Unerfahrene Mitarbeiter
In den Wochen vor dem Start der Olympischen Spiele in London sollen einem Zeitungsbericht zufolge mehrere Terrorverdächtige an der Passkontrolle auf dem Flughafen Heathrow nicht erkannt und einfach durchgewunken worden sein.
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Die wegen Olympia zusätzlich eingestellten Mitarbeiter seien oft zu unerfahren, sagte ein Beamter der britischen Grenzbehörde, der anonym bleiben wollte, der Sonntag-Zeitung „Observer“. Sie hätten zu wenig Zeit, sich einzuarbeiten. Wenn verdächtige Passagiere, die auf der Liste des Innenministeriums stehen, an der Passkontrolle auftauchen, müssten eigentlich auf Anti-Terror-Einsätze spezialisierte Kollegen eingeschaltet werden, hieß es in dem Bericht.
Während seiner Schichten sei das seit Anfang Juli in mindestens drei Fällen nicht passiert, sagte der Beamte. Der „Observer“ zitiert einen weiteren Mitarbeiter der Behörde, der von fünf Fällen allein an einem einzigen Tag sprach. „Wenn sie einmal drinnen sind, weiß man nicht, wohin sie weiterreisen werden“, sagte der Beamte.
Skandal weitet sich aus
Damit weitet sich der Skandal um die Sicherheitsfirma G4S, die erst vor wenigen Tagen eingestand, dass sie die vertraglich zugesagte Zahl von 10.000 Mitarbeitern für die Spiele nicht zusammenbekommt, immer mehr aus. Angeworbene Mitarbeiter berichteten in britischen Zeitungen, die Tests seien ohnehin sehr lax gewesen, praktisch jeder habe bestanden, unabhängig von seinen Leistungen.
Und trotzdem schaffte es die Sicherheitsfirma bisher, lediglich rund 4.000 zu rekrutieren - und G4S musste zudem eingestehen, dass nicht einmal sicher sei, dass alle von ihnen Englisch sprechen bzw. verstehen. Nun muss kurzfristig die britische Armee mit Tausenden zusätzlichen Soldaten einspringen, um die Sicherheit der Spiele zu gewährleisten. Insgesamt werden nun 17.000 Militärangehörige in London und Umgebung im Einsatz sein.
G4S entschuldigt sich
Die für die Absicherung der Olympischen Spiele zuständige Sicherheitsfirma G4S hat sich für ihr Versagen bei der Rekrutierung von ausreichend Personal entschuldigt. „Wir sind tief enttäuscht, dass wir nicht in der Lage waren, unseren Vertrag mit (dem Organisationskomitee, Anm.) LOCOG voll zu erfüllen“, sagte der Vorstandschef des weltgrößten Sicherheitsdienstleisters, Nick Buckles, in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung.
Das Unternehmen sei sich bewusst, das auf G4S wegen der Probleme Kosten in Höhe von schätzungsweise 35 bis 50 Millionen Pfund (44,5 bis 63,6 Mio. Euro) zukommen würden. Am Vortag hatte der britische Premierminister, David Cameron, gesagt, G4S müsse zur Kasse gebeten werden. Der Fall soll auch auf politischer Ebene untersucht werden. G4S-Chef Buckles wurde vor den Innenausschuss des Unterhauses geladen.
Waren Probleme längst bekannt?
Wenige Tage vor dem Start der Olympischen Sommerspiele in London (27. Juli bis 12. August) rückt unterdessen auch die britische Regierung im Skandal um fehlende Sicherheitskräfte weiter in die Kritik. So sollen sich hohe Beamte des Innenministeriums seit drei Wochen täglich mit Vertretern der privaten Sicherheitsfirma G4S und des Organisationskomitees getroffen haben, berichtete der Sender BBC.
Innenministerin Theresa May hatte dagegen vergangene Woche gesagt, man habe erst vor wenigen Tagen erfahren, dass G4S nicht genug Sicherheitsleute für die Spiele zur Verfügung stellen könne. Daraufhin wurden 3.500 weitere Soldaten für Olympia abgestellt, insgesamt sichern jetzt 17.000 das größte Sportereignis der Welt.
Zahl von 2.000 auf 10.000 erhöht
Die Zeitung „Independent on Sunday“ berichtete, dass das Innenministerium sogar bereits im September 2011 von Problemen bei G4S erfahren habe. Das Ministerium bestätigte die Berichte, erklärte aber, man habe die Probleme gelöst. Im Februar 2012 habe es so ausgesehen, als ob G4S das nötige Personal bekomme. Erst vergangenen Mittwoch sei klar geworden, dass G4S seinen Vertrag nicht erfüllen könne.
Die Firma hatte den Auftrag, 10.000 Sicherheitsleute für die Spiele zu finden. Ursprünglich hatte diese Zahl bei 2.000 gelegen, das Ministerium hatte sie dann aber im Dezember nach der Überprüfung des Sicherheitskonzepts für die Spiele entsprechend erhöht.
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