Mehr als 200 Verletzte
Der politische Streit wird in Ägypten jetzt wieder mit Fäusten ausgetragen. Islamisten und Vertreter von Parteien aus dem linken und liberalen Spektrum gingen am Freitag während einer Kundgebung auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufeinander los. Nach Angaben von Augenzeugen und Krankenhausärzten wurden 200 Demonstranten verletzt. Das Gesundheitsministerium berichtete von 50 Verletzten.
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Anhänger des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi schlugen mit Stöcken und Eisenstangen um sich. Augenzeugen zufolge eskalierten die Proteste, als Anhänger der Muslimbrüder eine Bühne zerstörten, die einer säkularen Gruppe gehörte, die Slogans gegen Mursi rief. Demnach flogen auch Steine von beiden Seiten. Die Polizei griff nicht ein.
Verhärtete Fronten
Die Islamisten riefen: „Das Volk will die Säuberung der Justiz“ und „Wir lieben dich, oh Mursi“. Sie trugen Bilder von Hassan al-Banna, dem Gründer der Muslimbruderschaft. Die „Revolutionsjugend“ und Mitglieder verschiedener linker Parteien schrien ihnen entgegen: „Nieder mit der Herrschaft der Muslimbrüder“ und „Nieder mit dem Verfassungsrat“. Laut AFP ließen die Auseinandersetzungen erst am späten Abend nach, als die Islamisten sich vom Tahrir-Platz zurückzogen und vor das Büro des Generalstaatsanwalts zogen.

AP/Khalil Hamra
Die Gruppen bewarfen sich mit Steinen
Die linken und liberalen Parteien hatten sich zu Mittag zu einer bereits seit Wochen geplanten Kundgebung gegen Mursi und das von Islamisten dominierte Verfassungskomitee versammelt. Die Islamisten hatten ihre Anhänger am Donnerstag kurzfristig dazu aufgerufen, zur selben Zeit auf dem Platz zu protestieren. Das Motto ihrer Kundgebung lautete: „Säuberung der Justiz“.
Muslimbrüderschaft distanziert sich offiziell
Die Muslimbruderschaft teilte zwar mit, ihre Mitglieder hätten mit der Randale auf dem Tahrir-Platz nichts zu tun. Der Vorsitzende ihrer Partei, Essam al-Arian, schrieb jedoch im Kurznachrichtendienst Twitter folgende Botschaft an die Parteijugend: „Diejenigen von euch, die zum Tahrir-Platz gegangen sind, sollen sich am (Ägyptischen) Museum treffen, um gemeinsam zum Gerichtsgebäude zu marschieren.“
Die „Revolutionsjugend“ kritisierte die Muslimbruderschaft, die den Präsidenten stellt und die größte Fraktion im Parlament ist. Ein Sprecher der Jugendbewegung sagte, wer an der Macht sei, habe kein Recht zu demonstrieren.
Justiz als Streitauslöser
Auslöser für die Kundgebung der Muslimbrüder war, dass „ihr“ Präsident Mursi am Donnerstag den Generalstaatsanwalt Abdelmagid Mahmud entlassen hatte. Hintergrund dafür war ein Freispruch für 24 ehemalige Funktionäre. Diese waren verdächtigt worden, Anfang Februar 2011 einen Angriff berittener Schlägertrupps auf Demonstranten in Kairo organisiert zu haben. Damals, als sich die Proteste noch gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak richteten, hatten die Islamisten noch Seite an Seite mit Menschenrechtlern, Linken und Liberalen demonstriert.
Wie die amtliche Nachrichtenagentur MENA am Freitag berichtete, kündigte Mursi an, die freigesprochenen Vertreter Mubaraks erneut vor Gericht zu bringen. „Wir werden diejenigen, die Verbrechen gegen die Nation begangen haben, niemals unbeachtet lassen“, sagte Mursi demnach in einer Ansprache in einer Moschee in Alexandria und fügte hinzu, die Verantwortlichen würden der Justiz vorgeführt.
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