Themenüberblick

Bedarf in Österreich gedeckt?

Die angeschlagene Drogeriemarktkette Schlecker Österreich ist an die österreichische Restrukturierungsgesellschaft TAP 09 verkauft worden. Die Drogeriemarktkette soll unter dem Namen „daily“ zu einer Nahversorgungskette umgebaut werden. Rund 4.600 der 5.000 Mitarbeitern will der Fonds eine Weiterbeschäftigung anbieten. An dem Konzept werden allerdings bereits Zweifel laut.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Vielleicht gelingt den neuen Schlecker-Eignern die Lösung des Gordischen Knotens. Ich hoffe darauf, allein mir fehlt der Glaube.“ Das sagte Peter Schnedlitz, Vorstand des Instituts für Handel und Marketing der WU Wien, am Dienstag zur APA. Schließlich sei Österreich mit 6.000 Geschäften bereits „overstored“. An den meisten Standorten seien in der Vergangenheit schon Lebensmittelketten wie ADEG, Nah & Frisch und Spar gewesen.

Schon jetzt breiteres Sortiment

Auch mit Lebensmitteln und Tierfutter habe Schlecker auf dem Land bereits gehandelt, und die Geschäfte seien neu einzurichten, „vor allem bei neuen Waren“. Er könne sich derzeit beim „daily“-Konzept noch „keinen Unterschied zu zum Beispiel ADEG-Geschäften am Land“ vorstellen. Die Standortgarantie „hat mich am meisten überrascht“, so der Professor. „Am Land war Schlecker ja auch bereits als Nahversorger tätig", so Schnedlitz. Die Sortimente waren schon sehr lokal adaptiert. Auch Getränke wurden von Schlecker schon immer verkauft.“

Kleine Geschäfte „nicht mehr zeitgemäß“

Auch der Abzug von Lebensmittelhändlern, deren Standorte Schlecker oftmals bezog, „ist wohl nicht ohne Grund erfolgt“. Zudem seien „Geschäfte mit weniger Fläche als 250 Quadratmeter nicht mehr zeitgemäß“, und Schlecker habe davon „einige“. Die Forderung nach einer Mietreduktion der Investoren sei „sehr überraschend“: „Gerade Schlecker dürfte eine sehr niedrige Miete zwischen zwei und 3,5 Prozent vom Umsatz zahlen.“

Eine „Welt außerhalb von BIPA und dm, die allerdings einen sehr guten Job machen, wäre aber für alle gut“, so Schnedlitz. Dm und BIPA hätten auch die guten Standorte. „Insgesamt gibt es im Drogeriemarktbereich in Österreich, wo die Gewinnspannen geringer sind als in anderen Handelsbereichen, aber kein Wachstum, sondern einen Verdrängungswettbewerb.“ Jedenfalls wäre Schnedlitz „ein begeisterter Zeitzeuge, wenn es gelingt, nun eine Erfolgsstory zu schreiben“.

Orte schon jetzt „überversorgt“

Skeptisch zeigte sich auch Investor Josef Taus, der ebenfalls um 100 Schlecker-Filialen mitgeboten hatte. Er sprach gegenüber dem „Kurier“ von einer „riesigen logistischen Herausforderung“, die jemand nur schaffe, „wenn dahinter ein sehr reicher Mann oder ein anderes Handelsunternehmen steht“. Auch Nah-&-Frisch-Firmenchef Georg Pfeiffer kann sich nicht vorstellen, dass sich das Nahversorgerkonzept rechne. Größere Ortschaften seien schon jetzt „überversorgt“. Dass er mit an Bord sei, dementierte er gegenüber dem „Kurier“.

Investor plant weitere Filialen

Schlecker-Finanzinvestor Rudolf Haberleitner dürften diese Aussichten nicht abschrecken. Im Gegenteil, er will die Anzahl der heimischen Filialen bis 2016 ausbauen, wie er im ZIB24-Interview sagte. Derzeit betreibt Schlecker in Österreich rund 900 Filialen, binnen vier Jahren sollen es bis zu 1.150 sein. „Es ist absolut daran gedacht - auch in Österreich -, die Filialen jetzt zu halten und die noch auszubauen“, so der 67-Jährige.

Schlecker-Firmenanwalt Klaus Ferdinand Lughofer sagte gegenüber dem „Kurier“, die neue Kette wolle Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot und Wurst anbieten. Darüber hinaus gibt es aber noch andere Geschäftsmodelle: Produkte wie Elektronikgeräte und Kleidungsstücke, die via Onlineshopping bestellt werden, sollen in den Geschäften abgeholt werden können. Auch Post-Partnerschaften hat man im Auge.

Mitarbeiter erleichtert

Großes Aufatmen herrschte in den heimischen Schlecker-Filialen: Die Angestellten der Drogeriemärkte wurden vom Verkauf zu Mittag positiv überrascht. „Hurra, ihr seid gerettet!“, hätten die Kunden gerufen, als sie zu ihr in den Laden gestürmt seien, erzählte eine Schlecker-Filialleiterin in Wien im Gespräch mit der APA.

Sie seien zwar am Montagabend per Fax von den Vorgesetzten darüber informiert worden, dass ein Investor in Aussicht sei, erzählte die Wienerin. Dennoch habe sie - mangels aktueller Informationen - erst am Dienstag zu Mittag die erlösende Nachricht von den Kunden erhalten.

Ein bisschen Skepsis war dennoch zu spüren. „Mit dem neuen Namen könnte ich leben. Ich frage mich nur, was aus der Marke wird. Schließlich haben wir viele Kunden, die seit Jahren wegen der Eigenmarke herkommen“, fragte sich die Leiterin einer anderen Filiale. Sie sei nun vor allem gespannt darauf, wie die Produktpalette gestaltet werde und ob die Läden ein ganz neues Gesicht bekämen.

Links: