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„Sieht gut aus“

Ein Sonnensturm hat die Erde erreicht, aber zumindest vorerst keine nennenswerten Schäden angerichtet. Bis zum Sonntagmorgen (MESZ) gab es keine Berichte über beschädigte Satelliten und ausgefallene Handy- und Funkverbindungen. „Im Moment sieht es so aus, als hätten wir es ganz gut überstanden“, sagte Markus Landgraf vom ESA-Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt.

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Ausgestanden sei der Sturm allerdings noch nicht ganz: „So ein Phänomen dauert ein paar Tage und bringt das Magnetfeld mächtig in Schwingung“, sagte Landgraf der Nachrichtenagentur dpa. Der Sturm hatte sich bereits am Donnerstag von der 150 Millionen Kilometer entfernten Sonne gelöst.

Die Hauptfront des Sturms, der am Donnerstag auf der Sonne ausgebrochen war, traf nach Angaben von US-Astronomen am Samstagabend (MESZ) die Erdatmosphäre. „Geringe geomagnetische Sturmaktivitäten treten jetzt auf“, teilten Experten vom Nationalen Meteorologischen Institut (NOAA) mit. Der Sturm habe die Stärke eins der bis fünf reichenden Skala.

Sonnensturm

APA/NASA

NASA-Aufnahme von der Eruption auf der Sonne, die den Sturm auslöste

Ausfälle noch möglich

Allerdings gaben die Astronomen keine Entwarnung: Die Aktivitäten könnten sich im Laufe des Wochenendes steigern und die Stärke zwei erreichen. Während die Satelliten keine Schäden erlitten haben, könnten Stromnetze und Handyverbindungen durchaus noch beeinträchtigt werden, erklärte Landgraf. „Stromnetze reagieren mehr auf das Erdmagnetfeld, und das ist ja gerade erst dabei, sich zu rekonfigurieren.“

Ein Nordlicht-Farbenspiel hinter einer Allee von Bäumen

APA/dpa/Guido Pietsch

Polarlichter im Westfälischen Münsterland

Stromausfälle, Satelliten- und Funkstörungen

In der Folge von Sonnenstürmen können Stromnetze und Handyverbindungen beeinträchtigt werden, ebenso der Flugverkehr. Die Auswirkungen könnten Skandinavien, Kanada und Nordeuropa treffen. 2003 führte einer der schnellsten Sonnenstürme in den Aufzeichnungen unter anderem zu einem mehrstündigen Stromausfall in Schweden, einem Ausfall des europäischen Flugradars, zur Verschiebung von über 60 Flügen in den USA und zum Verlust des Forschungssatelliten „Midori 2“.

Polarlicht über der Erdoberfläche

Reuters/ISS Crew Earth Observations

Polarlicht über der Erdoberfläche

1989 legte ein schwerer Sonnensturm die Stromversorgung von Millionen Kanadiern für mehrere Stunden lahm und unterbrach den Kontakt zu rund 1.600 Satelliten. Zwar hätten viele Stromversorger seitdem nachgerüstet, der Sonnensturm von 1989 sei im historischen Vergleich jedoch nicht einmal ein besonders starker gewesen.

So habe ein Weltraumwetterereignis 1859 schwere Schäden im gerade entstehenden Telegrafennetz verursacht und Feuer in Telegrafenstationen entfacht. Eine Studie des britischen Strom- und Gasversorgers UK National Grid legt laut Forscher Mike Hapgood nahe, dass ein derartiges Ereignis heute manche Regionen für mehrere Monate von der Stromversorgung abschneiden könne.

Nahaufnahme einer Explosion an der Sonnenoberfläche

AP/NASA

Koronaler Massenauswurf

Elfjähriger Zyklus

Die Sonnenaktivität schwankt im Rhythmus von etwa elf Jahren zwischen ruhigen und besonders aktiven Phasen. Während einer aktiven Phase treten vermehrt Sonnenflecken auf. Die damit verbundenen starken Magnetfelder können große Gaswolken aus den Außenschichten der Sonne ins All schleudern. Diese sind elektrisch geladen und stören daher das Erdmagnetfeld, wenn sie die 150 Millionen Kilometer entfernte Erde kreuzen.

Seit 2010 steigt die Aktivität der Sonne wieder an. Der Sonnenwind - ein beständiger Fluss geladener Sonnenteilchen, der die Erde umströmt - wird zunehmend böig, Sonnenstürme werden häufiger und stärker. Für Mitte 2013 rechnen Experten mit einem Maximum der Sonnenaktivität - aus ihren Außenschichten werden dann besonders oft große Gaswolken ins All geschleudert.

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