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Grausige Außerirdische in 3-D

33 Jahre nach seinem Durchbruch mit dem Science-Fiction-Klassiker „Alien“ hat sich Ridley Scott erneut auf die Suche nach Außerirdischen gemacht. Wieder fliegen Wissenschaftler in friedlicher Mission ins All, wieder warten feindliche Wesen und das pure Grauen auf sie. Doch „Prometheus - Dunkle Zeichen“ erzählt zwar irgendwie die Vorgeschichte, ist aber keineswegs ein direktes Prequel zur „Alien“-Saga.

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Mit an Board sind dennoch zahlreiche Elemente, die für den „Alien“-Erfolg maßgeblich verantwortlich waren: eine starke Frau als Hauptfigur, ein Android als Crewmitglied mit fraglicher Vertrauenswürdigkeit und intensive Bilder von Scott und dem Schweizer Künstler und Filmdesigner HR Giger. Auch der Spannungsaufbau folgt dem bekannten Schema: lange Kamerafahrten durchs Weltall und durch das Raumschiff, viel Exposition vor großer Action.

Regisseur Ridley Scott bei der Premiere in London

APA/EPA/Facundo Arrizabalaga

Ridley Scotts setzte mit „Alien“ (1979) und „Blade Runner“ (1982) Genremaßstäbe

Steril ausgeleuchtete Alptraumwelten

Dennoch: „Prometheus“ mag nicht an die düster-klaustrophobische Wirkung von „Alien“ anschließen. Zwar faszinieren Gigers Alptraumwelten nach wie vor - in puncto Beklemmung und Gruselwirkung reichen sie jedoch weit nicht an das Original heran. Das mag an der sterilen Ausleuchtung von Monstern und Weltallwelten liegen, aber auch an der Handlung, in der sich Scott dieses Mal etwas versteigt - und die über weite Strecken gar zu vorhersehbar bleibt.

Er setzt rund 30 Jahre vor dem bekannten „Alien“-Plot an und schickt ein Team von Wissenschaftlern auf eine Recherchereise ins All, wo das Archäologenpaar Elizabeth (Noomi Rapace) und Charlie (Logan Marshall-Green) dem Ursprung der menschlichen Spezies auf die Schliche kommen wollen. So landet das titelgebende Raumschiff „Prometheus“ auf einem fernen Mond und trifft auf einen kosmischen Gegner, der nicht nur die Forscher, sondern gleich die ganze menschliche Zivilisation niedermetzeln möchte.

In den Fußstapfen von Sigourney Weaver

In die Fußstapfen von Sigourney Weaver, die mit ihrer Rolle als „Alien“-Protagonistin Ellen Ripley Frauen in Actionfilmen salonfähig gemacht hat, tritt die Schwedin Rapace, die damit nach ihrem Erfolg in der skandinavischen Verfilmung von Stieg Larssons Millennium-Trilogie damit auch den Sprung nach Hollywood geschafft hat.

Aber auch das Kommando auf der „Prometheus“ hat eine Frau: Meredith Vickers, gespielt von einer fast schon erschreckend emotionslosen Charlize Theron. Sogar der androide Sklave am Raumschiff menschelt mehr als Theron: Gespielt von Michael Fassbender, will der moderne Sklave gern aussehen wie Lawrence von Arabien in der Gestalt von Peter O’Toole und scheitert an seinem dringenden Wunsch, sich von seinen Schöpfern zu lösen.

Die Schauspieler Michael Fassbender, Noomi Rapace,Charlize Theron und Logan Marshall-Green

2012 Twentieth Century Fox

Michael Fassbender, Noomi Rapace, Charlize Theron und Logan Marshall-Green reisen ins All - doch die Neugier weicht schnell dem blanken Grauen

Erfolg ist eine Frage der Definition

So mögen „Alien“-Fans, die auf ein ordentliches Prequel mit Antworten auf vor 33 Jahren aufgekommene Fragen gehofft hatten, zwar auf einiges an Aha-Erlebnissen kommen, mindestens ebenso viele Fragezeichen stehen am Ende von „Prometheus“.

Hinweis

„Prometheus“ ist ab Donnerstag in österreichischen Kinos zu sehen.

Was Scott mit seinen visuell starken Bildern auf jeden Fall gelungen ist, ist die Wiedergeburt des Grauens im All. Ob sich diese nun als Prequel, Spin-off oder eigenständige Geschichte versteht, ist letztlich Nebensache - so lange man „Prometheus“ nicht an „Alien“ misst.

Sophia Felbermair, ORF.at

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