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Mit „Rebecca“ zur Berühmtheit

Ein Millionenpublikum hat mit Joan Fontaine mitgezittert, als die blutjunge Filmschönheit unter Alfred Hitchcocks Regie Todesängste ausgestanden hat. Der Gruselklassiker „Rebecca“, Vorlage der nun geplatzten Broadway-Produktion, machte die Schauspielerin 1940 über Nacht berühmt.

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Der Film zeigt Fontaine an der Seite von Laurence Olivier als frisch verheiratete, verängstigte Ehefrau, die ihre Lage mit zunehmendem Entsetzen durchschaut. „Rebecca“ gewann den Oscar als bester Film und brachte ihr selbst eine Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein.

Ein Jahr später erhielt die damals 23-Jährige ihren eigenen Oscar für die Hauptrolle in Hitchcocks Thriller „Verdacht“ (1941). Darin fällt Fontaine als schüchternes, wenn auch reiches Mädchen vom Lande auf den Herzensbrecher Cary Grant herein, heiratet ihn und schöpft bald danach den Verdacht, dass ihr Ehemann ein Mörder ist und sie als sein nächstes Opfer ausgewählt hat.

Vor 45 Jahren zuletzt vor Kamera

Ihr letzter Auftritt vor der Filmkamera liegt mehr als 45 Jahre zurück. Fontaine, die am Montag ihren 95. Geburtstag feiert, ist nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Sie lebt zurückgezogen im kalifornischen Küstenort Carmel, wo auch Clint Eastwood residiert. Im vorigen Oktober trat sie allerdings noch als Ehrengast beim Carmel Art & Film Festival auf die Bühne.

„Das Eigentum des Teufels“ (1967) war ihr letzter Film. Danach beschränkte sie sich auf den Broadway und Bühnen wie das Englische Theater in Wien. Sie hatte eine eigene Talkshow und war auch noch in der Krimiserie „Cannon“ im Fernsehen zu sehen.

Bitterböser Konkurrenzkampf unter Schwestern

Als Tochter eines Anwalts und einer Schauspielerin unter dem Namen Joan De Beauvoir De Havilland in Tokio geboren, hatte Fontaine schon in jungen Jahren von ihrer Mutter Unterricht bekommen. Um nicht mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Olivia De Havilland („Vom Winde verweht“) verwechselt zu werden, nahm sie den Namen ihres Stiefvaters an. Eine lange Fehde zwischen den Schwestern sorgte immer wieder für Schlagzeilen. Der Streit vertiefte sich, als beide 1941 für einen Oscar nominiert wurden und Joan, die Jüngere, gewann.

In ihrer 1978 erschienenen Autobiografie „No Bed Of Roses“ (Kein Bett aus Rosen) packte Fontaine freimütig aus. Schon als Kinder hätten sie einander nicht gemocht. Als beide in Hollywood Karriere machten, war Funkstille. „Man kann sich von seiner Schwester genau wie von einem Ehemann trennen“, sagte Fontaine 1978 der US-Zeitschrift „People“. „Ich sehe sie überhaupt nicht mehr und ich habe keine derartigen Absichten.“

Mit Trennungen kannte sich Fontaine aus. Sie war viermal verheiratet, jede Ehe endete mit der Scheidung. Ihre Eltern hätten sich früh scheiden lassen, das habe sie geprägt, räumte Fontaine ein. „Hätte ich die guten Qualitäten aller meiner Ehemänner miteinander verbinden können, dann wäre das fantastisch gewesen“, witzelte sie damals in einem „People“-Interview. Aus der zweiten Ehe mit William Dozier stammt eine Tochter.

Erfolgreiche Karriere

Hitchcock prägte ihre Filmkarriere, doch Fontaine konnte sich von dem „Rebecca“-Image der verängstigten, zartbesaiteten Ehefrau lösen. 1943 wurde sie noch einmal für einen Oscar nominiert - für ihre Rolle in Edmund Gouldings „Liebesleid“. Erfolgreich war sie auch als Partnerin von Orson Welles in Robert Stevensons „Jane Eyre“ (Die Waise von Lowood, 1943). Max Ophüls gewann sie für die Hauptrolle in „Brief einer Unbekannten“ (1948), die viele Cineasten als ihre größte Leistung ansehen.

Barbara Munker, dpa