Geste mit Symbolcharakter
In einer historischen Geste der Versöhnung haben sich letzten Sommer die britische Queen Elizabeth II. und der frühere nordirische IRA-Mann Martin McGuinness die Hände gereicht und damit symbolisch einen Schlussstrich unter den jahrzehntelangen Nordirland-Konflikt gezogen.
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Das Treffen der Monarchin mit dem heutigen Vizechef der Regierung der britischen Provinz fand Ende Juli in einem Theater in Belfast statt. Elizabeth, deren Cousin Lord Mountbatten 1979 bei einem Attentat der Irisch-Republikanischen Armee getötet wurde, besuchte Nordirland aus Anlass ihres 60-jährigen Thronjubiläums. Während des 1998 beendeten Konflikts wurden 3.600 Soldaten und Zivilisten getötet.
Historisches Zusammentreffen
Es war das erste Mal, dass ein Vertreter der Sinn Fein, dem einstigen politischen Arm der für die Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland kämpfenden IRA, der Königin persönlich gegenübertrat. Bisher wurde die Queen, die formell auch Oberbefehlshaberin der britischen Streitkräfte ist, bei den nordirischen Republikanerin stets als Feindbild angesehen.
Dagegen hatte sie wiederholt unionistisch-protestantische Politiker getroffen, die für den Verbleib der Region bei Großbritannien eintreten. Mit deren Anführer Ian Paisley, mit dem er in der Regionalregierung saß, hat McGuinness längst Frieden geschlossen. Die Mehrheit der nordirischen Politiker begrüßte das Treffen der Königin mit dem früheren IRA-Kommandeur, das IRA-Abtrünnige und Angehörige von Opfern gleichermaßen ablehnten.
„Hat geliebten Menschen verloren“
McGuinness hat eingeräumt, in vorderster Reihe gegen die britischen Sicherheitskräfte gekämpft zu haben. Er habe aber niemanden getötet. In einem zum Treffen mit Elizabeth geführten Videointerview bezeichnete sich McGuinness als Vertreter derer, die unter der Gewalt des britischen Staates gelitten hätten. „Aber ich habe die Größe, zu begreifen, dass auch Königin Elizabeth einen geliebten Menschen verloren hat. Und natürlich gibt es Familien in Großbritannien, Mütter, Väter, Schwestern, Brüder und Kinder von Menschen, die als Soldaten hier hergeschickt wurden und die ebenfalls getötet wurden.“
Einer der Köpfe der IRA
McGuinness gilt als einer der Köpfe der Irisch-Republikanischen Armee, die mit einem bürgerkriegsähnlichen Aufstand in den 1970er und 1980er Jahren die Abspaltung Nordirlands von Großbritannien erreichen wollte. Von britischen Medien wurde er einst als „Staatsfeind Nummer eins“ bezeichnet. Seit Mitte der 1990er Jahre setzte er sich jedoch für die Aussöhnung ein und gilt als einer der Baumeister des Karfreitags-Friedensabkommens von 1998. Seit 2007 ist der Vizeministerpräsident einer All-Parteien-Regionalregierung in Belfast.
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