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Schon lange Krisen- und Insolvenzberater

Wenig ist in der Öffentlichkeit bisher bekannt über den Fonds TAP 09, der nun Schlecker Österreich zur Gänze übernommen hat. TAP 09 steht laut Homepage für „The Turnaround-Platform“, 2009 war der Private-Equity-Fonds von Rudolf Haberleitner gegründet worden. Er tritt schon seit Jahrzehnten immer wieder als Krisen- und Insolvenzberater auf. Der Kauf von Schlecker Österreich gilt als sein bisher größter Coup.

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Welche Investoren bei der Schlecker-Übernahme hinter dem Fonds stehen, wurde offiziell nicht bekanntgegeben und ist bisher auch nicht durchgedrungen. Laut Firmenbuch ist das Unternehmen als „GmbH und Co KG“ aufgebaut. Haberleitner ist 100-prozentiger Gesellschafter der TAP 09 Management GmbH, diese ist Kommanditistin der TAP 09 Invest GmbH & Co KG und Gesellschafterin der TAP 09 Invest GmbH. Der 67-jährige Haberleitner firmiert als Alleingeschäftsführer und Alleingesellschafter.

Mindesteinlage 150.000 Euro

Auf der Homepage wirbt der Fonds mit seiner Unabhängigkeit von Banken und Finanzmärkten. Man biete Investoren eine „Plattform“ zum Erwerb von Mehrheitsbeteiligungen an Substanzunternehmen mit Liquiditätsschwierigkeiten. Die Mindesteinlage für Kommanditisten betrage 150.000 bzw. 200.000 Euro für Investoren aus Deutschland. Ausgesprochen hoch schätzt Haberleitner die Profitabilität seiner Investments ein: „Die Renditeerwartung für den Investor beträgt > 20 Prozent p.a. inkl. einer laufenden Verzinsung in der Höhe von 3 Monats-Euribor + 300 BP“, wirbt er auf der Homepage um Finanziers.

Schon Libro im Visier

Immer wieder wurde Haberleitner rund um Übernahmen von Pleiteunternehmen oder angeschlagenen Betrieben genannt. Der Unternehmensberater wollte schon beim insolventen Buch- und Papierhändler Libro einsteigen - wurde aber vom Investor und Ex-ÖVP-Obmann Josef Taus ausgebootet. Diesmal hat Haberleitner das Rennen für sich entschieden - wohl weil er bzw. sein Fonds das gesamte Unternehmen Schlecker Österreich mit allen Niederlassungen in Italien, Polen, Luxemburg und Belgien kaufte und Taus sich nur für 100 Filialen interessierte. Bei Palmers hatte Haberleitner den Kürzeren gezogen. Mit seiner MCS-Gesellschaft wurde Haberleitner vorwiegend im Modebereich aktiv.

Kritik für Job bei „Pleitenholding“

Kritik hatte Haberleitner auf sich gezogen, als 2001 bekanntwurde, dass er bei der staatlichen Gesellschaft des Bundes für industriepolitische Maßnahmen (GBI) nicht nur als Aufsichtsrat tätig war, sondern für eine Tagesgage von 30.000 Schilling auch als Berater für die „Pleiteholding“ werken sollte. Auch die damalige Infrastrukturministerin Monika Forstinger (FPÖ) geriet in die Kritik, sie wies die Vorwürfe zurück.

Auf der eigenen Homepage wirbt Haberleitner mit seiner Sanierungserfahrung: Seit 30 Jahren sei er als Unternehmer und Eigentümer eines internationalen Consultingunternehmens mit Fokus Restrukturierung, Turnaround-Management, M&A und Corporate Finance tätig, davor sei er im Topmanagement für internationale Unternehmen gewesen. Doch auch in eigener Sache setzt der Sanierer hier auf Diskretion: Namen werden keine genannt.

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