Forschung zu Atomwaffen?
Der als Vater des iranischen Atomwaffenprogramms geltende Physiker Mohsen Fakhrizadeh, der von der iranischen Führung 2006 „kaltgestellt“ worden war, soll für das Atomprogramm des Landes wieder im Einsatz sein. Das berichtet das „Wall Street Journal“ („WSJ“, Donnerstag-Onlineausgabe) unter Berufung auf UNO-Inspektoren sowie auf Regierungsvertreter der USA und Israels.
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Die Rückkehr des Spitzenphysikers auf seinen Posten habe neue Besorgnis hinsichtlich des Status’ des iranischen Atomprogramms hervorgerufen, schrieb das Blatt. Westliche Experten vergleichen den 51-Jährigen mit Robert Oppenheimer, der in den 1940er Jahren die Entwicklung der amerikanischen Atombombe überwachte.
Streit über zu wenig Geld?
Fakhrizadeh, ein hoher Offizier der Revolutionsgarden, war in den vergangenen 20 Jahren maßgeblich an der Entwicklung des iranischen Atomprogramms beteiligt. Er soll die Forschungsarbeiten zu nuklearen Sprengköpfen geleitet haben.
Dem Bericht zufolge hatte sich Fakhrizadeh 2006 darüber beklagt, dass die Regierung die Mittel für das Atomwaffenprogramm eingefroren habe. Das habe der US-Geheimdienst durch abgefangene E-Mails und Telefonate herausgefunden. Diese Informationen dienten auch als Grundlage für die Einschätzung des 2007 veröffentlichten US-Geheimdienstberichts, wonach der Iran im Jahr 2003 seine Versuche gestoppt habe, eine Atombombe zu bauen.
Studien zur Entwicklung von Atomwaffen
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) geht derzeit allerdings davon aus, dass Fakhrizadeh eine Forschungseinrichtung in einem nördlichen Vorort Teherans eröffnet hat, die für die Entwicklung von Atomwaffen relevante Studien betreibe. Die Mitarbeiter - Wissenschaftler und Militärs - seien zum Teil dieselben, die bei den früheren Forschungsarbeiten für das Atomwaffenprogramm im Einsatz gewesen seien.
Mehrere enge Mitarbeiter von Fakhrizadeh seien in den vergangenen Monaten in hohe Positionen im Staat aufgestiegen und könnten so die Zukunft des Nuklearprogramms beeinflussen. Unter ihnen sei auch Fereydoun Abbasi-Davani, der Chef der Iranischen Atomenergiebehörde und einer der Vizepräsidenten des Iran, so das „WSJ“.
Eiszeit zwischen Iran und dem Westen
Das offensichtliche Wiederauftauchen von Fakhrizadeh erfolge zu einem Zeitpunkt, in dem die internationalen diplomatischen Bemühungen, das iranische Atomprogramm zu stoppen, zu einem Stillstand gekommen sind. Es stelle auch die Einschätzung der US-Geheimdienste von 2007 infrage, dass der Iran sein Atomwaffenprogramm eingefroren habe.
Laut dem aktuellen IAEA-Bericht sind Diplomaten zu dem Schluss kommen, dass der Iran die Zahl seiner Uran-Anreicherungszentrifugen erhöht hat und weitere Ausrüstungsgegenstände in die unterirdische Anlage Fordo bringt. Am Mittwoch hatte die IAEA die Bildung einer Task-Force verkündet, die das iranische Atomprogramm genau unter die Lupe nehmen soll.
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