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„Habe mir umsonst Sorgen gemacht“

Mit einem spektakulären Manöver ist das Roboterfahrzeug „Curiosity“ Montagfrüh sanft auf dem Mars gelandet. Die Landung sei besser gelaufen als erwartet, sagte der NASA-Ingenieur Adam Steltzner, der gemeinsam mit einem Team das komplizierte Manöver entwickelt hatte, bei einer Pressekonferenz nach dem Aufsetzen des Rovers.

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„Die äußeren Bedingungen auf dem Mars waren etwas freundlicher, als wir erwartet hatten. Es war eine wunderschöne Landung“, so Steltzner weiter. Zudem seien noch rund 140 Kilogramm Reservetreibstoff an Bord. „Und ich hatte im Vorfeld immer Angst, dass wir nicht genug Treibstoff haben werden. Da habe ich mir wohl umsonst Sorgen gemacht.“ Auf dem Mars braucht „Curiosity“ den Treibstoff nicht mehr, denn der Rover wird mit einer Atombatterie betrieben.

Das erste Bild der NASA nach der Landung.

Reuters/NASA TV

Eines der ersten Bilder, die der Marsrover zur Erde sandte

Erste Fotos zeigen noch Landungsstaub

Nur wenige Minuten nach der Landung erreichten erste von „Curiosity“ auf dem Mars geknipste Fotos die Erde. Auf den sehr niedrig aufgelösten Bildern der NASA sind der steinige Boden des Planeten, ein Schatten des Roboters und viel Staub zu sehen, den der Rover bei seiner Landung aufgewirbelt hat. Fotos in besserer Qualität sollen nachfolgen.

Frenetischer Jubel und Freudentränen

Der Rover hatte um genau 7.32 Uhr MESZ auf dem Mars aufgesetzt. Im Kontrollzentrum der NASA im kalifornischen Pasadena brach nach daraufhin minutenlanger Jubel der Erleichterung aus. „Das ganze Team ist außer sich“, sagte NASA-Manager Peter Theisinger.

Jubel nach geglückter Landung

APA/EPA/Michael Nelson

Erleichterung und Freude bei der NASA-Crew

„Es ist ein unglaubliches Gefühl.“ Viele Forscher hatten Tränen in den Augen. Auch bei der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) in Darmstadt in Deutschland und an der mit einem Strahlenmessgerät beteiligten Universität Kiel gab es viel Beifall und strahlende Raumfahrtexperten.

Mit 300 Meter pro Tag unterwegs

Rund zwei Jahre lang soll das sechsrädrige Roboterfahrzeug auf dem Roten Planeten nun nach Spuren von Leben suchen. „Die Geschichte von ‚Curiosity‘ hat also gerade erst begonnen“, sagte NASA-Manager John Grunsfeld. Bis zu 300 Meter soll das Gefährt an einem Tag zurücklegen, und das bei Temperaturen von bis zu minus 150 Grad Celsius. Die Pressekonferenz der Experten wurde immer wieder von Jubel und Klatschen der Zuschauer, unter denen sich auch viele NASA-Mitarbeiter befanden, unterbrochen.

Auf seiner Fahrt über den Planeten wird der Roboter auch sichtbare Spuren hinterlassen, wie der deutsche „Spiegel“ berichtet. Denn die Konstrukteure des Jet Propulsion Laboratory (JPL), die den Rover steuern, haben es sich nicht nehmen lassen, ein witziges Detail am Gefährt einzuplanen. So drücken die Reifen von „Curiosity“ beim Abrollen den Morse-Code des Instituts in den Marsstaub.

Jahrelang geübt

Das komplizierte Landemanöver war von NASA-Ingenieuren jahrelang geprobt worden. Mit Fallschirm, Korrekturdüsen und einem Kran setzte „Curiosity“ sicher auf und bricht nach dem Rover „Sojourner“ (1997) und den Zwillingsfahrzeugen „Spirit“ und „Opportunity“ (2004) zur dritten großen Marserkundung auf. Für die US-Raumfahrtbehörde stand dabei einiges auf dem Spiel: Nach Budgetkürzungen ist die Mission wohl „das letzte Hurra im Planetenprogramm der NASA für einige Jahre“, wie es die „New York Times“ formulierte.

Fahrzeug "Mars Curiosity"

AP/NASA/JPL-Caltech

Eine Krankonstruktion ermöglichte die Landung

„Verrücktes“ Landemanöver

Dementsprechend genau wurde das Landemanöver durchgeplant. Statt Airbags wie bei den deutlich kleineren Rovern „Spirit“ und „Opportunity“ wurde ein komplizierter Kran konstruiert, der das 900 Kilogramm schwere Gefährt, dass sich mit 21.000 km/h auf den Mars zubewegte, abstoppte und es die letzten Meter zur Oberfläche „abseilte“. Es möge sich vielleicht „verrückt“ anhören, sagte NASA-Ingenieur Steltzner im Vorfeld vor Journalisten. „Aber ich versichere Ihnen, dass es die am wenigsten verrückte Methode ist, mit der man einen Rover, der so groß ist wie ‚Curiosity‘, auf dem Mars landen kann.“

ESA half bei Überwachung mit

„Wenn man sich vorstellt, was alles hätte schiefgehen können, dann fällt einem schon ein gewaltiger Stein vom Herzen“, sagte der deutsche Astronaut und Direktor für bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb bei der ESA, Thomas Reiter. „Curiosity“ ist mit rund 1,9 Milliarden Euro die teuerste und gleichzeitig auch die technisch ausgefeilteste Mission, die je zum Roten Planeten geschickt worden ist.

„Jetzt haben sie einen funkelnagelneuen Wagen da oben stehen, ganz so, als hätten sie ihn gerade beim Autohändler gekauft“, so Michel Denis von der ESA. Die ESA hatte die Landung mit Hilfe der Sonde „Mars Express“ überwacht. „Curiosity“ hat mit rund 900 Kilogramm das Gewicht eines älteren Kleinwagens - und ist damit mehr als viermal so schwer wie seine Vorgänger „Spirit“ und „Opportunity“.

„Unglaubliche Errungenschaft“

US-Präsident Barack Obama lobte die Landung als eine „beispiellose technologische Leistung“. „Heute haben die USA auf dem Mars Geschichte geschrieben“, sagte Obama einer Mitteilung zufolge. Die Landung des Roboterfahrzeugs werde in der Zukunft als „Argument des Nationalstolzes“ dienen. „Die Räder von ‚Curiosity‘ haben heute den Weg frei gemacht für menschliche Fußstapfen auf dem Mars“, sagte NASA-Direktor Charles Bolden. „Das ist eine unglaubliche Errungenschaft.“

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