noch die Kunsthal konnten den Schaden beziffern, man geht aber davon aus, dass man es mit einem der größten und spektakulärsten Kunstdiebstähle der jüngeren Vergangenheit zu tun hat. Die Kunstwelt reagierte entsetzt. Die Diebe drangen in der Nacht zwischen 3.00 und 4.00 Uhr in das Museum ein. Sicherheitsleute riefen die Polizei, als der Alarm losging. Doch bis diese eintraf, waren die Täter mit ihrer Beute bereits über alle Berge.

Reuters/Robin van Lonkhuijsen
Die Ausstellung in der Kunsthalle wurde erst vor wenigen Tagen eröffnet
Schau zur 20-Jahr-Feier
Die vom Architekten Rem Koolhaas entworfene Kunsthal feiert mit einer neuen Ausstellung ihren 20. Geburtstag. Seit 7. Oktober sind Werke der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler des späten 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.

AP/Polizei Rotterdam
Die gestohlenen Werke
- Pablo Picasso: „Tete d’Arlequin“ (1971)
- Henri Matisse: „La Liseuse en Blanc et Jaune“ (1919)
- Claude Monet: „Waterloo Bridge, London“ (1901)
- Claude Monet: „Charing Cross Bridge, London“ (1901)
- Paul Gauguin: „Femme devant une fenetre ouverte, dite la Fiancee"’ (1988)
- Meyer de Haan: "Autoportrait“ (etwa 1889 bis 1891)
- Lucian Freud: „Woman with Eyes Closed“ (2002)
Dabei werden Bilder von Picasso, Marcel Duchamp, Piet Mondriaan, Claude Monet, Vincent van Gogh und Lucian Freud gezeigt. Mehr als 150 Werke der Schau gehören der niederländischen Privatsammlung der Triton Foundation, wie die Sprecherin des Museums, Mariette Maaskant, bestätigte. Etliche davon seien allein mehrere Millionen wert, sagte der frühere Kunsthal-Direktor Wim van Krimpen.
Ermittlungen voll im Gange
Auf der Website der Polizei hieß es, die Ermittlungen sei voll im Gange: Forensiker hätten bereits Spuren gesichert. Derzeit sei man dabei, mit potenziellen Zeugen zu sprechen und das Videoüberwachungsmaterial auszuwerten.
Ersten Erkenntnissen zufolge wurde der Diebstahl laut Polizei - wenig überraschend - offenbar von Profis begangen. Der oder die Diebe seien jedenfalls gut vorbereitet gewesen. Über den Tathergang ist bisher jedoch nichts bekannt. Vor allem die Frage, wie die Diebe eindringen und unbemerkt wieder untertauchen konnten, beschäftigt die Beamten.
Kritik an Sicherheitsvorkehrungen
Dass die Täter die Millionenwerke so einfach aus der Ausstellung entwenden konnten, ließ auch Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen laut werden. Die Kunsthalle wird nachts nur durch Überwachungskameras und eine Alarmanlage gesichert. Sicherheitsexperten erklärten im niederländischen Fernsehen den Schutz für unzureichend. Die Direktorin der Kunsthalle, Emily Ansenk, wies auf einer Pressekonferenz Kritik zurück. „In Absprache mit den Versicherungen hat man sich für technischen Schutz entschieden.“
Dennoch soll die Ausstellung am Mittwoch wieder geöffnet werden. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, erklärt Ansenk. Über den Wert der gestohlenen Werke wollte die Direktorin sich nicht äußern. Nach Schätzungen von Kunstkennern dürfte es sich aber um bis zu 100 Millionen Euro handeln.
Werke unverkäuflich?
Experten halten die gestohlenen Gemälde aber für unverkäuflich - sie seien viel zu bekannt. „Damit will niemand etwas zu tun haben“, sagte der Direktor des Auktionshauses Christie’s in Amsterdam, Jop Ubbens, der Nachrichtenagentur ANP. „Am wahrscheinlichsten ist, dass sie gestohlen wurden, um Lösegeld zu bekommen.“
Der letzte große Diebstahl datiert aus dem Jahr 2010. Damals wurden aus dem Pariser Musee National d’Art Moderne, einem städtischen Museum im 16. Arrondissement, fünf wertvolle Kunstwerke von Picasso, Matisse, Braque, Modigliani und Leger gestohlen. Die Schätzungen zum Gesamtwert schwankten zwischen 100 und 500 Millionen Euro. Die angeblichen Täter wurden heuer zwar dingfest gemacht, die Werke blieben aber bis heute verschwunden.
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