Der lange Arm der Staatssicherheit
Im Zuge der „Samtenen Revolution“ haben Tschechen und Slowaken nicht nur das kommunistische Regime zum Einsturz gebracht. Beendet wurde damit auch die unsichtbare Herrschaft der StB, der Statni bezpecnost, der Geheimpolizei bzw. Staatssicherheit.
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Die mittlerweile zugänglichen Akten der Geheimpolizei haben immer wieder für Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt wenn es um prominente Namen geht.
Nach dem kommunistischen Putsch 1948 fing die StB laut Radio Praha mit etwa 3.000 Mitarbeitern an, Mitte der 1980er Jahre waren 12.500 fest angestellte und 75.000 informelle Mitarbeiter in ihren Akten registriert. Nach der Wende wurde die StB am 1. Februar 1990 aufgelöst.
Erste Veröffentlichungen in den 90ern
Bereits im Jahr darauf veröffentlichte der Regimegegner Petr Cibulka, der im Archiv des Innenministeriums tätig war, auf eigene Faust StB-Verzeichnisse. Hochrangige Beamte müssen seither auf ihre Staatssicherheitsvergangenheit hin durchleuchtet werden.
In Dossiers über die eigene Person können tschechische Bürger seit 1996 Einsicht nehmen. 2002 wurde ein fast vollständiges Verzeichnis aller ehemaligen StB-Mitarbeiter veröffentlicht; seit einem Jahr stehen die Akten jedem Besucher des Prager Instituts zur Erforschung totalitärer Regime offen.
Über 100.000 Mitarbeiter allein in der Slowakei
In der Slowakei dokumentiert das Institut des Nationalen Gedächtnisses (UPN) die Arbeit der StB. Bratislava veröffentlichte etwas später als Prag, nämlich 2005, eine Liste mit inoffiziellen Mitarbeitern des Geheimdienstes zwischen 1950 und 1989. Die Aufstellung enthält ungefähr 100.000 Namen.
Laut Gesetz dürfen Personen, die in der Vergangenheit wissentlich für den kommunistischen Geheimdienst tätig waren, in der Slowakei keine Funktionen bekleiden, in denen sie mit Staatsgeheimnissen und vertraulichen NATO-Informationen in Berührung kommen können.
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