Inbegriff der Drogenkriminalität
Die kolumbianische Großstadt Medellin hat insbesondere in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts den Ruf der unangefochtenen Kokainhauptstadt erlangt. Eine der Wegbereiterinnen der Schmugglerrouten in die USA war die nun ermordete Drogenpatin Griselda Blanco, die Vorreiterin des Drogenbosses Pablo Escobar.
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Das kolumbianische Medellin-Kartell wurde zum Inbegriff für die Macht, den Einfluss und die schier unbegrenzten Reichtümer der Drogenbosse in aller Welt. Nach monatelanger Großfahndung wurde Escobar 1993 von Sicherheitskräften erschossen. Wegen Escobar und seiner Komplizen galt Kolumbien Ende der 1980er Jahre als Negativbeispiel dafür, wie die Kokainmafia Wirtschaft und Politik eines ganzen Landes beherrscht. Das Medellin-Kartell hatte damals einen Anteil von rund 80 Prozent am weltweiten Kokaingeschäft.
Kartell 1981 gegründet
Im Dezember 1981 hatten sich in einem Hotel in Medellin, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens, Angehörige von mehr als 200 im Drogengeschäft aktiven Familien getroffen und das Kartell gegründet - auch „Drogenpatin“ Blanco arbeitete führend mit, schließlich machte sich das Kartell maßgeblich Blancos Vorarbeit zunutze. Mit einer bis dahin nicht gekannten Brutalität setzten sie sich im internationalen Kokainhandel durch und monopolisierten für lange Zeit das Geschäft.
Im Kampf um die Drogenmilliarden starben in Kolumbien mehr als 3.000 Menschen - Polizisten, Soldaten, Zivilisten und Politiker. Als Escobar 1991 vor dem verschärften Druck von Präsident Cesar Gaviria kapitulierte und sich den Behörden stellte, ging es mit dem Medellin-Kartell bergab. Auch nach seiner Flucht aus dem Gefängnis im Juli 1992 gelang es dem Drogenboss nicht mehr, seine Kräfte zu reorganisieren. Nach seinem Tod 1993 stiegen die Bosse des konkurrierenden Cali-Kartells zu den größten Kokainhändlern der Welt auf - bis auch ihnen die Luft ausging.
Stadt im Aufschwung
Tatsächlich ist viel Zeit vergangen, seit Escobar erschossen wurde. In der Zwischenzeit gelang es zwar seinem Nachfolger Fabio Ocho, der als „internationaler Kokainkönig“ einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, das Medellin-Kartell noch einmal zu Rekordumsätzen von bis zu 30 Tonnen geschmuggelten Kokains pro Monat zu führen, doch die schlimmsten Zeiten scheinen vorbei zu sein: Seit Ocho zusammen mit 31 weiteren Anführern verhaftet wurde, scheint es der Stadtverwaltung mit gezielten Kultur- und Architekturprojekten gelungen zu sein, das Ruder herumzureißen.
Die Innenstadt wurde einem Facelifting unterzogen, zudem wurden Parks, Kulturzentren und Bildungseinrichtungen errichtet. Als verbindendes Element zwischen den verschiedenen Gesellschaftsschichten fungiert auch eine Seilbahn. Die damit geschaffene Anbindung des ehemaligen Problemviertels mit der Stadt spielte in der Aufwertung der Gegend eine wesentliche Rolle und gilt als Vorzeigeprojekt.
Sammelalben mit Drogenverbrechern
Doch die ehemals allmächtige Gewalt in der Stadt ist noch immer präsent: Statt Sammelalben mit Fußballerbildchen sind bei Kindern und Jugendlichen in Kolumbien neuerdings Sticker mit den Porträts berüchtigter Verbrecher der Hit. In ein Sammelalbum können sie auf 16 Seiten Bilder bekannter Schwerverbrecher vornehmlich aus dem Milieu der organisierten Drogenkriminalität einkleben. Die von fliegenden Händlern in Medellin verkauften Sammelbildchen gruppieren sich um Pablo Escobar.
Verkauft werden die Hefte und Sammelbildchen für Kleinstbeträge vor allem in den Armenvierteln der Stadt. Gelockt werden die jugendlichen Käufer, indem ihnen Geschenke wie etwa kleine elektronische Geräte und Fußbälle versprochen werden. „Die Alben werden von Männern auf Motorrädern geliefert und sie verkaufen sich sehr gut“, sagte einer der Händler der Nachrichtenagentur AFP.
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