Erfolg bis in die 90er
Am 26. August 1956 ist die erste Ausgabe des „Bravo“-Magazins erschienen. Das Cover zierte damals Marilyn Monroe, das Heft erschien mit dem untertitelnden Hinweis „Die Zeitschrift für Film und Fernsehen“. Mit einer wöchentlichen Auflage von 1,5 Mio. Stück in Bestzeiten prägte „Bravo“ zahllose Jugendliche.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Was in den 50er Jahren klein und optimistisch begonnen hatte, war später jahrzehntelang - bis Mitte der 90er - nicht bloß einer der Bestseller der Zeitschriftenwelt, sondern vor allem das Zentralorgan für Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren.
Import von US-Popkultur
Kernkompetenz von „Bravo“ war die Europäisierung US-amerikanischer Kulturphänomene. Wen das Blatt im deutschsprachigen Raum zum Star machte, der war in den USA längst einer. Dennoch gelang den Blattmachern der Spagat zwischen Verherrlichung des Mainstream und Förderung der Eigenständigkeit einer unterdrückten Jugend. Die Zeitschrift leistete gegen das Abstempeln von Rock ’n’ Roll als „schmutzige und sexlastige Negermusik“ Pionierarbeit. „Bravos“ Anteil an der Emanzipation der Teenager kann kaum überschätzt werden.
Befreiung von alten Werten
Klaus Farin vom Archiv für Jugendkulturen in Berlin versuchte bei einer Ausstellung zum 55. Geburtstag des Heftes den außergewöhnlichen Erfolg der Zeitschrift zu erklären: „‚Bravo‘ hat moderne Jugendkultur erstmalig von Amerika nach Europa gebracht, auch Jazz, und stand damit im Widerspruch zu den Eltern, die natürlich noch nationalsozialistisch sozialisiert waren. Es war für die Jugendlichen von damals schon eine Befreiung. Allein dass Marlon Brando mit der Lederjacke oder kaugummikauend gezeigt wurde - da brach schon eine Welt zusammen. So einfach war es damals, zu provozieren.“
Für Provokation sorgte später vor allem die ausführliche Beschäftigung mit allen Tangenten der Sexualität, vor allem die Ende der 60er Jahre gestartete Reihe „Dr. Sommer“, die auch den meisten „Bravo“-Verweigerern ein Begriff ist. Mit noch nie da gewesener Offenheit beantwortete ein Team von Psychologen und Pädagogen Leserbriefe und Erfahrungsberichte von Jugendlichen zum Thema Sexualität.
Erfolg bis in die 90er
Die legendären Starschnitte zierten damals die Zimmer jedes Jugendlichen, der sich ernsthaft als hip bezeichnen wollte. Die Poster in der Heftmitte waren die einzige Möglichkeit für Heranwachsende, an kinderzimmerwandtaugliche Abbildungen ihrer großen Idole zu gelangen. Dem Heft beigelegte Songtexte, Sticker, Briefmarken und Sammelkarten der Stars waren für viele ein allwöchentlicher Höhepunkt. Donnerstags galt der erste Weg nicht der Schule, sondern der Trafik.
Bis in die 90er Jahre hinein war „Bravo“ die Vorreiterrolle nicht streitig zu machen: Die „Foto Love Story“ als Vorläufer der TV-Seifenoper, „Bravo TV“ als Pionier des Musikfernsehens im deutschsprachigen Raum, die Ikonisierung junger Moderatoren und schließlich der „Bravo“-Otto als einer der ersten Publikumspreise in Deutschland waren einzigartig.
Zenit überschritten
Dann jedoch hatte das Magazin merklich seinen Zenit überschritten. Die sich verändernde Medienwelt veränderte auch die Welt von „Bravo“: Mit „Bravo Girl!“, „Bravo Sport“, „Bravo TV“, dem „Bravo Hits“-Sampler und der Website Bravo.de versuchte das Heft Ende der 90er mit allen Mitteln, sich in das neue Jahrtausend und aus seiner hartnäckigen Krise zu retten.
Den Glanz vergangener Tage hat „Bravo“ längst abgelegt. Aus den Stars von früher, die das Heft zierten, wurden mehr und mehr austauschbare Sternchen. Erzielten die Macher des Jugendmagazins in dessen besten Zeiten bis zu zwei Millionen Stück Auflage, erreicht „Bravo“ heute gerade einmal 300.000 Leser pro Woche.
Links: