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Hochkultur trifft Schottenfolklore

Sommerzeit ist Festspielzeit: Ein Großaufgebot an kulturellen Veranstaltungen findet man derzeit aber nicht nur in Österreich, sondern quer durch Europa. Eines der größten und renommiertesten Kulturspektakel ist das Edinburgh Festival, das im August und September gleich mit mehreren Ablegern die unterschiedlichsten Sparten bedient.

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Im Zentrum steht das Edinburgh International Festival, das heuer vom 9. August bis 2. September stattfindet und auf dessen Spielplan man Theater-, Tanz- sowie Opernproduktionen und Konzerte findet. Den Auftakt machte heuer eine spektakuläre Performance: Mehrere hundert Läufer positionieren sich vor dem Arthur’s Seat, dem Hausberg Edinburghs, wo sie ihre Leuchtanzüge anknipsen und so in Scharen den Gipfel erklimmen - und wieder hinunterlaufen. Durch unterschiedliche Routen bilden die Läufer so eine beeindruckende Choreografie - und das an zwanzig aufeinanderfolgenden Nächten.

Lichtspiele beim Speed of Light Festival

Reuters/David Moir

Nicht nur die Läufer leuchten: Auch das Publikum wird bei „Speed of Light“ mit tragbaren Lichtquellen ausgestattet und wird so zum Glühwürmchenschwarm

Fokus auf zeitgenössischem Musiktheater

Weniger spektakulär, dafür aber durchaus vielfältig und hochkarätig, präsentiert sich das Musiktheaterprogramm des International Festivals. Neben Inszenierungen von Leos Janaceks „Die Sache Makropulos“, „Tristan und Isolde“ und einem Gastspiel der neuen Aix-Produktion von Marc-Antoine Charpentiers „David et Jonathas“ konzentriert man sich heuer auf zeitgenössisches Musiktheater: „The Lady from the Sea“ von Craig Armstrong, die Uraufführung der beiden Einakter „In the Locked Room“ von Huw Watkins und „Ghost Patrol“ von Stuart MacRae sowie „Clemency“, ein von James MacMillan bearbeiteter Bibelstoff, sollen die Möglichkeiten des Musiktheaters im 21. Jahrhundert ausloten.

Im Sprechtheater gastiert das Theatre du Soleil mit der auch bei den Wiener Festwochen 2012 in gezeigten Produktion „Les Naufrages du Fol Espoir (Aurores)“. Grzegorz Jarzyna inszeniert einen heutigen „Macbeth“, Tadashi Suzuki zeigt „Elektra“, Marthaler gastiert mit „Meine faire Dame - ein Sprachlabor“ und Silviu Purcarete widmet sich „Gullivers Reisen“.

Edinburgh Festival Direktor, Jonathan Mills und Technischer Leiter, Jon Robb

APA/EPA/Eoin Carey

Kurz vor dem Auftakt des Festivals schleppen der Künstlerische Leiter Jonathan Mills und der Technische Leiter Jon Robb letzte Requisiten an ihren Platz

Die Off-Szene überflügelt das „offizielle“ Festival

Seit 1947 hat das International Festival einen jüngeren Bruder, der den älteren im Bezug auf die Zuschauerzahlen mittlerweile längst überflügelt hat: Im Schatten der offiziellen Veranstaltungen gründeten acht Theatergruppen damals ein parallel ausgetragenes Off-Festival - das Edinburgh Fringe.

Fast ausschließlich auf die darstellenden Künste konzentriert, stehen Theater- und Comedyproduktionen im Vordergrund, die Bandbreite reicht von Shakespeare bis zu Experimentellem. Einige Fringe-Schauplätze sind reguläre Theater und verkaufen regelmäßig Hunderte Karten für eine Aufführung, andere sind umgewandelte Kirchen oder sogar Wohnzimmer und ziehen einstelliges Publikum an.

Das Edinburgh Military Tattoo in Sidney

APA/EPA/Mick Tsikas

Das Edinburgh Military Tattoo erfreut sich größter Beliebtheit - auch beim ausländischen Publikum. Zweimal war das Festival mittlerweile schon zu Gast in Australien.

„God Save the Queen“ vom Dudelsackorchester

Ebenfalls einzigartig ist das Edinburgh Military Tattoo (3. bis 25. August) - Schottlands größtes Musikfestival. Ursprünglich ausschließlich der Militärmusik gewidmet, werden seit einigen Jahren auch weitgehend zivile Tanz- und Gesangsdarbietungen gezeigt. Traditionell feste - da schottische - Bestandteile des Programms sind die Auftritte von riesigen Formationen aus Dudelsackspielern und Trommlern. Abschluss und Höhepunkt ist jedes Jahr der Massenauftritt aller Teilnehmer, wobei stets die britische Hymne „God Save the Queen“ und das schottische Lied „Auld Lang Syne“ gespielt werden. Zum Ausmarsch erklingen traditionell „The black bear“ und „Scotland the Brave“.

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