USA mit Vormachtstellung
Rüstung ist ein Riesengeschäft. Nirgendwo wird das so deutlich wie in den USA, der Nation mit dem größten Militärbudget. In diesem Haushaltsjahr liegt es bei 530,6 Mrd. Dollar (411,4 Mrd. Euro). Kein Wunder, dass in den Vereinigten Staaten auch die weltgrößten Rüstungskonzerne daheim sind. Diese Bastion zu knacken wäre eines der Hauptziele eines fusionierten europäischen Rüstungsgespanns aus BAE und EADS gewesen.
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Die Briten machen in den USA angesichts der traditionell engen politischen Bindungen zwischen den beiden Ländern bereits gute Geschäfte. BAE steckt etwa hinter dem Schützenpanzer Bradley und arbeitet am Kampfflugzeug F-35 Lightning II mit.
EADS dagegen zog im vergangenen Jahr beim sogenannten Jahrhundertdeal um neue Tankflugzeuge für die US-Luftwaffe den Kürzeren. Der mindestens 35 Mrd. Dollar schwere Auftrag ging nach einem jahrelangen Schlagabtausch an Boeing. Eine Fusion mit BAE hätte dem Airbus-Mutterkonzern die Tür zum US-Rüstungsmarkt aufgestoßen, hieß es von Branchenkennern. Knapp die Hälfte der Firmen auf der Top-100-Rüstungsliste des Friedensforschungsinstituts SIPRI stammen aus den USA.
Erzrivale Boeing
Boeing ist momentan vor allem bei Verkehrsflugzeugen mit über 100 Sitzplätzen der Erzrivale von EADS und dessen Tochterfirma Airbus. Die beiden Konzerne sind führend auf dem Weltmarkt. Verkaufsschlager sind die Mittelstreckenflieger der Baureihen A320 und B737. Airbus hatte in den vergangenen Jahren die Nase vorn, doch Boeing konnte den Konkurrenten im ersten Halbjahr bei den Auslieferungen überholen.
Boeing liefert gleichzeitig so etwas wie die Blaupause für die geplante Fusion der Europäer. Der Konzern hatte 1997 den heimischen Wettbewerber McDonnell-Douglas übernommen und damit sein militärisches Standbein ausgebaut.
Rüstungsboom nach 9/11
Im ersten Halbjahr steuerte das Rüstungs- und Sicherheitsgeschäft zusammen mit der Raumfahrt knapp die Hälfte zum Gesamtumsatz bei. Zu den Produkten gehören Kampfhubschrauber (AH-64 Apache), Kampfjets (F/A-18), Transportflugzeuge (C-17 Globemaster III) sowie unbemannte Drohen und Aufklärungsmaschinen (E-3 Awacs).
Vor allem nach den Anschlägen vom 11. September 2001 erwies sich die Rüstungssparte als wertvoll. Boeing profitierte von den steigenden Militärausgaben der USA und konnte damit die Bestelleinbrüche bei den Passagiermaschinen abfedern. Momentan sind Verkehrsjets die Renner, während das Rüstungsstandbein mit Einschnitten in den Militärbudgets vieler Staaten klarkommen muss.
Lockheed-Martin und die anderen
Lockheed-Martin ist Amerikas größter Rüstungskonzern. Das Unternehmen stellt die Kampfjets F-16, F-22 und F-35 her sowie die Transportflieger C-130J Super Hercules und die riesige C-5 Galaxy. Daneben baut Lockheed-Martin unter anderem gepanzerte Fahrzeuge, Raketen, Hubschrauber und Radaranlagen. Weitere Standbeine sind die Raumfahrt- sowie Informationstechnik.
Northrop Grumman wiederum ist der Hersteller von unbemannten Drohnen wie dem Global Hawk, von Radaranlagen, Steuersystemen oder Raketen. Bekanntestes Produkt ist der futuristisch aussehende Tarnkappenbomber B-2. General Dynamics baut unter anderem Kriegsschiffe und U-Boote, stellt Artilleriesystem und Munition her und steckt hinter dem US-Kampfpanzer Abrams. Ziviles Standbein sind die Gulfstream-Geschäftsflugzeuge. Raytheon schließlich ist vor allem bekannt für Elektroniksysteme und Raketen, etwa zur Aufklärung und Abwehr feindlicher Flugzeuge.
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