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Kulturelle Hürden bei Rückkehr

Wer es sich leisten kann, schickt seinen Sprössling zum Studium nach Europa oder in die USA - das galt in China lange Zeit als Prämisse für eine vielversprechende Zukunft für den Nachwuchs. Immer mehr junge Chinesen, die nach ihrem teuren Auslandsaufenthalt zurückkommen, müssen jedoch erkennen, dass sich dieser womöglich so gar nicht bezahlt macht.

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Der Grund, warum ein Überseestudium von chinesischen Firmen lange Zeit sehr geschätzt wurde, sind laut einem Bericht der BBC die ausgezeichneten Sprachkenntnisse, mit denen die Studenten heimkehren.

„Früher brachte ein Studium im Ausland sehr gute Sprachkompetenzen mit sich“, so Simon Lance, Regionalleiter der Personalfirma Hays. Die Werte, aufgrund derer Firmen Auslandsstudenten einstellten, hätten sich aber geändert, so Lance weiter. Chinas Universitäten haben längst aufgeholt, was den Sprachenunterricht betrifft.

Sinnvoll für Karriere in internationalem Konzern

Für jemanden, der sich allein durch den Auslandsaufenthalt automatisch einen gutbezahlten Job erwartet, zahle sich das deshalb nicht mehr aus. „Aber als Teil einer langfristigen Karriereplanung womöglich in einem multinationalem Konzern ist es ein guter Startpunkt“, so Lance weiter. Der Experte empfiehlt jedem Studenten, im Ausland nicht nur Studien- sondern auch Berufserfahrungen zu sammeln. Das würde die Chancen deutlich erhöhen.

Jobs an sich gebe es genug, berichtet IVy Weng, die in den USA ihren Master in Media and Cultural Analysis machte. Das Problem sei jedoch, dass die Löhne dafür katastrophal seien. Als sie nach China zurückkehrte, wurden ihr Gehälter zwischen 500 und 1.000 Dollar angeboten - die Hälfte davon würde sie alleine für Wohnkosten ausgeben müssen.

Hinzu kommen hohe Schulden, die ihre Familie angehäuft hat, um ihre Ausbildung zu finanzieren. „Chinesische Firmen wissen ganz genau, wen sie wollen - jemanden der alles so macht, wie es ihm befohlen wird, und das für wenig Geld“, so Wang gegenüber der BBC. Sie hat nun einen Job in einem Schweizer Unternehmen gefunden.

Zu aufmüpfig?

Aber es sind nicht nur niedrige Löhne und gut qualifizierte Konkurrenz, die den heimkehrenden Studenten die Jobsuche erschweren, sie bekommen auch kulturelle Differenzen zu spüren. Zwar seien junge Menschen mit einem fremden Bildungshintergrund und ausgezeichneten Englischkenntnissen erwünscht, gleichzeitig wolle man diese jedoch kontrollieren, beklagt Wang.

"Für einen ausländischen Konzern zu arbeiten, bedeutet, dass ich ausführen kann, was ich bis jetzt gemacht habe und erreicht habe, wohingegen ich in einer chinesischen Firma einfach still sein müsste. Absolventen mit Auslandserfahrung würden als streitsüchtig angesehen - was nicht dem Bild des nachgiebigen Angestellten entspricht, das sie sich wünschen. Gerade solche Eigenschaften würde diese Absolventen jedoch gerade für multinationale Konzerne interessant machen, ist Lance überzeugt.

Halbherziger Wandel angestrebt

Nichtsdestotrotz befinde sich das Land in einem Wandel. „Es gibt einen Wechsel von den sehr hierarchischen Systemen hin zu mehr westlichen flexiblen Strukturen, wo die erwartete Bezahlung und Aufstiegschancen mehr von den Fähigkeiten und dem eigenen Verdienst abhängen als von den geleisteten Dienstjahren“, so der Personalexperte. „Viele Firmen erkennen, dass sie Kandidaten mit internationalen Fähigkeiten und Erfahrungen brauchen, aber sie haben bisher noch nicht ihre Kultur geändert, um diese Menschen zu gewinnen und zu behalten.“

Viele weichen auf Selbstständigkeit aus

Viele schlagen jedoch einen anderen Weg ein: Mehr als 186.000 Studenten kehrten im Jahr 2011 von einem Übersee-Aufenthalt nach China zurück. Wie die Zeitung „China Daily“ berichtet, machten sich von ihnen 20.000 selbstständig, weil sie sich dadurch den besseren Job erwarten.

Früher seien lediglich jene nach China zurückgekehrt, die in den USA „nicht überlebten“, erzählt ein ehemaliger USA-Student, der in China seine eigene Firma betreibt. Heute jedoch kämen die Absolventen mit großen Karriereerwartungen und ganz klaren Ambitionen zurück.

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